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Nach dem Prompt „Blatt-Schaf-Schnecke“ der Gruppe „Crikey!“
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Diensteifrig hob Cayor den Kopf, als zwei Meerjungelfen in seinen Laden geschwommen kamen.
"Herzlich Willkommen! Wie kann ich euch weiterhelfen?" Er lächelte das Mädchen strahlend an, das mit leuchtenden Augen all die Tiere musterte, dann sah er zur Mutter, die weitaus reservierter erschien.
Jauchzend schwamm das Mädchen zu den Käfigen und glitt daran entlang.
"Wir suchen ein Haustier für sie", erklärte die Mutter ihm. "Etwas Pflegeleichtes am besten."
"Was möchtest du denn gerne?", fragte Cayor das Mädchen, doch die Kleine reagierte nicht auf ihn.
"Am liebsten hätte sie einen Delfin, aber den können wir uns nicht leisten." Die Mutter kicherte nervös.
"Nun gut." Cayor schwamm los. "Wir haben hier Krebse und Bodenfische, die sich in einem kleinen Pferch halten lassen. Seeigel."
"Ich will es aber streicheln können!", beschwerte sich das Kind. "Und es soll rot sein."
"Rot! Dann kommt mal mit." Cayor führte Mutter und Kind vor lange Reihen mit Drahtkäfigen, in denen bunte Korallenfische schwammen. Viele zwitscherten und sangen, sodass der Lärm beträchtlich war.
Die Mutter schüttelte auch gleich den Kopf. "Nein, nichts, das Krach macht."
"Hmm." Cayor zögerte. Langsam war sein Arbeitsgebiet sehr eingegrenzt. Seesterne kamen noch in Frage, doch die waren teuer. Einsiedlerkrebse nicht kuschelig genug. Seeschnecken oft zu empfindlich.
Dann kam ihm eine Idee. Er grinste. "Ich könnte da was für dich haben, meine Kleine."
Er schwamm los und führte das Mädchen nach hinten, wo er ihr eine Schale präsentierte, die bis auf einige Ventilationslöcher verschlossen war. Eine große, runde Kugel also, mit einer ringförmigen Tür. Innen klebten Algen am Glas, mit einigen Spuren darin. Mutter und Tochter beugten sich vor und runzelten die Stirnen.
"Da." Cayor deutete auf etwas, das man auf einen flüchtigen Blick für weitere Algen halten könnte. Jedoch bewegten sich die kleinen, grünen Blätter mit hellen Akzenten in der Spitze langsam vorwärts.
"Das ist eine sehr seltene Schneckenart", erklärte er. "Manchmal singen sie leise und sie sind sehr zutraulich und pflegeleicht." Er öffnete die runde Tür und hielt den Finger vor die Schnecke, den sie begeistert erklomm. Die kleinen 'Blätter' auf ihrem Rücken wackelten.
Das Mädchen sah die Schnecke mit großen Augen an und nahm sie vorsichtig von Cayor entgegen.
"Sie essen so gut wie alle Algenarten. Meist reicht es, den Käfig ins Licht zu stellen, sodass neue Algen nachwachsen können, aber ihr könnt der Schnecke auch weitere Pflanzen anbieten. Wichtig ist, dass sie im Licht bleibt."
Das kleine Mädchen kuschelte bereits begeistert mit der Schnecke.
"Schatz, wolltest du nicht was Rotes?", warf die Mutter ein.
Das Mädchen stockte. "Schon, aber ..."
"Das ist kein Problem. Diese Schnecken nehmen die Farbe der Algen an, mit denen man sie füttert. Gebt ihr ein paar rote Algen und sie hat im Flossenumdrehen die gewünschte Farbe." Cayor lächelte stolz. "Nicht zuletzt deswegen waren sie vor einigen Jahren sehr beliebt, obwohl sich die meisten Leute inzwischen einen Oktopus anschaffen."
Das Mädchen setzte die Schnecke vorsichtig zurück in ihren Käfig - sie ging automatisch richtig mit dem Tierchen um, bemerkte Cayor - und umarmte die Kugel dann. "Ich liebe sie!"
Die Mutter tastete nach ihren Perlen. "Na gut. Wie teuer ist so eine Schnecke?"
"Zwei Perlen", antwortete Cayor und sah die Erleichterung im Gesicht der Mutter. Er nahm das Geld entgegen und reichte ihr dafür eine Schiefertafel mit allen wichtigen Informationen zur Schnecke. Das Mädchen schwamm glücklich im Kreis und legte den Kopf auf die große Glaskugel mit ihrem neuen Haustier.
"Ich nenne dich ... Shoo."
"Viel Spaß damit", wünschte Cayor, als Mutter und Tochter zum Ausgang schwammen.
Die Mutter legte ihrer Tochter eine Hand auf den Rücken. "Was sagt man?"
Das Mädchen drehte sich um. Ihre Augen strahlen vor Glück. "Danke!"