Aus diesem Vorwort halte ich mich mal raus. Ja, ganz bewußt. Die Geschichte soll Johnny euch ohne jede Vorrede erzählen. Ihr könnt euch dann ja eure eigenen Gedanken dazu machen… ^^
Geburtstagsüberraschung
Da mein Leben bisweilen ganz schön skurril ist, werde ich dieses Kapitel auch mal etwas skurril beginnen.
Ich bin sicher alles andere als ein Playboy! Aber ich mag Hasen!
Was mag einem das nun sagen? Nun, wahrscheinlich werdet ihr es zuordnen können, wenn ihr das aktuelle Kapitel lest.
Es war der 24. Dezember. Mein Geburtstag! Und auch der begann skurril. Als ich am Abend zuvor mit Lia zusammen ins Bett gegangen war, hatte sich noch nichts sonderbares ereignet. Den Übergang in meinen Geburtstag verschlief ich. Aber am Morgen wachte ich einmal sehr früh auf. Naja, der Ruf der Natur oder so.
Ich achtete darauf, meine Freundin nicht zu wecken, als ich vorsichtig aufstand, meinen Abstecher über das Bad machte, und wieder zurückkehrte. Lia schlief noch immer. Ich freute mich schon darauf, mich wieder an sie zu kuscheln, als ich plötzlich die Schneekugel bemerkte, die auf dem Nachtschränkchen stand. Die war am Abend zuvor noch nicht dagewesen, das wußte ich sicher.
Ich setzte mich auf den Bettrand und betrachtete die Kugel neugierig. Sie war recht einfach gehalten, eine weiße Schneelandschaft, mit einem großen roten Geschenkpaket in der Mitte. Ich mußte schmunzeln. Ein Geburtstagsgeschenk… Dieses Paket konnte ich zwar nicht öffnen, sondern nur betrachten, aber der tiefere Sinn kam an. Ein Geschenk in einem Geschenk sozusagen.
Ich schüttelte die Kugel, um zu betrachten, wie der Schnee auf das Geschenk herunterrieselte. Das Schneegestöber in der Kugel hatte kaum angefangen, als es plötzlich einen Lichtblitz gab, der so hell war, daß er mich förmlich blendete. Als ich es wagte, die Augen wieder zu öffnen, saß ich nicht mehr auf meinem Bett!
Es war kalt! Ich stand in einer Schneelandschaft, es schneite in dicken Flocken, und vor mir stand das Geschenkpaket. Ich sah mich ein wenig verstört um. Ich konnte nur träumen, oder nicht? Die schneidende Kälte vermittelte mir aber das Gegenteil! Hey, ich hatte nicht einmal den tollen Yellow Submarine-Schlafanzug an, den ich von Lia zu Nikolaus geschenkt bekommen hätte, nachdem sie mich in der Nacht wieder ausgepackt hatte!
Da stand ich also, nackt bis auf die Unterhose im Schneegestöber, und schlang die Arme um den Körper, was, wie man sich denken konnte, nichts brachte! Es wird euch eventuell nicht wundern, daß meine Aufmerksamkeit gerade nicht unbedingt dem Geschenkpaket galt.
Ich hätte alles um meine Thermocamouflage-Uniform gegeben! Ich hätte alles für meinen Schlafanzug gegeben – sogar für den Camouflage-Schlafanzug, den Lia mir zuerst geschenkt hatte, und der bei mir nicht so gut weggekommen war, weil er mich zu sehr an den Dienst erinnerte. Im Augenblick hätte ich ihn mit Dankbarkeit genommen.
Ich sah mich in der Umgebung um. Gab es hier vielleicht ein Haus oder so? Ich stapfte durch den Schnee, und es wollte gar nicht wieder aufhören zu schneien. Wenn ihr glaubt, daß ich nun unendliche Landschaft vor mir hatte, wo ich irgend etwas hätte finden können, dann irrt ihr euch. Es dauerte nicht lange, bis ich an die Glaskuppel der Schneekugel stieß. Ich konnte durch das Glas sogar nach draußen gucken. Ich sah Lia friedlich in unserem Bett schlafen. Vermißte sie mich gar nicht…? Wenn ich hier nicht bald wieder herauskam, dann wäre ich erfroren, so viel war sicher! Ich klopfte gegen die Scheibe, doch sie hörte mich nicht.
Da mir nichts anderes übrig blieb, beschloß ich, das Innere der Schneekugel, in dem ich mich nun auch befand, näher in Augenschein zu nehmen. Im Grunde hätte ich mir die Mühe gar nicht zu machen brauchen. Ich hatte ja von außen schon gesehen, was in der Glaskugel war. Ich schaute mich trotzdem aufmerksam um. Aber es gab nur das Geschenk – und mich.
Ich blieb vor dem Paket stehen. Bevor ich hier, in der Schneekugel, das zeitliche segnete, wollte ich zumindest wissen, was in der Schachtel war. Jetzt wo ich direkt davor stand, konnte ich sie ja öffnen. Ich würde zwar nicht mehr viel Gelegenheit bekommen, mich an dem Inhalt zu erfreuen, aber immerhin würde es mein letztes Geburtstagsgeschenk sein, über das ich mich freuen konnte. Zumindest diesen kleinen Trost würde ich mir gönnen.
Ich zog mit zitternden Fingern das Schleifenband auf. Ob wohl überhaupt etwas in dem Paket drin war? Oder war es hier auch nur ein Dekopaket aus Styropor oder so? Ich würde es gleich wissen.
Das Paket ließ sich problemlos öffnen. Und der Inhalt überraschte mich! Was ich darin fand, war eine Wolldecke! Und an dieser Stelle komme ich auf den Playboy und die Hasen zurück. Denn es war eine schwarze Decke mit weißen Playboyhasen! Dabei lag eine Karte.
Die Decke war toll und kam wie gerufen. Das war mal ein wirklich cooles Design. Obwohl ich mich in dem Augenblick auch mit Wonne in eine Wolldecke im Camouflagedesign gekuschelt hätte. Ich wickelte mich also in die Decke und spürte erleichtert die Wärme, mit der sie mich umgab. Erst danach nahm ich die kleine Karte zur Hand. Auf einer Seite stand in bunten Buchstaben »HAPPY BIRTHDAY«. Auf der anderen schlicht »für Sergeant Benton«. Wer kam bloß auf so eine Idee?
Ich bekam keine Gelegenheit, darüber nachzudenken, denn kaum hatte ich die Karte gelesen, gab es einen weiteren Lichtblitz, und plötzlich stand ich wieder in meinem Quartier, vor der Schneekugel, in der jetzt ein geöffnetes Geschenkpaket stand, in das der letzte Schnee hineinrieselte. Noch immer zog ich die Playboyhasen-Wolldecke fest um mich.
Dies sind die Momente, die mich immer ein wenig nachdenklich zurücklassen. Wie konnte so etwas passieren? Passierten anderen Leuten auch solche seltsamen Dinge wie mir?
Die Wolldecke war also ein Geburtstagsgeschenk, aber von wem? Wer konnte so etwas inszenieren? Ich sah mich zu meiner Freundin um, die noch immer friedlich schlief. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Hatte sie etwa etwas damit zu tun? Oder war das Zufall…?
HAPPY BIRTHDAY,
♥ Johnny! ♥
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Dieses Kapitel wurde für die »Wochen-Challenge« von Sira-la geschrieben.
Die Vorgabe für Kalenderwoche 51/2021 war:
Als du an diesem Weihnachtsmorgen aufwachst, steht eine Schneekugel, die du noch nie zuvor gesehen hast, auf deinem Nachttisch. Als du sie berührst, gibt es einen hellen Blitz und plötzlich befindest du dich in ihrem Inneren. Was hat es mit dieser Schneekugel auf sich, wer lebt dort und wie kommst du wieder zurück?
[Johnny und ich haben einen Tag vorgezogen. Aber Heiligabend gehört ja auch zu Weihnachten…]