Die Rückkehr
Als Edelbert so weit war, dass er wieder reiten konnte, machten sich die vier Männer mit ihm auf den Rückweg. Jemand, dem so ein göttliches Wunder widerfahren ist besaß große Gnade und der musste nicht im Heiligen Land kämpfen. Viel wichtiger wäre es, diese Gnade in seine Heimat zu bringen, zumindest konnte man versuchen, das den Leuten so zu erklären. Lentfrid und Strebhart baten den Ritter schon vor einigen Wochen, mit den anderen Kriegern ins heilige Land ziehen zu dürfen - und dieser schaffte es nicht, sich ihrer Bitte zu verweigern. Auf dem ganzen Rückweg traute sich Ritter Franz nicht, Denkhart danach zu fragen, ob dieser denn tatsächlich so große Zahnschmerzen gehabt hatte – er wollte einfach daran glauben.
Als sie durchs Burgtor einritten liefen ihnen die Bewohner entgegen und begrüßten sie freudig. Lediglich Gottmund von Ainfalt war irritiert ob ihrer Rückkunft. Im Heiligen Land konnten sie wohl nicht gewesen sein! Als sie Gottmund jedoch ihre Geschichte erzählten, die Urkunde und schließlich den Zahn der heiligen Apollonia zeigten war es um ihn geschehen. Gottmund sank auf die Knie, begann zu schluchzen und feierte eine Woche lang jeden Tag einen Dankgottesdienst.
Kurz nach dieser Woche machten sich Gottmund, der Ritter und Denkwart mit dem Zahn auf in das große Kloster, aus dem Gottmund einst den Weg zu Wingarts Burg gekommen war. Der Abt war begeistert, der Bischof und der Fürst waren zugegen und es wurde ein großes Fest gegeben. Denkwart wurde feierlich aus der Leibeigenschaft entlassen und wurde von Ritter Franz adoptiert, denn offensichtlich war er zu höherem auserkoren. Gottmund wurde an den Sitz des Bischofs berufen um dort wichtige theologische Aufgaben zu übernehmen. Ritter Franz wurde natürlich auch gefeiert und reich beschenkt, er bekam zusätzlich zu seinem altrn Lehen zwei Weinberge übertragen.
Kurz vor dem Abschied fragte er noch den Abt, ob er denn einen geeigneten Nachfolger für die Seelsorge auf seiner Burg habe. „Mein edler Ritter, ich bin so untröstlich, aber ich habe im Moment keinen würdigen Kandidaten. Nur der Bruder Gotfridus ist abkömmlich, aber der ist leider sehr unzuverlässig, was die Einhaltung der Gebetszeiten und Fastengebote betrifft, außerdem ist er dem Wein zugetan. Seine Predigten sind oft sehr kurz und zeigen selten die Inbrunst, die einem Mann wie euch angemessen wäre“ meinte der Abt. „Mein lieber Abt,“ antwortete Franz von Wingart mit gut gespieltem Entsetzen, „das hört sich wahrlich nicht gut an, aber wenn dies nun Gottes Wille ist, so will ich ihm folgen! Vielleicht kann ich ihn ja bessern!“ Innerlich lachte er und sagte nur: „Danken wir der heiligen Apollonia!“