"Ich mag nicht feiern", quängelte meine Oma am Sonntäglichen Frühstückstisch. "Was soll ich daran feieren, dass ich nun wirklich bald alt und schrumpelig bin."
"Ach Oma, du wirst die beste alte schrumpelig Oma im ganzen Altersheim sein und all den Männern dort den Kopf verdrehen."
Ich wurde gleich von zwei Richtungen mit Brötchen beworfen.
"Meine Frau schiebe ich in kein Altersheim ab, nur weil sie jetzt wieder etwas älter geworden ist", erklärte Jelena. "Aber ich denke, dass es da so eine junge Frau gibt, der ein paar Jahre in einem Studentenwohnheim gut tun könnten."
"Damit ich garantiert von meinem Studium abgelenkt werde?"
"Das liegt ja wohl an dir", erklärte Jelena, die jetzt auch stattlich verbundene Partnerin meiner Oma war. Das lag an einem Unfall meiner Oma, wo sie sich ein Bein brach und der Arzt etwas von gläsernen Knochen sagte. Jedenfalls durfte Jelena nicht zu ihr und ich war damals mitten in Lappland, weit entfernt von jedem Handynetz. Es musste erst meine Mama aus Rom kommen, um zu bestätigen, dass Jelena wirklich die Lebensgefährtin meiner Oma war und damit auch mit Ärzten über Omas Zustand reden durfte. Die dachten von ihr als eine verwirrte Alte, die sich von einem jungen Mann ausnehmen ließ. Das nagte an meiner Oma und machte ihr bewusst, wie gläsern das Leben war. Ein kleiner Anschlag und alles konnte zerspringen.
Ich konnte meine Oma nicht lange so sehen, stand auf und umarmte sie. "Ich erwarte, dass du mit 80 deine Ururenkelin schaukelst" , erklärte ich ihr leise.
"Hast du da nicht ein Ur zu viel?", wollte sie mich verbessern und sah mich dann streng an. "Weiss er es?"
"Wenn ich wüsste, wer von den dreien es war", grinste ich. "Aber ich hab sie zu deinem Geburtstag eingeladen. Sie sollen wissen, wann der nächste runde Geburtstag in der Familie Tributaris ansteht."
"Danke Jaqueline. Jetzt feiere ich gerne."