Luftholen und Aufräumen...
Roger kniete sich neben Regina nieder, die im Arm von Martina lag. „Wie geht es ihr?“
„Siehst du doch,“ fauchte Martina ihn an, „diese Arschlöcher haben sie fast totgeschlagen, wenn sie nicht von Jenn und Johanna gestört worden wären.“
„Wie kamen die überhaupt rein hier?“
„An der Tür gab’s keine Einbruchspuren. Ich selbst hab auch nur den Code eingeben, den Maren mir gesagt hat und der funktionierte. Ich bin heilfroh, dass Ismir mit runter gekommen ist und auch Juli. Wie die reagiert hat! Die muss gespürt haben, dass da was faul ist..“
„Wieso?“
„Na, weil sie schon im Fahrstuhl ihren Tränengasspray rausgeholt hatte. Scheinbar hat sie ein Gespür für solche Sachen.“
„Und die hat den da zusammengeschlagen?“
Martina nickte. „Das ging alles so schnell. Dieser eine, der kam auf uns zu. Hatte ne Stange oder sowas in der Hand. Juli hat dem ihr Gas in die Augen gesprüht und dann …
Wenn ich so darüber nachdenke – die hat sich halb zurückgelehnt und im wieder Vorschnellen sich irgendwie gedreht und mit der linken Hand ihn am Hals getroffen. Der ist weggesackt wie…“
„Das Ergebnis sehen wir. Gut oder auch nicht gut.“ Roger küsste Regine auf die Stirn. „Komm wieder zu dir, Kleine!“
Er erhob sich wieder auf, ging rüber zu Barbara und Johanna. „Wie geht es euch?“
Bei beiden hatte sich der Schock schon wieder etwas gelöst, Barbara weinte zwar noch, aber Johanna hielt sie fest im Arm. „Was machen wir jetzt? Die Polizei anrufen?“
„Bleibt uns was anderes übrig?“ Roger war reichlich demoralisiert. „Wenn bei Regine nun etwas schlimmeres passiert ist.
Diese beiden Kerle da – scheiß drauf. Aber den da,“ er deutete auf den Bewusstlosen, „den bring ich noch zum Reden! Jetzt brauch ich Maren.“
„Ich bin doch schon hier, mein Meister.“ Sie war als erste wieder am Fahrstuhl erschienen. Bea, noch sehr aufgelöst und ebenfalls Jenn folgten ihr.
Vom Boden hörten sie ein leises Wimmern: Regina kam wieder zu sich.
Juli kniete sich neben sie. „Gibt es hier irgendwo Eis? Wir müssen sie kühlen. Ich könnte auch was zum Kühlen brauchen.“
„Für deine Hand, oder?“
Juli nickte, versuchte dabei zu lächeln, „So oft mach ich sowas ja auch nicht.“
Martina sah sie überrascht an, legte ihr dann die Hand auf den Arm. „Red da nicht drüber. Zumindest jetzt nicht.“ Wieder strich sie ihr über die Stirn. „Wie fühlst du dich? Bist du okay?“
Juli konnte schon wieder lächeln. „Ich hab zwar grad nen Mann erschlagen, aber sonst bin ich okay. Lieber der als einer von uns.“
Nun konnte sich Martina nicht mehr an sich halten – sie zog die junge Frau fest an ihre Brust. „Danke!“
Roger hatten sich mit Maren neben Ismir gestellt. „Kennst du einen von denen?“
Dieser nickte. „Den da,“ er zeigte auf den Bewusstlosen, „wenn der mich erkannt hat, dürfte auch ich dran sein. Was willst du mit dem machen?“ Dabei sah er Roger ernst an.
„Wir bringen den erstmal ins Spielzimmer und fragen ihn nach seinen Auftraggebern. Allerdings – ich frag mich immer noch, wie die beiden überhaupt hier reingekommen sind?“
„Diese Tür öffnet sich, wenn sie nicht von innen aus geöffnet wird, nur mit Code oder Chipkarte. Da ist auch ne Kamera über der Tür. Ich kann nachvollziehen, wessen Code oder welche Karte die benutzt haben. Aber das dürfte der da uns sicher auch sagen können.“ Marens Verstand arbeitete wieder auf Hochtouren.
Juli war dazu gekommen. „Soll ich den zum Reden bringen?“
Alle drei starrten sie an.
„Was ist? Ich kann mehr als nur kellnern und schreiben und ficken.“ Sie zuckte achtlos mit der Schulter. „Ich sollte mal für eine Behörde eine Dokumentation über ne Kommandoeinheit schreiben. Und die haben mich deswegen in deren Ausbildungseinheit gesteckt. Die dachten wohl, sie könnten bei mir als kleinem Mädchen damit Eindruck schinden.“ Sie lächelte bei dieser Erinnerung. „Ich war allerdings hinterher ebenfalls überrascht, wie viel und wie schnell ich von denen gelernt habe. Von daher kann ich mich nicht nur verteidigen.“
„Man hat’s gesehen!“ Ismir zog sie zu sich in den Arm.
„Du hast aber auch sehr schnell reagiert. Alleine mit deinem Schlagring.. Eigentlich hätte sein Stirnbein gebrochen sein müssen….“
„He! Tauscht euch gefälligst später über eure Heldentaten aus. Zuerst muss Regine hoch in ein Bett. Ich denke, wir legen sie in unseres, oder Roger?“
Maren hatte wieder dss Kommando übernommen. Sie sah auf Johanna und Barbara. „Bleibt ihr auch hier? Zum Schlafen kommt ihr eh nicht mehr. Außerdem müssen wir noch reden über Martinas neueste Erkenntnisse. Und ich denke, du Roger, solltest den da erstmal aufwecken und zusammen mit Ismir und Juli zum Reden bringen. Ehrlich gesagt – ich möchte nicht mit dabei sein. Und du Martina, du lieber auch nicht. Der wäre sonst tot, bevor der ein Wort würde sagen könnte.
Was machen wir dann später mit den Beiden? Verschwinden müssen die ja und…“
„Aber, der eine da, der lebt doch noch!“ Nun wurde es doch etwas zuviel für Bea.
„Ach Kleine…“ Martina nahm sie fest in den Arm, „komm, wir Frauen tragen Regine hoch." Sie sah die anderen Frauen an, deutete auf den Bewusstlosen, „der hier ist was für die Spezialisten. „Ich bring dir dann auch gleich etwas Eis runter, Juli.“
Dabei griff sie Regina von hinten unter ihre Arme, Jenn und Maren packten an den Füßen mit an…
Verhören
Juliette sah zu Roger hoch. „Wo wollen sie ihn zum Reden bringen? Hier oder…?“
„Ich denke, wir bringen ihn ins Spielzimmer. Dort wird den niemand hören können. Oder was meinen sie, Ismir?“
„Besser wäre es schon. Und der andere?“
„Weglaufen wird der uns kaum.“ Juli sah das ganz pragmatisch.
Gemeinsam schleppten beide Männer den 85 kg-Mann durch den Tunnel und legten ihn auf dem harten Boden ab, schlossen die schalldichte Tür.
„Wie bekommen wir den jetzt wieder wach?“
„Ganz einfach: Wasser! Aber lasst uns ihn erst ausziehen. Nacktheit verstärkt das Unsicherheitsgefühl, gerade bei so einem.“
Wieder war Juliette tonangebend.
„Lass den doch sich selber ausziehen. Gerade wenn eine Frau dabei ist, wird’s ihm noch peinlicher sein.“
„Und wenn der wieder auf uns losgeht?“
Ismir nickte. „Der wird sich wie ein in die Enge gedrängtes Tier fühlen, stimmt. Zu Verlieren hat er nichts mehr und das wird ihm bewusst sein. Binden wir ihn lieber in…“ er sah sich um, „das Kreuz da.“
„Aber nackt will ich ihn trotzdem haben. Mir war dass immer sehr peinlich in derartigen Situationen.“
„Was hast du, äh sie denn schon alles erlebt?“ Roger sah Juli überrascht an.
„Wollen wir in dieser Situation nicht alle beim DU bleiben? Irgendwie schweißt uns die Lage doch zusammen, oder?“
Beide Männer nickten…
Juli hatte sich schon wieder neben den Bewusstlosen hingehockt, zog dem die schwere Lederjacke und das Hemd darunter sowie die feste schwarze Hose aus.
Gemeinsam hoben sie nun den Bewusstlosen hoch, Juli legte die festen Ledergürtel um beide Arme, dann wurden die Beine des schlaffen Körpers ebenfalls am Kreuz fixiert.
„Hast du ein Messer oder eine Schere hier?“ Sie sah Roger an.
„Reicht ein Rasiermesser?“ Roger wühlte in einer Schublade.
„Ideal!“ Juli ließ die Klinge über ihre Härchen am Unterarm streifen, dann begann sie, sein T-Shirt aufzuschneiden.
„Warte.“ Ismir fasste an ihre Hand, „wir wecken den erst auf. Soll er doch mitbekommen, was mit ihn passiert.“ Sie lächelte. „Angst fressen Seele auf. Stimmt. Roger, hast du einen Eimer Wasser?“
Roger fühlte sich zwar etwas wie ein Dienstbote, aber in diesem Fall überließ er das Handeln lieber den beiden Anderen. „Wir schieben das Kreuz in den Nassbereich da in der Ecke. Da ist ein Abfluss im Boden. Wenn wir zuviel hier rumsauen, jammert Maren wieder rum.“
„Hast du nun nicht schon genügend Frauen, die du dafür einsetzen könntest?“ Auf den Mund gefallen war Juli auch in dieser Situation noch nicht.
Wieder wurde der schlaff in de Fesseln hängende Körper durch den Raum geschoben. Allmählich fing der schon an zu stöhnen. Trotzdem hielt Juli ihm den Duschkopf vor das Gesicht und drehte das kalte Wasser auf, bis er langsam wieder zu sich kam.
„Hoffentlich spricht der Deutsch,“ hoffte Roger, während er ihm ins Haar griff, doch Ismir beruhigte ihn. „Ich kann auch Arabisch. Was wollen wir eigentlich alles aus ihm herausholen?“
Roger hatte konkrete Vorstellungen. „Seine Auftraggeber, wie er hier reingekommen ist, seine Aufgabe..“
„Uns wird garantiert noch mehr einfallen. Aber wenn wir das alles erfahren haben – was dann?“
„Du würdest den auch gerne hopps gehen lassen, oder?“ Ismir sah zu iRoger rüber, „Dann hätten wir zwei Leichen zu entsorgen. Das kann dann aber lieber seine Familie machen.“
„Wie meinst du das?“
Ismir lächelte. „Wir rufen den Clanführer an. Die haben ein ausgeprägtes Ehrgefühl. Falls er dann noch leben sollte - umbringen werden die ihn wenn dann hoffentlich selber – schließlich hat er versagt. Wichtig ist auch: wenn wir uns an die wenden, erkennen sie, wen sie vor sich haben und wie wir reagiert haben. Wenn wir die einfach verschwinden lassen, schicken die uns die nächsten beiden.“
„Du denkst wie ein Profi, Ismir.“ Roger erkannte die Situation. „Also – bringen wir diesen Vogel zum Singen.“ Er sah Juli an auffordernd. „Willst du uns mal zeigen, was du noch so alles gelernt hast?“
„Darf ich wirklich?“ Sie wandte sich an den inzwischen wieder zu sich Gekommenen, „Wer bist du?“
Statt zu antworten spuckte er wütend auf sie und ließ eine Fluchtirade los.
„Na dann..“ Juli trat zurück und ging gemächlich rüber an den Strecktisch. „Habt ihr ein Problem damit, wenn ich mich etwas lockerer anziehe? Ich will mich bei so einem wie dem da doch nicht dreckig machen.“
Beide Männer lachten. „Pass aber auf, dass du den da nicht noch nebenbei geil machst.“
„Soll er doch,“ kam es schnippisch von Juli zurück, „dann wird eben das Rasiermesser dafür sorgen, dass dies dann sein letzter Ständer gewesen sein wird.“
Sie tänzelte nun nur noch in BH und Tanga zu ihm hin, streichelte mit dem Rasiermesser über sein Gesicht. „Wie war nun noch mal dein Name?“
Ein erneutes wütendes Grunzen war die Antwort. „Nun denn…“ sie fuhr mit der Klinge unter sein T.Shirt und schlitzte dieses von oben nach unten auf, dann wollen wir das Kerlchen mal ganz freilegen.“
Es war zu erkennen – sie konnte geschickt mit der Klinge umgehen. Schon nach wenigen Schnitten war sein Oberkörper freigelegt, die Unterhose ging sogar noch schneller. Roger durchsuchte die Kleidungsteile und wurde fündig. Neben Ausweispapieren, die ihn als Ahmed G. auswiesen, auch eine Chipkarte für die Türanlage.
„Was haben wir denn da? Wo hast du die denn her?“ Juli hielt ihm das Teil vor die Augen, doch eine Antwort blieb er schuldig. „Nun denn, sie suchte in den Schubladen, fand ein Schachtel Streichhölzer, von denen sie einige anspitzte und an seine rechte Hand griff. Auch wenn er krampfhaft versuchte, sich ihrem Griff zu entziehen – langsam begann sie vom kleinen Finger ausgehend langsam ein Streichholz nach dem anderen unter die Fingernägel zu schieben, immer wieder nachfragend, woher er diese Karte hatte.
Als sie den Zeigefinger erreicht hatte, kam endlich außer Schmerzensschreien auch die Aussage, dass sie von den beiden Negern stammen sollte.
„Haben sie dir diese Karte freiwllig gegeben?“ fragte Roger nach. Nach einem kurzen Nachdrücken auf die schon gespickten Fingerkuppen gab er zu, dass beide nach München gelockt worden waren, dort ausgefragt und anschließend entsorgt worden waren.
„Also hatten die das schon langfristig geplant,“ stellte Roger fest, „unser Gespräch gestern mit den Amis war also von vornherein bedeutungslos. Gut zu wissen.“
„Was solltet ihr hier veranstalten? So ohne eine bestimmte Absicht war dieser Überfall dann sicher auch nicht.“
Wieder schwieg Ahmet, also machte Juli unbeeindruckt weiter. Vorher zog sie ihm die zerscnittenen Teile seiner Unterhose vom Leib, amüsierte sich über seinen kleinen beschnittenen Schwanz, den sie ungerührt anwichste, dann fest den Hodensack quetschte und ihn aufstöhnen ließ.
„Du kleinschwänziger Kanake, du hast die Frage gehört: Was habt ihr hier vorgehabt?“
„Ich dich bring um, du Hure!“ kam als hasserfüllte Antwort.
„Na dann…“ Sie lächelte, streichelte über sein Gesicht, dann tasteten sich ihre Finger auf die schon leicht hervorstehenden Halsschlagadern und … drückte die Blutzufuhr zum Gehirn ab. Nach einem kurzen Aufbäumen sackte Ahmet ohnmächtig in seinen Fesseln zusammen.
„Interessant!“ Ismir trat dazu, „wo hast du gedrückt?“
Juli lachte ihn trotz dieser recht makabren Situation an, „einfach hier,“ sie legte ihre Hand an seinen Hals und übten einen kurzen Druck auf die Blutgefässe aus, allerdings drückte er sie sofort von sich, „das kurz halten, dann trittst du sofort ab. Und wichtig auch – es hinterlässt keine Spuren.“
„Wo lernt man denn sowas?“ Er rieb sich noch seinen Hals.
„Das hat mir mein Herbert beigebracht,“ schmunzelte sie, “aber genaueres wirst du sicher nicht wissen wollen.“
Sie sah Roger an. „Können wir den nicht auf die Bank legen? Das Kreuz mag ja zum Spielen ideal sein, aber zum Ausfragen wie bei dem hier ist das unpraktisch. Außerdem brauch ich dann nicht immer meine Arme nach oben halten. Und du hast hier eine so schöne Streckbank…“
Kurz darauf lag Ahmet lang ausgestreckt nackt mit dem Rücken auf dieser Unterlage, während er langsam wieder zu sich kam.
„Na, hast du inzwischen eine Antwort für mich?“ Juliette bohrte weiter nach, „was habt ihr hier vorgehabt?“ Zur Bekräftigung ihrer Frage griff sie nach seiner rechten Hand, umfasste den Zeigefinger und … knickte ihn nach hinten weg. Laut und vernehmlich knackte es und er stöhnte auf…
Lächelnd strich sie mit einem Finger über seine Brust. „Du hast noch 9 weitere Finger und glaub mir: ich habe keine Skrupel, dir jeden Finger einzeln zu brechen.
Also: Was habt ihr hier vor gehabt?“
Als sie endlich auch mit den Fingern der linken Hand angefangen hatte, war er endlich soweit.
„Wir sollten diesen Kremer und diese Kruppke beseitigen.“
„Aber warum habt ihr dann die anderen nur betäubt und gefessellt?“
“Wir wussten nicht, wer diese Kruppke ist und dann kamen plötzlich immer mehr herunter und….“
„Ihr hättet doch sowieso jeden umgebracht, oder?“
„Es sollte keine Zeugen geben, war der Auftrag.“
„Warum dann nicht auch gleich und….“
„Wir mussten sicher sein, dass wir diese Kruppke erwischen…“
„Und darum erstmal alle festsetzen und dann, wenn ihr Klarheit habt…“ Sie deutete das Zeichen von `den Hals brechen`
„Genauso wie du meinen Bruder umgebracht hast?“
Juli schüttelte strafend ihre Finger vor seinen Augen. „Dein stinkender Bruder hat sich von einer kleinen schwachen Frau umbringen lassen, dieses Dummerchen. Und dafür wird er auch ohne seine Eier auf seine versprochenenn 72 Jungfrauen treffen dürfen. Genauso wie du… Ich wollte dir zwar keinen äußerlichen Schaden zufügen, aber – die hier,“ sie umfasste seinen Hodensack, „von denen darfst du dich schon mal verabschieden.“
Ismir trat lächelnd zu ihr, legte ihr seine Hand auf ihre Schulter und reichte ihr ein Rasiermesser. „Schneid ihm die Eier ab. Und den Schwanz gleich mit dazu.“
„Kannst du das nicht machen? Ich mag diesen stinkenden kleinen Stummel nicht mehr anfassen. Dieser Kerl ist so…“
„Juliette, mach doch eine Pause. Geh nach oben, kühl deine Hand und beruhige die Frauen oben. Ich mach mit Ismir hier weiter. Und schicke dann Maren runter. Oder,“ Roger sah zum Taxifahrer, „willst du von all dem hier lieber auch nichts weiter mitbekommen?“
Ein Lachen war die Antwort. „Wann erlebe ich mal sowas während meiner Arbeit? Wenn ich nachher mit deiner sogenannten Dienerin alles nachspielen darf…“
Roger lächelte wissend. „Du willst Martina, du bekommst Martina….“
Pläne
Etwas demoralisiert stieg Juli die Treppe hoch zum Cafe, von dort weiter nach oben in die Wohnung darüber.
Schon vor der Tür hörte sie das laute Stimmengewirr der sechs Frauen, das allerdings schlagartig verstummte, als sie die Tür aufschob.
„Juli!“ Maren war als erste bei ihr, „wie geht es dir?“
Sie versuchte, sich zu einem Lächeln zu zwingen. „Der Eine lebt noch.“
„Habt ihr was aus dem herausbekommen?“ Martina kam mit einem Glas Sekt in der Hand zu ihr. „Trink das erstmal.“
Überrascht nahm sie einen Schluck. „Wir haben den auf die Streckbank gelegt. Ismir und Roger wollen noch einige der restlichen offenen Fragen aus ihm herausholen. Ich … ich konnte nicht mehr.“
„Ach Kleine!“ Martina nahm sie in den Arm, „Schmerzen in der Hand oder ist’s die Psyche?“
“Letzteres. Dieser Kerl da unten widert mich an.“ Sie nahm einen erneuten Schluck, „wie geht es euch hier? Was ist mit Regine?“
„Mit mir geht’s schon wieder,“ diese kam leicht benommen dazu, „ich hab gehört, du hast einen von denen kaltgemacht?“
Juli nickte. „Der hatte das Pech, dass ich ihn voll erwischt hatte. Aber der andere,“ sie sah Martina an, „Ismir befürchtet, dass dieser ihn eventuell erkannt haben könnte.“
„Also sollten wir den auch nicht mehr reden lassen.“ Ganz sachlich hatte Martina die Situation analysiert.
„Aber was machen wir anschließend mit den Leichen?“
„Das ist die Frage. Wir könnten beide einfach verschwinden lassen, aber dann kommen morgen schon zwei andere. Die müssen zu ihrem Clan zurück, gerne als Leiche. Die sollen selber sehen, dass sie euch so nicht so einfach beikommen können.“
„Sag nicht ´euch`, sag ´uns`. Juli, du bist nun auch eine von uns, ob du’s willst oder nicht.“
Leicht irritiert blickte Juli zu Maren rüber, die sie so selbstverständlich vereinnahmt hatte.
„Gut, dann wir. Aber wie erreichen wir, dass dieser Clan keine weiteren schickt?“
„Ganz simpel,“ in Martina arbeitete es schon wieder, „Wer hat denn diesen Verein beauftragt? Diese Amis. Was ist also am Naheliegendsten?“
„Das wir die Leichen zu denen bringen?“
„Damit erreichen wir gar nichts. Die würden darauf bestehen, dass Al Bensa den Job beendet. Wissen wir, wo diese Typen wohnen?“
„Die sind abgestiegen im ´Interhotel`. Sind ne Gruppe von zwei Personen plus zwei Bodyguards,“ wusste Juli zu berichten.
Maren nickte. „Entweder, die widerrufen ihren Auftrag bei denen, oder….“
Martina lehnte sich mit dem Rücken an die Theke, „oder wir liefern die ebenfalls zusammen mit diesen Killern beim Clan ab.“
Sie blickte auf Maren. „Waren das dieselben, für die du und Roger damals gearbeitet habt?“
„Der Eine, dieser mit dem Bart. Der war aber auch nur der Handlanger vom Söhnchen dieses Patriarchen.“
„Und nun schickt der diese Beiden, dass sie für den wieder die Eisen aus dem Feuer holen?“
Maren nickte, „ich hatte ihm ja einiges angeboten, aber sie wollten nicht auf mich eingehen. Die waren scheinbar nur da, um die Lage hier zu sondieren.“
„Hatten die auch die Bodyguards dabei?“
„Ich habe niemanden von denen gesehen.“
Martina schmunzelte. „Und anschließend schicken die ein Killerkommando. Dumm sind die also auch noch…“
„Wieso das?“
„Wie hätten sie ohne Marens und Rogers Unterschrift wieder diese Firma zurückbekommen können. So einfach geht das in Deutschland noch nicht.“ Dieses Argument kam von Jenn..
„Maren, deine Pillen – hast du die hier griffbereit?“
„Woher weisst du von denen?“
„Du hattest mir welche angeboten, falls es mir zuviel werden würde. Weißt du das nicht mehr?“
Alle Blicke richteten sich wieder auf Juliette. „Die sollten so wirken, dass man alles mit sich machen lassen kann. Quasi wie KO-Tropfen.“
Maren nickte verlegen. „Es gibt davon mehrere Dosierungen. Die einen lassen einem alles ganz leicht werden, andere wirken … tiefgründiger.“
Juli nickte verstehend. „Wenn wir diese Männer damit so ruhig stellen, können wir die zusammen mit den beiden Leichen abliefern bei dem Clan, bräuchten wir die nicht auch noch selber umbringen.“
„Und wie bringen wir die dazu, dass sie das Zeug schlucken?“
„Indem wir denen 2-3 Nutten unterschieben als kleine Aufmerksamkeit ihrer Dienstleister, zusammen mit der Frau, die ihnen die ganzen Probleme verschafft hat. Und dann sehen wir mal, ob das ausreicht, dass sie ihre Vorsicht vergessen.“
„Du willst also, dass ich mich quasi als Pfand ausliefern lasse?“
Maren sah sprachlos zu Martina. „die bringen mich doch gleich um!“
„Nicht wenn wir sie anrufen und ihnen den Erfolg der Mission verkünden. Du und Roger werdet denen gefesselt, aber lebend vorgesetzt. Denk dran: ihr nutzt denen tot gar nichts. Und dann müssen wir eben schnell sein….“
„Und wo soll das vor sich gehen?“
„Hier natürlich.“ Juli mischte sich ein, „Ismir könnte einen der Killer spielen, ich und Bea würden als die beiden Nutten agieren. Du Martina, zusammen mit Barbara seid die Bardamen, die als Serviceschlampen unten wieder arbeiten. Euch kennen die Amis nicht, zumindest nicht als mit Dazugehörige. Und denen dann die präparierten Getränke unterjubeln sollte doch ne Kleinigkeit sein, oder?“
Erst waren alle still, mussten erst diesen Vorschlag verarbeiten, dann lachte Barbara auf. „Welch ein Wandlung. Gestern wurde ich noch als Sklavin verkauft und jetzt bin ich schon aufgestiegen zur Bardame und konspirativer Giftmischerin.“ Sie sah zu Johanna. „Lässt du mich?“
„Du bist zwar verrückt,“ kicherte diese nun ebenfalls, „du weißt schon: wenn das publik wird, sind wir aber dann alle mit dran.“
„Wie du eben so schön gesagt hast: WIR. Zeigen wir Frauen, was wir den Kerlen voraus haben!“
Der Plan
„Was habt ihr Frauen uns voraus?“ Roger war mit Ismir dazu gekommen, umarmte als erstes Maren, die auf ihn zugestürmt war. „Was habt ihr hier unter euch ausgeklüngelt?“
„Wir haben einen Plan entwickelt, besser Juli und Martina.“
„Und was sieht euer Plan vor?“ Roger hatte sich von Maren gelöst und hatte Regine in den Arm genommen, die immer noch etwas angeschlagen auf der Coach hockte.
Martina löste sich nun ebenfalls von Ismir, der sie gleichfalls an sich gezogen hatte.
„Wir locken die Auftraggeber dieser Aktion hierher.“
„Und wie wollt ihr da anstellen?“
„Indem wir die anrufen und denen dich und Maren übergeben werden.“
Roger war fassungslos. „Was habt ihr vor?“
„Reg dich ab“ Maren versuchte ihn zu beruhigen, „einer der Killer wird die anrufen und denen klarmachen, dass sie uns hier abholen können. Was die dann mit uns anstellen sollen, überlassen sie dem Amis.“
„Und wo soll das stattfinden?“
„Wo wohl? Unten im Keller natürlich. Wir richten die Bar wieder her, sorgen für ne lauschige Atmosphäre, besetzen wieder die Bar, besorgen denen 2-3 Nutten…“
„Wo willst du die herbekommen?“
„Schau dich doch um! Wir haben doch genügend zur Auswahl: Bea, Juli, Martina, Jenn, für die Bar Barbara und dazu einen glaubwürdigen Entführer: Ismir.“
„Moment!“ Jetzt mischte der sich auch ein, „werde ich denn gar nicht gefragt?“
„Muss man dich erst fragen? Stell dir vor – während wir auf die warten, darfst du mich hier am Tresen flachlagen..“
Martina versuchte ihm den Plan schmackhafter zu machen, „du musst nur vorher als einer der Killer bei denen anrufen und die erfolgreiche Ausführung melden. Und wenn einer das glaubwürdig kann, dann du, oder?“
„Und du glaubst, die gehen drauf ein?“
„Mir ist das so lieber als wenn wir deren Hotel stürmen und die dort kaltmachen. Hier haben wir immerhin Heimvorteil.“
„Aber das sind 2 Typen von der Mafia sowie mindestens 1 Leibwächter.“
„2,“ stellte Juli fest, „na und? Wir haben die Waffen von den beiden Killern sowie auch gleichzeitig eine autoritäre Puffmutter, die für den Service verantwortlich sein wird..“
Nun wurde alle, auch die Frauen hellhörig. „Wir soll das sein?“
„Ach Leute!“ Juli wirkte enttäuscht, „wir haben zwei Politikerinnen hier unter uns, die zumindest viel Reden können, auch wenn sie etwas nicht so richtig verstehen.“
Johanna begriff zuerst, dass auch sie mit eingespannt werden sollte.
„Ich soll also die Verhandlung führen. Hmm,“ sie sah schmunzelnd zu ihrer Frau, „dass du mir dann aber keine Schande machst, wenn du hinter der Bar stehst. Und du Juliette, danke für das Vertrauen, welches du Politikern entgegen bringst.“
„Gerne doch..“ lächelte diese süffisant, dann wandte sie sich wieder an Maren. „Was wir dann noch brauchen sind deine bewusstseinserweiternden Hilfsmittel…“
Diese schnaubte etwas verächtlich. „Welch eine schöne Bezeichnung für dieses Dreckzeug. Gut, ich hab da Tropfen. Geschmack- und farblos, wirken augenblicklich und lassen auch in kleinen Mengen jeden nach 1-2 Minuten willenlos, aber weiter bei Bewusstsein bleiben.“
„Dein Chemiker muss ein Ass gewesen sein..“
Maren nickte. „Er hat nur den Fehler gemacht, selber das Zeug zu intensiv an sich testen wollen.“
„Lebt der eigentlich noch?“
„Ich hab ihn untergebracht in einem privatem Pflegeheim.“
„So schlimm?“
„Phasenweise ja. Aber er hat dort trotzdem weiterhin sein eigenes Labor und arbeitet in seinen klaren Zeiten auf Projektbasis für einen Pharmamulti.“
„Mädels! Schweift nicht von unserem Problem ab!“ Roger wurde ärgerlich, „Izmir, kannst du die anrufen? Etwas Englisch solltest du ja auch können, das mit einem starken Dialekt dürfte die Herren überzeugen. Worauf es ankommt, hat uns der liebe Ahmet ja noch mitteilen können. Soll ich noch einige Leute vom Sicherheitsdienst dazu holen?“
Maren winkte ab. „Lass uns beim ursprünglichen Plan bleiben. Jeweniger Leute eingeweiht sind, desto weniger können sich versprechen.“ Sie wandte sich an Johanna. „Johanna, kannst du denen das bisherige Überleben von Roger und mir so verkaufen, dass wie beide für die Rückumwandlung des Verkaufs am Leben sein müssen? Kannst ja anbieten, dass du einen Notar an der Hand hast. Soll ja alles plausibel wirken, oder?
Roger, hast du eigentlich eine Telefonnummer aus dem Arsch rausholen können?“
“Sicher doch. Sogar mehrere. Sowohl die der Amis als auch die vom Clanführer von Al Bensa. Aber bei denen kann Ismir nicht anrufen – die sind da alle miteinander verwandt, da würde selbst er auffallen. Das müssten die Amis dann schon selber machen. Also Ismir – viel Erfolg. Und ihr könnt schon mal anfangen, die Bar wieder aufzumachen und euch entsprechend herzurichten.“
Er nickte zu Ismir, der seufzend das Handy von Ahmed in die Hand nahm und auf eine der gespeicherten Nummern drückte…