Russische Texte sehen irgendwie... anders aus.
Ich glaube, das Gefühl kennt jeder, der schon einmal einen russischen Text oder russischen Namen gelesen hat. Man meint zumindest Teile des Wortes erkennen zu können, die Buchstaben sind teilweise gleich den Lateinischen - oder zumindest sehr ähnlich - und trotzdem... kann man selbst bei einem bekannten Namen nicht nachvollziehen, wie denn bitte dieses Schriftbild dabei herausgekommen sein soll.
Diese "seltsamen" Buchstaben sind bekanntlich das Kyrillische Alphabet und so schwer und fremd, wie es auf den ersten Blick anmutet, ist dieses Alphabet gar nicht.
Vielleicht sei an dieser Stelle einmal direkt anzumerken: es ist eben genau das. Ein Alphabet.
Keine Silbenschrift, keine Schriftzeichen, kein Buch mit sieben Siegeln.
Einfach nur ein anderes Alphabet.
Was es für den Lernenden insofern deutlich einfacher macht, als es beispielsweise bei Sprachen wie Chinesisch oder Japanisch der Fall ist, wo oftmals ein Schriftzeichen einem ganzen Wort entspricht. Das ist beim Kyrillischen definitiv nicht der Fall. Jeder Buchstabe entspricht einem festen Laut, die dann nach Belieben zu Worten zusammengefügt werden können.
Nun, wie kam also diese "seltsame" Schrift zustande?
Wer von euch schon einmal in Griechenland war, wird gegebenenfalls gewisse Gemeinsamkeiten zwischen den griechischen und den kyrillischen Buchstaben festgestellt haben - und das kommt in der Tat nicht von ungefähr.
Kyrillisch basiert zu weiten Teilen auf den altgriechischen Buchstaben, was die Ähnlichkeit erklärt. Sie ist nach Kyrill von Saloniki (da haben wirs ;-)) benannt, der die Vorgängerschrift des Kyrillischen - die glagolitische Schrift - erfand.
Kyrillisch ist tatsächlich sehr universal einsetzbar - und es wird nicht nur in Russland verwendet. Viele slawische Sprachen verwenden die Kyrillische Schrift - so zum Beispiel zu finden im Ukrainischen oder Bulgarischen. Aber auch nicht-slawische Sprachen verwenden dieses Alphabet. So ist die Amtssprache der Republik Moldau Rumänisch (eine lateinische Sprache, welche in Rumänien auch mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird). In der Republik Moldau wurde zur Zeit der UdSSR dieselbe Sprache mit kyrillischen Buchstaben verwendet - in einigen Regionen des Landes bis heute.
Also man kann auch nicht-slawische Sprachen auf kyrillisch schreiben. Wer mag, könnte also problemlos deutsche Texte auf Kyrillisch verfassen.
Nun, was gibt es beim Lernen der kyrillischen Schrift zu beachten? Eigentlich gar nicht mal so viel, denn eine ganze Menge Buchstaben sind den lateinischen sehr ähnlich oder sogar gleich.
Aber Vorsicht, der Teufel liegt im Detail: manche Buchstaben, die eins zu eins wie die lateinischen aussehen, haben im Kyrillischen eine andere Bedeutung - man denke an die russische Abkürzung für die UdSSR: cccp --> SSSR
Womit zumindest im Russischen viel gearbeitet wird, ist das sogenannte Weichheitszeichen Ь. Diese Zeichen an sich, ist tonlos, deutet aber an, wie der vorangehende Konsonant ausgesprochen werden soll. Man kann es sich ein bisschen denken wie ein Akzent in z.B. Französisch oder Spanisch.
Zudem gibt es etwas, das den deutschen Diphthongen ähnlich ist: einige Buchstaben stehen für Doppellaute - man ist ja gerne mal faul beim Schreiben:
ю - ju
я - ya
щ - schtsch
ш - sch
ч - tsch
х - ch
Wie man sieht, es geht gleich viel flotter zu schreiben.
Wer mag, anbei eine Liste der Druckbuchstaben, der Schreibschrift, sowie der Aussprache der jeweiligen Buchstaben: https://de.wikipedia.org/wiki/Kyrillisches_Alphabet#/media/Datei:Cyrillicalphabet.jpg
Ums Lernen kommt man leider nicht drumherum. ;-)
Und am Ende noch etwas zum Schmunzeln. Das passiert, wenn man die kyrillische Schrift nicht so ganz korrekt benutzt:
https://static.tvtropes.org/pmwiki/pub/images/red_heat.png
Eine ganz, ganz krude Mischung aus Kyrillisch, lateinischer Schrift und Sonderzeichen. So ganz grob transkribiert wäre das:
Ajajol Schwajazeneggeja
Wobei anzumerken ist, das diverse der dort verwendeten Buchstaben im Kyrillischen Alphabet so überhaupt nicht existieren. Aber Hauptsache, es sieht irgendwie nach Kyrillisch aus ;-)
Richtig wäre es übrigens so:
Арнольд Шварцнеггер