Martina
„Ich muss los!“ Martina umarmte noch einmal ihre drei, die schon beim Abendbrot saßen und betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel. In Ermangelung einer stilvolleren Garderobe hatte sie lediglich wieder ihr leichtes Sommerkleid über ihren ´Panzer` gezogen. Stephan hatte zwar anfangs skeptisch geblickt, als er sie beim Anziehen beobachtete, aber er war eh schon ausgiebig ausgelaugt von ihr. Zum Glück hatte das Bett diesmal alles heil überstanden.
„Seh ich dich heut noch?“
„Ich hoffe doch. Schatz, wofür hältst du mich?“
„Gut, dann bis nachher. Machs nicht so doll…“
Aber da war sie schon im Hausflur, huschte auf ihren bisher einzigen Stöckelschuhen nach unten, wo Ismir schon stilgerecht am Taxi stand, ihr die Beifahrertür aufhielt und diese auch wieder schloß, als sie drinnen war.
„Na Madame,“ blinzelte er ihr zu, „hast du bemerkt, dass deine Familie oben aus dem Fenster schaute?“
„Sicher doch. Sie akzeptieren es zwar, aber wissen noch nicht so recht, woran sie jetzt mit mir sind.“
„Ich wäre auch sehr skeptisch, glaub mir!“ Dabei legte er ´unabsichtlich` seine rechte Hand auf ihren Oberschenkel, worauf er ein zischendes „Ismir!“ zu hören bekam.
Er ließ seine Hand trotzden dort liegen und sie … akzeptierte es.
„Hast du Bea abgeliefert?“
„Natürlich und sicher zu auch deiner vollen Befriedigung. Sie hat sich bei mir ausgezogen und hatte eigentlich wenig Schamgefühl, war aber sehr nervös.“
„Sie ist es wohl schon gewöhnt. Gestern auf der Feier war sie die ganze Zeit über nackt.“
„Ich hab auch in der Einfahrt gewartet, bis Roger rauskam.“
„Nur Roger?“
„Nein, auch Maren.“
„Sehr gut. Dann wird sie gleich wissen, auf wen sie ebenfalls noch hören muss.“
„Hörst du auch auf Maren?“
„Sicher. Maren war schon immer die Dominierende von uns. Aber“ sie schmunzelte, „ich kenn bei ihr ein Zauberwort!“
„Aha? Und wie heißt das?“
„Ismir, für wie blöd hältst du mich! Glaubst du, dass ich dir das verrate?“
Er lachte nur. „Wohl kaum. Du bist wirklich eine außergewöhnliche Frau, Martina. Mal lockend, mal fordernd, mal suggestiv, mal beinflussend, mal geil…“
„Welche gefällt dir am Besten?“
„Er legte die rechte Hand wieder an das Lenkrad. Alles an dir. Du … weißt was du willst und bisher jedenfalls weißt du deine Qualitäten auch einzusetzen.“
„Whow! Das hast du jetzt schon erkannt? Aber tröste dich: Bis vor 3 Tagen war ich nur eine kleine unscheinbare brave Hausfrau…“
„Und Roger hat dich so verändert…“
„Hmm. Im Nachhinein glaub ich inzwischen, dass es nicht nur Roger war. Er war der Auslöser, ja. Aber Maren war immer dabei… Egal.“
Sie sah auf die Straße. „Hier also wohnt die Highsociety der Stadt. Hast du oft Touren von und nach hier?“
Er schmunzelte. „Jetzt kommt auch gleich wieder die Frage, welche alles von oder zu den beiden älteren Herren war oder?“
„Ismir, das ist nicht fair. Du durchschaust mich zu schnell.“ Lachend schlug sie ihm ans Bein.
„Ich?“ Er grinste frech, „isch nur türkische Taxifahrer, isch nichts wissen oder durch kucken.“ Dabei zeigte er auf zwei große Villen. Die linke ist Steingräber, die rechte gehört dem Professor. Alle Achtung. Du bist schon sehr schnell aufgestiegen.“
„Frau tut was sie kann!“ Dabei schaute sie auf die Uhr 7:55 „Eine Frau, die zu pünktlich ist, wirkt unseriös. Holst du mich nachher ab?“ Dabei sah sie ihn verschwörerisch an, zog ihr Kleid hoch bis an die Hüfte, „vielleicht ….“ Sie lachte und zog es wieder nach unten.
„Und der Hund sieht den Knochen und sabbert gierig.“
Ismir war ebenfalls nicht auf den Mund gefallen. „Seh zu, dass du den reiferen Herren nicht zu sehr den Kreislauf hochjagst. Und jetzt raus mit dir. Cu und trotzdem viel Erfolg und Spaß.“
Lachend stieg sie aus und stöckelte auf das linke Anwesen zu, registrierte anerkennend, dass er wartete, bis ihr die Tür geöffnet wurde.
Ismir passte auch auf sie auf…
Eine schon reichlich reifere Haushälterin öffnete ihr, sah etwas missbilligend an ihr herunter.
„Herr Steingräber und Herr Professor Bohnsack erwarten sie bereits im Kaminzimmer. Würden sie mir bitte folgen?“ schnarrte sie nasal herunter.
Martina konnte es nicht lassen. „Wieso glauben sie zu wissen, dass die Herren gerade mich erwarten?“
„Herr Steingräber hat selten Damenbesuch und wenn eine wie sie nun nach dem letzten Abend hier vor der Tür steht…“
„Eine wie ich… Interessant. Ich bewundere ihre Menschenkenntnis, Frau..?“
„Ich bin hier nur die Haushälterin. Herr Steingräber ruft mich Hanna.“
„Weil er sich nicht umgewöhnen wollte und ihre Vorgängerin ebenfalls Hanna hieß?“
„Woher schließen sie das?“
Martina lächelte süffisant. „Weil sie mir nur den Rufnamen, mit dem ihr Herr sie ruft sagten, nicht ihren eigentlichen. ´Eine wie ich`erkennt sowas sofort. Aber wenn sie mich ankündigen – ich heiße Martina und dieses ist mein richtiger Name.“
Sprachlos öffnete ´Hanna` ihr nun die Tür. „Die Dame .. Martina ist eingetroffen.“
„Danke Hanna. Sie können Feierabend machen.“
Beide standen auf und umarmten nun den Gast, die sich allerdings lächelnd an den Gastgeber wandte. „Soll ich dich von nun an bedienen? Lass sie doch im Hintergrund warten. Eine gute Dienerin wartet gerne auf die Anweisungen ihres Herren, oder Hanna?“
„Martina, was führst du im Schilde?“
„Eine wie ich möchte sich vielleicht auch einmal bedienen lassen?“
Hanna stand noch immer an der Tür und kochte bereits. „Herr Steingräber ist seit etlichen Jahrzehnten schon mein Arbeitgeber und er sah nie einen Grund oder eine Veranlassung, mich despektierlich zu behandeln.“
„Schade aber auch, oder?“ Lächelnd wandte Martina sich wieder dem Hausherrn zu.
„Ich kam ja eigentlich, weil ich etwas verwirrt war. Mir kam zu Ohren, dass irgendetwas unser Projekt beeinflussen könnte.“
„Martina, anscheinend hörst du sogar schon das Gras wachsen.“ Der Professor ließ sich in einen der beiden Sessel vor dem Kamin fallen. „Stimmt, mir wurde von einigen kontroversen Planungen berichtet.“
„Sogar schon mehrere, interessant.“ Sie sah sich nach einer Sitzgelegenheit um, weil ihr Walther sich in den zweiten Sessel bequem gemacht hatte. Lediglich das große weiße Eisbärfell vor dem offenen Kamin bot sich ihr noch an. Sie drehte sich zu dem offenem Kamin hin, aus dem die Wärme der knackenden Flammen ihr entgegen strömte. „Und welche dieser kontroversen Planungen könnte für uns relevant sein?“
„Eigentlich alle.“ Steingräber beugte sich etwas vor. „Was möchtest du trinken, meine Liebe.“ Sie drehte sich zu ihm, immer noch nahe an den Flammen und hob hinten ihr Kleid etwas höher, dass die Wärme ihr unter den Rock fahren konnte.
„Darf ich mich an euch anschließen? Ich sehe, ihr habt da einen sehr guten Cognac auf dem Tischchen zwischen euch stehen.“
Hanna trat dazu. „Ich hatte einen Sekt für sie vorbereitet. Ich dachte…“
„Eine wie ich labt sich an der guten Hausmarke? Aber wenn sie mir nun doch lieber ein Glas wie den beiden Herren bringen könnten? Auch ich habe zeitweise Geschmacksanwandlungen und genieße derart exquisite Genüsse.“
Mit versteinerter Miene wurde ein halb gefüllter Schwenker gereicht. „Danke. Ich sehe, sie halten mich für eine sehr trinkfreudige Dame.“ Sie lächelte Walther zu. „Gibst du als der Gastgeber nun das Getränk frei? Ich würde gerne mit euch .. anstossen.“
„Hanna, sie können wirklich gehen. Wir kommen nun schon alleine klar, danke.“
Ihm wurde dieser Zickenkrieg zuviel. „Du magst es manchmal, zu provozieren, oder?“
„Ihr beide nicht?“ Sie stieß lächelnd mit beiden an. „Ihr schürt ja auch Unruhe, lasst uns im Unklaren, wer oder was sich gegen uns stellen will.“
„Aber Martina…“
„Ihr wisst schon, dass inzwischen sich schon einige weit aus dem Fenster gelehnt haben, um mit partizipieren zu können.“
„Sie hört wirklich das Gras wachsen.“ Der Prof erhob sich, stellte sich neben sie.
„Dass die Amerikaner nicht so kampflos aufgeben würden, war Roger oder besser Maren sicher auch schon klar. Dass sie sich nun Hilfe erkauft haben bei zwei Clans aus der Großstadt, sollte uns und auch euch mehr Kopfschmerzen bereiten. Ich habe schon Gegenmaßnahmen angeschoben. Roger sollte sich dringend mit seinen Securityleiter absprechen, bevor Sabotageangriffe ausgeführt werden könnten.“
„Aber die dürften eher das kleinere Problem sein.“ Steingräber hatte sich auch erhoben, sich auf ihre andere Seite gestellt, nippte an seinem Glas, „eher befürchte ich, dass uns die Presse in die Seite fahren könnte.“
„Wenn Publik wird, dass eventuell Altlasten im Boden sein könnten…“
„Wie du schon so schön sagtest: Könnten. Nur – sie sind vorhanden. Ich weiß es. Nicht umsonst lag das Gelände solange brach.“
Steingräber war sehr ernst geworden.
„Und trotzdem hast du uns in unseren Bemühungen so intensiv unterstützt?“
Er gab sich unschuldig. „Es war mir wohl entfallen.“
„Ihr wolltet wohl eher abwarten, bis Maren und auch andere Investoren mit dem Objekt auf die Nase fallen und dann..“
Der Professor seufzte auf. „Was bist du misstrauisch!“
Sie schmunzelte, nippte an ihrem Glas und hockte sich dann auf das Fell.
„Ihr Strategen! Also die Bunten und die Presse werden schweigen. An dem 2. Bürgermeister ist, wie du ja so schon vorgegeben hast, Jenn dran. An Herrmanich ist Juliette involviert. Auch der hätte eigene Interessen an dem Vorhaben. Zudem wird er den Bürgermeister lenken dürfen. Und das etwaige Altlastvorkommen – wer wird darauf kommen? In diesem Bereich werden doch überhaupt keine Baumaßnahmen durchgeführt. Im Gegenteil: wir wollen der Natur zurückgeben, was ihr schon ewig gehörte.“
Die beiden Alten sahen sich an. „Was habt ihr, besser du nun ausgeheckt?“
Martina setzte ihr Glas auf dem kleinen Tischchen ab. „Mir wird es allmählich warm hier vor dem Kamin. Darf ich?“ Sie zog ihr dünnes Kleidchen unter ihrem Hintern hoch und versuchte es, sich über den Kopf zu ziehen.. Natürlich waren ihr sofort beide Herren behilflich.
„Danke!“ lächelte sie. „Ihr wisst ja, nichts geht über eine gute Vernebelungstaktik. Euch vernebele ich die Gedanken, indem ich mich etwas freier offenbare, was ich übrigens gerne für euch mache, und den etwaigen Kritikern bieten wir auf dem Gelände großzügige Rückzugsmöglichkeiten für Mensch und Natur.“
„Das heißt?“
„Wir werden das Gelände nach Norden und Süden erweitern. Bisher haben wir zwar schon den Großteil der Freiflächen gesichert durch den Kauf des Studios, aber der im Norden angrenzende Bereich, sogar noch mit den etwas verfallenen Kaianlagen ist noch im Besitz der Stadt. Und vorsorglich hatte Maren schon eine Kaufoption auf den zusätzlichen Erwerb dieser Flächen beantragt. Natürlich würde damit auch der Kapitalaufwand etwas mehr strapaziert, aber wozu hat man potente Herren nicht nur als Geldgeber, sondern auch als Partner an der Seite... Reichst du mir nun bitte mein Glas, Walther? Wird euch eigentlich nicht auch schon etwas heiß unter euren Anzügen?“
Es wurde eine sehr anstrengende, zwischendurch von Telefongesprächen unterbrochene Sitzung. Gegen 10:30 zeigte sich bei Beiden die Grenzen der schon ältlichen Konstitution. Martina konnte es sich nicht verkneifen, vor die Tür zu schauen und zufällig die Haushälterin dort vorzufinden und sich vor ihr hinzuhocken.
„Hanna oder wie ist ihr richtiger Name?“ „Beate“ „Gut Beate, der Name gefällt mir schon besser.“ „Warum?“ „Weil das ´sie selbst` sind.
„Darf ich sie um etwas bitten?“
„Ja sicher. Darum bin ich doch wach geblieben..“
„Können sie ihren Walther, den Herrn Steingräber ins Bett bringen? Sie kennen ihn ja schon etliche Jahre und .. er ist wirklich zeitweise ein sturer Bock, aber dahinter..“
Ein Seufzen kam als Antwort.
„Seien sie etwas offener zu ihm. Ich werde ihm gleich mitteilen, dass ´Beate` ihn hoch in sein Zimmer bringt. Seien sie dann Beate, die Frau, die ihn anlächelt, ihn mal mit etwas überrascht und ihm Freude in seinen Alltag bringt. So von Frau zu Frau,“ sie reckte sich an ihr Ohr, “kochen sie ihn sich langsam gar. Ich habe ihn ja leider erst gestern kennen gelernt, aber trotzdem sofort gemerkt, dass ihm etwas fehlt. Geld allein kann es nicht sein. Jetzt wird er zwar die nächsten Wochen wieder so einiges um die Ohren haben. Vielleicht werde ich ihn ebenfalls noch öfter besuchen kommen, aber – sehen sie mich nie als Konkurrentin. Ich will ihm eine Freundin sein, eine, die ihn unterstützt. An seiner Seite müssen sie stehen. Sie als Beate, nicht als Hanna. Er muss eben noch mal umlernen, erkennen, was er an ihnen hat.“
„Warum sagen sie mir das alles? Sie kennen mich doch gar nicht. Woher wissen sie, dass ich…“
„Wenn er ihnen gleichgültig wäre, hätten sie nicht hier draußen gewartet, bis diese ´eine wie ich`endlich gegangen ist. Hab ich Unrecht?“
Beate hatte leicht feuchte Augen, als sie nickte. „Danke. Ich, ich werde mich bemühen.“ Sie griff nach Martinas Hand, drückte sie.
„Und wenn etwas sein sollte,“ sie erbat sich Zettel und Schreiber, „rufen sie mich hier unter dieser Nummer an.“
Als Nächstes rief sie an bei Ismir, dann ging sie wieder ins Kaminzimmer zurück.
„Hab ich euch zulange allein gelassen? Ihr habt schon wieder den Cognac am Hals.“ Sie rief nach draussen „Beate, können sie den Kamin noch etwas nachlegen?“
„Wieso Beate? Ich…“
Beruhigend nahm sie Walthers Hand. „Du hast selber Schuld. Warum musstest du mich kaufen. Jetzt hast du mich zusätzlich als deine Plage am Hals. Ich würde ja Sklavin aus deinem Mund akzeptieren, aber nicht Hanna. Und du hast mich ja auch schon kennen lernen dürfen. Ich hab manchmal handfeste Argumente, oder?“
Jetzt musste selbst er lächeln.
Kurze Zeit später läutete die Türglocke. Beate ging nachschauen, dann rief sie ins Zimmer: „Martina, ihr Taxi ist da!“
„Es dauerte nur Sekunden, bis sie nun wieder in ihr Kleid geschlüpft war, sich von beiden verabschiedet und aus der Tür war. Am Eingang umarmte sie die vormals so abweisende Haushälterin. „Nicht wieder unterbuttern lassen. Sagen sie sich einfach nur: ich bin Beate, oder? Und denken sie dran: ich werd immer mal wieder kontrollieren kommen.“
Als die Haustür fast hinter ihr zugefallen war, konnte sie Steingräber aus dem Kaminzimmer rufen hören: „Beate, können sie…“
Etwas erschöpft ließ sie sich bei Ismir auf den Vordersitz fallen. „Welch ein Abend! Fährt du mich, uns zu Roger?“
* * *
Juliette
Juliette musste sich beeilen. Ein Unfall unterwegs hatte sie aufgehalten, aber nachdem Polizei und Krankenwagen wieder unterwegs waren, löste sich der Stau auf.
Beim Vorbeirollen an dem total zerstörten Auto erkannte sie einen Schriftzug. Es war ihr zwar peinlich, aber fast instinktiv hatte sie die Unfallstelle und das Fahrzeug mit ihrem Handy aufgenommen. Dieser Beruf steckte ihr anscheinend in den Knochen.
Somit war es schon 20:07, als sie endlich, korrekt mit MundNasenmaske das exklusive Restaurant betrat.
Sie wandte sich fragend an den Chef du Rang, der ihr irgendwie bekannt vorkam. War das nicht…?
„Juliette, was machst du denn hier?“
Natürlich, der hatte gestern den Saal unter sich. Wie hieß der bloß noch? Egal.
„Ich hab hier eine Verabredung. Herr Herrmanich. Er hat einen Tisch reserviert und..“ „Stimmt. Ist das nicht der, der dich bekommen hat von dieser Frau Kinderjan?“
Ungläubig schaute sie auf den ca. 35 jährigen. „Was hast du für ein Namens- und Personengedächtnis! Stimmt. Und ich weiß nicht mal mehr deinen. Du hattest mich zwar mit eingestellt, aber …“
„Es war alles etwas hektisch am Anfang, stimmt. Aber es lief doch alles vorzüglich. Hat Spaß gemacht, dich arbeiten zu sehen. Wenn du mal nen Job im Serrvice brauchst, melde dich bei mir. Übrigens, fürs dein Gedächtnis: ich bin Jochen Steiner. Von hier wurde ich gestern freigestellt.“
„Warum dürft ihr hier eigentlich noch so unbeschwert arbeiten? Diese Auflagen..“
„Galten die nicht auch fürs Casino? Die einen machen die Vorschriften, die anderen halten sich dran. Die von uns machen sie. So, ich will dich nicht länger aufhalten. Ich bring dich zu deinem,“ er schmunzelte, „´Herrn`“
Etwas verwundert blickte Justus Herrmanich zu ihr hoch, als sie an seinen Platz gebracht und mit vollem Namen angekündigt wurde.
„Kennt ihr euch?“
Juli schmunzelte. „Gestern Abend war er der Chef du Rang. Er hatte mich eingestellt, anscheinend auch bei der Arbeit beobachtet. Die Welt ist eben klein in unserer kleinen Großstadt. Kann ich das Ding hier abnehmen?“
„Siehst du irgendeinen damit hier rumlaufen?“ Er legte seine Finger auf ihre Hand. „Ist dieser Platz angemessen für dich oder?“
„Solange du mich nicht in ein Separee schleifen willst, ist es ideal. Zwar sitz ich hier mit dem Rücken zum Saal, aber dafür hast du ja den Überblick.
Hast du schon bestellt?“
Er nickte. „Heute nur was Kleines. 3 Gänge, also wirst du das auch schaffen.“ Er ließ den Blick schweifen. „Hier trifft sich ebenfalls der gesamte Geldadel der Stadt. Wenn du etwas erreichen willst, musst du hier anfangen.“
“Oder im Casino, konnte ich nun ebenfalls feststellen.“
Justus lachte. „Hattest du jemanden erzählt, dass du hierher wolltest?“
„Nein, weswegen? Warum fragst du?“
„Weil da vorne die Frau Dr. Brunner mit dem Grabow von den Bunten aufgetaucht ist.“
„Bitte?“ Juli drehte sich verblüfft um. „Ich hatte keine Ahnung.“
Allerdings hatte Jenn sie ebenfalls schon erkannt und war impulsiv auf ihren Tisch zugestürmt. „Juli! Herr Herrmanich, was machen sie denn hier?“
„Das wollte ich grad dich fragen.“
„Mich hat Frieder eingeladen und ich hab ihn verdonnert, ein Lokal auszuwählen, wo es nicht nur Bio-und vegetarische Kost gibt. Das es der Yachtclub wurde..“
Justus legte eine Hand auf Juli’s Schulter und sah auch auf den Grabow...
„Wollen wir nicht zusammen einen Tisch nehmen? Schließlich sind wir beide ja sehr großzügig.. ´beschenkt` worden.“
„Aber die Haltbarkeitsdauer war befristet bis heute Morgen, jetzt sind wir alle wieder rein privat unterwegs. Also ich würde gerne, was meinst du, Frieder?“
Man erkannte sofort, wer bei diesen Beiden das Sagen hatte.
„Soll ich den Chef du Rang fragen?“ Justus nickte, also stand Juli auf und ging zu dem. “Jochen? Kann ich dich um etwas bitten?“
„Du? Aber sicher doch.“
„Hast du einen Platz für vier Personen? Wir haben grad festgestellt, dass Frau Dr Brunner mit Herrn Grabow ebenfalls gekommen sind und...“
„Soll ich dann nicht lieber gleich einen auswählen für 6 Personen? Ich hab hier noch eine Reservierung von Frau Dr. Kinderjan mit Frau. Allerdings einen 6er hab ich nur dahinten im Separee oberhalb der Empore.“
Juliette strahlte. „Das wird ja immer besser. Ich müsste zwar erst Rücksprache halten, aber mach es. Danke.“ Sie drückte dem völlig Überraschten einen Kuss auf die Wange und eilte zu ihrem Tisch. „Es gibt nur noch einen freien 6er Tisch oberhalb der Empore. Ist zwar nur ein Separee, aber…“
„Warum ein 6er-Tisch?“
Juli war ganz aufgeregt. „Weil gleich auch noch Frau Dr. Kinderjan, äh Johanna mit Barbara kommen.“
„Wirklich?“ Auch Jenn strahlte. „Barbara hatte mich auch einladen wollen, aber ich hatte ja mein ..Date und..“
Beide Männer sahen sich etwas enttäuscht an; nichts mit einem ruhigen Ausklingen des letzte Tages. Es dauerte auch nicht lange, bis die zwei noch Fehlenden zu ihnen an den Tisch geführt wurden und mehr als nur euphorische Klänge durch das ansonsten gesetzte Ambiente klangen.
Zum Essen wurde es zwar etwas ruhiger, aber es baute sich eine undefinierbare Anspannung auf, weil sowohl der Herausgeber als auch die Stadträtin und der 2. Bürgermeister keinen Draht zueinander fanden.
Als gegen 22:15 Uhr dann Herrmanich in seine Redaktion aufbrach, verabschiedete sich auch Jenn’s Begleiter, sodass die 4 Damen dann alleine sitzen blieben. „Und was machen wir jetzt?“
Jenn fiel ein, dass bei Roger ja die frische ´dev-Einführung` stattgefunden haben sollte, also rief sie bei Roger an. Maren meldete sich ebenfalls nicht. „Merkwürdig. Um 7 sollte sich Bea dort einfinden. Vielleicht weiß Martina mehr.“
´Ja, Martina?`
´Hi Tina, hier ist Jenn, Weißt du, wo Roger ist? Er meldet sich nicht, Maren nimmt auch nicht ab`
´Kann nicht sein, wir haben doch fast ständig den ganzen Abend telefoniert´
´Wo bist du gerade?`
´Ich bin auf dem Weg zu beiden. Will ihm Bericht erstatten`
´Sag nicht, du hast etwas klären können?`
´Sicher doch. Die Beiden wollten uns doch tatsächlich auflaufen lassen. Aber ich hab denen unsere neuen Gedanken vermittelt und nun sind sie wieder auf unserer Spur. Maren muß nun nur noch Kontakt aufnehmen zu Johanna, dass wir uns die Optionen auf die Vorkaufsrechte absichern…`
Jenn gab das Telefon weiter an ihre Mutter.
´Hallo Martina. Hier ist Johanna. Was für Vorkaufsrechte?`
´Was macht ihr denn zusammen? Wer ist noch bei euch?`
´Juliette und Barbara. Wir haben uns alle zufällig im Yachtclub getroffen`
´Unsere Begleiter sind leider schon wieder weiter…`
´Der Herrmanich und der Grabow?`
´Genau. Die kamen mit dem ganzen Weiberhaufen wohl nicht so recht klar`
Martina lachte.
´Du denkst aber dran, dass wir uns die warm halten müssen!`
´Natürlich!`
´Du Jenn, ich bin gleich bei Roger. Wollen wir uns da alle treffen?`
´Aber wenn was ist?`
´Keine Sorge, ich hab Ismir dabei`
Jenn begann zu lachen. ´Du lüsternes Weib!`
„Martina fragt, ob wir uns nicht alle treffen wollen bei Roger?“
Das Frauenpaar sah sich an, nickte zustimmend, auch Juliette zeigte Interesse.
´Okay, wir fahren dann gleich von hier los, sind in ca 10 Minuten dort. Wenn du oder wohl eher ihr früher da seid, wollt ihr auf uns warten?`
´Machen wir. Bis gleich!´
Johanna, Jenn und Barbara fuhren schon sofort los. Da Juli allerdings noch mit dem aufmerksamen Chef de Rang Jochen Steiner die Telefonnummern tauschen wollte, brauste sie etwas später hinterher…