Der Umschwung von Chris war faszinierend, im ersten Moment war er total zerbrechlich gewesen und im anderen Moment stand er selbstsicher vor mir. Es hielt aber nicht lange an, denn die Tür zur Bar ging wieder Mal auf und scheinbar kam der Typ von eben raus. Die Bandmitglieder sahen sich gegenseitig an und der Gitarrist trat nach vorne. „Also Damon wäre ich du würde ich einfach gehen. Lass es sein, du hast genug mit Chris gespielt. Geh zu deiner Frau und heuchle ihr was vor.“ Der Dean sah ihn ernst an und ich war vollkommen verwirrt gewesen. Dieser Damon ging dann an mir vorbei, geradewegs auf Chris zu. Chris spannte sein Kiefer an und seine Atmung ging schneller. Noch bevor irgendein Wort gesagt wurde, gab es eine ordentliche Backpfeife.
Geschockt sah ich wie Chris dem Kerl eine Ohrfeige gab. „Ich hab genug Damon. Geh zu deiner Frau und lass sie glauben, dass du sie liebst. Betrüge sie weiter, mach dort weiter wo du aufgehört hast. Halt nur ohne mich.“ Mit einem verletzten Gesichtsausdruck drehte sich Chris zu seinen Freunden um. Damon blieb regungslos da stehen, er selbst hatte nicht damit gerechnet, aber sauer war er scheinbar auch nicht. „Bitte Chris…ich habe drüber nachgedacht. Über deine Worte.“ Wutentbrannt trat der Drummer nach vorne und packte den Motorrad Typ an der Jacke. „Welche Worte von ihm? Das du zu dir selbst stehen sollst, das du deine Frau verlassen sollst oder weil du verschissene Angst davor hast was andere zu deinem wahren Ich sagen?“ Matthew schupste ihn leicht nach hinten. „Steh dazu das du schwul bist oder lass es sein, aber ich habe eine Bitte, lass unseren Kumpel endlich in Ruhe. Fick einen anderen Kerl. Ich kann gar nicht sagen wie sehr du mich ankotzt, seit dem Tag als Chris dich mitgeschleppt habe. Keiner von uns hat je was gesagt, weil es um Chris geht, aber ab dem Tag als wir erfuhren, dass du mit einer Frau verheiratet bist. Ich kann gar nicht sagen wie sauer wir waren. Daher verpiss dich endlich, hast ihn ja selbst gehört, er hat kein Bock mehr dein Spielball zu sein.“
Ohne was zu sagen drehte sich Damon um und ging davon. Für meinen Teil musste ich erstmal auf die Situation klar kommen. Im Umkehrschluss hatte ich wohl herausbekommen das der Chris auch wohl homosexuell war. Ich selbst wusste grad nicht wie ich mich benehmen sollte, ich wusste nicht was die richtige Aktion nun war. Chris kratzte sich am Kopf und ihm wurde bewusst was für Informationen durch gesackt waren. Sein Blick verwechselte ständig die Richtung, bis er sich scheinbar ans Herz fasste und zu mir schaute. „Sorry das du das grad mitbekommen hast. Er war sehr hartnäckig und vielleicht hat er es endlich gelernt.“ Der Bassist, der sich bis dato rausgehalten hatte, sagte nun etwas auch dazu. „Wenn nicht, dann stellen wir andere Geschütze auf.“ Mit seiner tätowierten Hand rieb sich der Schwarzhaarige über die Auge und zuckte mit den Achseln. Ich wollte erst gar nicht nachfragen ob er schwul sei, weil sowas kann echt nach hinten los gehen. Mir war es eh vollkommen egal, weil auf den ersten Blick war er ein cooler Dude, aber ihm schien es etwas unangenehm zu sein.
„Willst du nicht nachfragen ob ich auch homosexuell bin?“ Bei Chris Frage riss ich leicht die Augen auf. „Tatsächlich habe ich kurz drüber nachgedacht nach zu fragen, aber wenn es so ist, dann ist es eben so. Mir ist das vollkommen egal, auf den ersten Blick bist du echt cool und ein guter Musiker. Da bräuchte es andere Gründe wieso ich dich unsympathisch fände. Und überhaupt ihr alle seid echt gut, bisher gefiel mir alles. Der Eröffnungssong hat mich zwar am Anfang etwas verwundert, aber Black Veil Brides ist eine sehr gute Band.“ Lächelnd schauten Chris Freunde mich an und klopften auf seine Schulter. „Na siehst du, nicht reagiert so scheiße.“ Dean sprach scheinbar das aus, was alle dachten.
„Also jetzt wo der komische Typ weg ist. Wollte ihr noch kurz zu dem Tisch wo meine zwei Freunde sind und mit uns was trinken, bevor ihr weiter spielt?“ Nickend stimmte jeder von ihnen zu und somit ging mir jeder von ihnen hinter her. Jeder von ihnen war extrem tätowiert, Chris und Dean hatten beide noch Snike Bites. Als wir am Tisch ankamen leuchteten Stellas Augen schon beinahe. Mein erster Gedanke war, wenn sie wüsste, wenn jeder Frau hier die Wahrheit wüsste. Jack kam zu uns rüber geeilt und fragte direkt nach was wir trinken wollten. „Wow, wow. Jack kannst ja scheinbar Gedanken lesen.“ Meinte Jess dazu, aber jeder von uns äußerte seinen Wunsch, daraufhin ging der Kneipenbesitzer sofort zur Theke.
Wir stellten uns erstmal gegenseitig vor und ich hatte schon Angst das Jess irgendwas dummes sagen wollte. Zu Mal ich seine Meinung zu ihren bisherigen Auftritt nicht kannte. Jess Augen verengten sich leicht und biss sich leicht auf die Lippen, scheinbar dachte er drüber nach wie er seine Meinung bekunden soll. „Also…am Anfang war ich echt skeptisch, Black Veil Brides war nie zu 100% meins, aber gutes Cover und auch die anderen Lieder waren echt gut. Vielfältig seid ihr auf jeden Fall. Habt ihr auch eigene Songs oder nur Cover?“ Es war doch weniger schlimm als Stella und ich dachten, denn ich habe ihrem Gesicht angesehen, dass sie auch etwas Sorge hatte. Denn Jess konnte sehr rau und unverblümt sein. Doch bevor wir die Antwort erhielten kamen unsere Getränke, daher stießen wir erst Mal an. „Auf die Musik.“ Nachdem Chris einen guten Schluck von seinem Bier trank, beantwortete er die Frage von meinem besten Freund. „Wir haben auch eigene Songs. Wir werden später zwei davon spielen.“
Stellas Blicke wechselten die ganze Zeit hin und her, beide Parteien waren vertieft in das Thema Musik und Songwirting. Das gut war, dass sie sich an sowas nicht störte, sie hörte uns gerne zu wenn wir anfingen drüber zu schwadronieren. Die Band Shadow Eyes ging es dabei nicht anders, sie blühten bei dem Thema auf. Dean, der Gitarrist, plauderte dann aus dem Nähkästchen. „Als ich Chris das erste Mal vor einigen Jahren singen gehört hatte, war mein erster Gedanke, dass er perfekt war für die Band. Es war auf einer Party von einem Bekannten, bei ihm ist es Gang und Gebe das immer jemand mal was singt. In der Zeit befanden sich auch die anderen zwei Chaoten dort, da kannten wir uns noch nicht wirklich, nur vom sehen her. Irgendwann saßen wir per Zufall in dieser Bar und kamen ins Gespräch.“ In dem Moment sahen sie sich gegenseitig an. Sie sahen sich dankbar an und Matthew ergänzte etwas. „Als wir eine gewisse Wahrheit herausfanden, verschanzte sich der gute Chris erstmal. Kompletter Irrsinn, weil es uns echt scheiß egal war. Er aber dagegen hat sich die schlimmsten Reaktionen vorgestellt.“ Dabei legte der Drummer seine Hand auf die Schulter des Frontmanns. Chris sah jeden von uns an, Jess und Stella waren natürlich verwirrt, ich dagegen natürlich nicht.
Ich fragte mich wer von beiden als erstes nachfragte. Keine zwei Sekunden später stellte Stella die Frage. „Darf man fragen was für eine Wahrheit es war?“ Sie hatte natürlich Angst ins Fettnäpfchen rein zu treten, aber Chris zuckte nur mit den Schultern. „Sei es drum. Nun war es ja auch egal. Also ich bin homosexuell und joa…es wissen nicht grad mega viele. Die Reaktionen von anderen macht mir schon leichte Angst.“ Stella riss die Augen auf. „Darauf hätte ich jetzt nicht getippt, aber ja die meisten schönen Kerle sind schwul. Daran ist wirklich nichts schlimmes.“ Jess stimmte zu, dass es keine große Sache war. Keiner von uns war bei dem Thema eingeschränkt, keiner von uns verurteilte jemanden deswegen.
Kurz darauf standen die Jungs auf und gingen wieder zur Bühne. Sie waren echt cool drauf und wir haben abgemacht das sie nach ihren Restaufritt wieder zu uns kamen. Erst sah ich in die Augen meiner Freunde und dann zu der Band, sie besprachen noch etwas bevor sie sich dem Publikum widmeten. „Sie sind echt cool drauf und scheint das sie echt gute Freunde sind.“ Meldete sich Jess neben mir.
Sie kündigten an, dass sie nun paar eigene Lieder singen. Ein Teil der Lieder ging in Richtung Metalcore und ein anderer Teil in Hard Rock und Glam Metal. Bei einem Lied war nicht ganz klar um was es ging, es konnte um einen guten Freund gehen, aber genau so wie um Drogen. Sie sagten es nicht ganz konkret, es war eine Auslegungssache. Ihre Texte waren scheinbar öfters zweideutig, es lag an den Hörer wie derjenige es wahrnahm. Ich tippte drauf das Chris größtenteils die Texte schrieb, sie waren voller Emotionen, größtenteils negative Emotionen. Pessimismus schwang in jeden ihrer Lieder mit. Ganz zum Schluss stellten sie sich vorne hin und verbeugten sich. „Danke. Ihr wart ein tolles Publikum gewesen. Wir würden wieder kommen, so fern wir dürfen.“ Jack nickte und hob den Daumen hoch. Der Beifall war laut und die Leute waren wirklich begeistert gewesen, auch ich war es. Sie waren großen Klasse.
Mit einem Lächeln kamen sie wieder zu uns rüber, natürlich sprachen wir erstmal unseren Glückwunsch aus und meinten das sie wirklich gut waren. „Danke Leute. Es freut uns, dass wir so gut ankamen.“ Dabei sahen sie sich an und in mir stieg die Hoffnung, das es bei den Auftritt von meiner Band genau so gut laufen wird.