"Du wirst es Ihnen sagen."
"Ich weiß doch garnicht, ob die Vater werden wollen."
"Und daran denkst du erst, nachdem du mit ihnen ungeschütz geschlafen hast?"
"Als wenn du daran gedacht hast, als Papa gezeugt wurde."
"Das war eine andere Zeit, ich war nicht so aufgeklärt wie du."
"Oma, das kannst du jemanden anderen erzählen. Du bist für mich die gebildeste Person überhaupt. Als wen du damals nicht gewusst hättest, wo die Kinder herkommen."
"Darf ich dich nochmal daran erinnern, wie alt ich damals war?"
"Alt genug, um ganz alleine von Bonn nach Berlin per Anhalter zu trämpen und dort in die Kommunen 1 zu ziehen. Was hast du denen gesagt, wie alt du bist?"
"Die hätten mich nicht rein gelassen. Ich war nicht in DER
Kommune, sondern in der ersten rein weiblichen Kommune. Oder denkst du sonst wäre ich über die Jahre von jedem Foto fern geblieben, das der Hans und die Uschi so begeistert geschossen haben?"
"Und wer ist jetzt mein Opa?"
"Was hat das jetzt damit zutun, dass du den Vätern deines Kindes nicht sagen willst, das sie es sind? Hast du Angst davor, dass sie es nicht sein wollen?"
"Wollte es Opa nicht?"
"Er schon, aber er hatte sehr konservative Eltern. Eine kleine Hippieschlampe, da wurde der gute Walter schnell außer Landes in die Schweiz geschafft. Ich habe es aber trotzdem durchgezogen, trotz Abitur und Jurastudium. Aber Männer haben sich ab da immer verdrückt."
"Liebst du deshalb Frauen mehr als Männer?"
"Am Ende war es die Konsequenz."
"Ich bin auch noch zu jung zum Seßhaft werden und ich liebe viele. Und ich möchte noch viel mehr sehen, bevor ich mich an einen Mann binde."
"Du willst dein Kind in Frontgebieten und Wüsten großziehen? Du hattest immer Glück. Das wird sich nicht automatisch auf dein Kind übertragen. Also nochmal, willst du es den möglichen Vätern sagen, oder soll ich deren Mutter anrufen."
"Wie so kennst du deren Mutter?"
"Abgesehen davon, dass ich mit Jelena bei Petrus in Barcelona war und wir uns das Tattoo haben stechen lassen, wurden wir dafür bei seiner Mutter untergebracht. Das war ein unverhoftes Wiedersehen."
"Du kanntest Mercedes von früher?"
"Was soll ich sagen. Die Kommune hatte nicht nur die Eigenheit, nur aus Frauen zu bestehen. Es waren auch die ersten alleinstehende Mütter. Die letzte, die zu uns fand, bekam Drillinge. Da war mein Markus aber schon fünfzehn. Er hat die kleinen trotzdem adoptiertet. Ich glaube, er kennt sie noch heute."
"Meine Güte. Und mir hat Jakobus erzählt, sein Vater sei Polizist."
"War er auch, ist gestorben bei einem Bombenanschlag katalanischer Separatisten. Mercedes hat Jahre gebraucht, das zu überwinden. Vor allem, weil sie es ihm noch nicht sagen konnte. Deswegen waren wir auch immer so dahinterher, dass unsere Kinder und Enkel offen und Konsequent zu ihren Partnern waren. Oder warum denkst du, ist deine Mutter Teil der Familie?"
"Typisch. Papa wollte sich drücken."
"Eigentlich fühlte sich deine Mutter nicht reif für eine ewige Bindung. Wollte noch raus und was erleben. Genau so wie du jetzt. Am Ende konnte sie es an der Seite deines Vaters. Und auch mit dir, bis du deine ganz eigene Rebellion gestartet hast. Also, was ist nun deine Konsequenz aus der Familiengeschichte?"
Ich musste eigentlich nicht lange überlegen.
"Okay, ich ruf an."
Oma lächelte.