Lust hatte er keine. Wie immer an solchen Tagen musste er aber trotzdem auslaufen. Irgendwo in der Außenförde lag die Henry James und versperrte die Fahrrinne. Das neue getarnte Marineschiff hatte eine Antiradarhülle und einen Maschinenschaden. Es hatte geankert und dann war diese Suppe aufgezogen, die alles geschluckt hatte.
Und wer sollte das richten?
Er.
Hatte er Lust auf herumtasten im Nebel?
Nein!
Aber er hatte keine Wahl. Er hatte den einzigen Bergungsschlepper, der stark genug war. Dafür hatte er sich sein Schiff extra umbauen lassen. Deswegen bekam er immer die Aufträge, die kein anderer wollte. Deswegen arbeitete er auch so gut wie nie, weil er jeden Preis verlangen konnte. Und weil sein Schiff vollautomatisiert war, fuhr er alleine.
Nachteil war dann aber auch, wenn er wie jetzt mehr als ein Augenpaar benötigte. Diese vermaledeite Wunderwaffe der Marine würde er wohl nur finden, wenn er sie in diesem bescheuerten Nebel rammte. Und dann? Er sollte das Ding heile zurück in den Hafen schleppen. Beschädigt wäre seine Prämie weg.
Wütend über sich selbst schaute er in das graue Nichts vor den Scheiben an seiner Brücke. So ähnlich nichtssagend sah es auch auf dem Radar aus. Links die Boje vom Alten Mann, diesem abgesoffenen zweiter Weltkriegkreuzer, rechts in einer halben Seemeile der Turm von rotem Fels und weiter voraus der riesige Umriss der MCS Flamigo 2, einem 40.000 TEU Containerschiff, das seit einem Tag hätte ausladen müssen, wenn es denn auf dem Radar etwas gesehen hätte.
Plötzlich hatte er eine Idee. Oben auf seinem Schiff hatte er einen Mast. Vielleicht sah er von dort etwas. Als er über der Schicht des Nebel auftauchte, lachte er aus vollem Halse. Er konnte beide Schiffe sehen. Alles Computergeile Idioten, sagte er zu sich selber und steuerte seinen Schlepper vorsichtig zu der Flagge der getarnten Kreuzers. Die hätten echt nur einen Mann an den Bug ihres Schiffe stellen müssen. Aber zum Glück für seinen Geldbeutel gab es solche Idioten.