Was Sakura ihrem Mann allerdings nicht sagte, war wie viele Tabletten Itachi nehmen musste, um sich halbwegs auf den Beinen halten zu können. Sie hatte es direkt am ersten Tag nach seinem Auftauchen bemerkt, das Tablettendöschen in der Innentasche seines Mantels. Es war hübsch und bunt, und mit unwahrscheinlich vielen Tabletten gespickt, die sorgsam auf morgens, mittags und abends verteilt waren.
"Itachi", sagte Sakura ernst. "Ich habe die ganzen Tabletten in deinen Manteltaschen gefunden. Wir müssen dringend darüber reden. Was brauchst du täglich und was ist wofür?"
Itachi seufzte, und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Er sah plötzlich sehr sehr müde aus. "Ich hasse es, so viele Tabletten nehmen zu müssen", wisperte er, dann nahm er das Tablettendöschen aus Sakuras Hand und leerte es auf seiner Handfläche aus. Er begann die Tabletten hin und her zu schieben. "Das hier- ist ein Cocktail gegen die Lungenkrankheit..."
"Super, die werde ich dann austauschen", sagte Sakura leichthin und Itachi räusperte sich.
"Ich will dir ja nicht alle Illusionen nehmen, aber ohne die sterbe ich innerhalb-"
"Austauschen, nicht streichen", sagte Sakura spitz. "Wir haben 2035 und wenn ich dir zwei Wochen lang das richtige Mittel gebe, falls ich richtig liege und es sich nur um Tuberkulose handelt-"
"NUR?", fragte Itachi heftig und schnappte nach Luft. "Ich huste seit dreieinhalb Jahren ungefähr eine Tasse Blut am Tag durch meine Atemwege und nichts hilft so richtig!"
Sakura warf ihm einen scharfen Blick zu. "Das war vor zwanzig Jahren so. Aber mittlerweile hat Alexander Fleming ein Mittel dagegen gefunden. Hört auf das Zauberwort Penicillin, wurde durch Unordentlichkeit und Schimmelbildung entdeckt und wirkt Wunder."
Itachi zog die Augenbraue hoch. "Ist ja spitze. Dann leg mal los damit. Ich würde nämlich gerne darauf verzichten, jeden Tag Blut zu husten."
"Direkt morgen fangen wir an, verlass dich drauf", sagte Sakura. " Dann müssten sich die Anfälle erheblich bessern und dann innerhalb des nächsten halben bis dreiviertel Jahres verschwinden."
Itachi atmete erleichtert aus und lehnte den Kopf in den Nacken. "Das ist ein Geschenk des Himmels", wisperte er und Sakura lächelte gerührt.
Dann wurde sie jedoch wieder ernst. "Diese blauen Pillen, die kenne ich noch ganz vom Anfang meiner Ausbildung. Das sind ganz alte Herzmittel, die mittlerweile nicht mehr verschrieben werden. Sie haben zu starke Nebenwirkungen und lassen zum Teil starke Schmerzen in den Gliedmaßen auftreten."
Itachi nickte. "Deswegen habe ich meinen rechten Arm gerne im Ausschnitt meines Mantels gestützt." Sakura nickte und sagte dann vorsichtiger: "Ab wann wusstest du, dass du ein schwaches Herz hast?"
"Seitdem ich ganz klein war eigentlich... Ich kann mich nicht genau erinnern. Aber das ist bei uns in der Familie erblich, Papa hatte das auch. Deswegen hat er dasselbe mit seinem Arm auch gerne gemacht. Und deswegen wusste ich, dass ich mein Leben schnell leben muss-"
"War das ein weiterer Grund für dich das mit dem Clan auf dich zu nehmen?"
"Ein bisschen. Die Ärzte haben sowieso bezweifelt, dass ich viel älter als dreißig werde."
"Aber Sasuke sagt, du hast Tag und Nacht trainiert, wie hast du dieses Leistungspensum ausgehalten?"
"Ich habe meißt nur Wurftechniken verfeinert, das war nicht so anstrengend. Ich habe kaum Muskeltraining gemacht, sondern Chakrakontrolle geübt, und damit zugeschlagen. Den Rest der Zeit bin ich lieber gewandert und hab mir die Natur angeschaut, aber hätte ich das Zuhause gesagt, hätte ich Ärger bekommen ohne Ende. Ich denke das ist dir schon aufgefallen, aber mein Vater hat uns sehr auf Leistung getrimmt."
"So entstand das Gerücht also, dass du unmenschlich viel Energie hast."
Itachi lächelte. "Alles Strategie... Darin war ich gut. In dem anderen weniger."
Sakura grinste. "Das wird Sasuke gerne hören. Dann kommst du ihm nicht ganz so unerreichbar vor." Sie sah wieder auf die Pillen. "Die hier sind also gegen die Herzschwäche, die hier sind starke Schmerzmittel gegen die Nebenwirkungen und die schmerzenden Sharingan nehme ich an-"
Itachi nickte und fing Sakuras besorgten Blick auf. "Nutz die Sharingan in nächster Zeit besser nicht. Das könnte dem Heilungsprozess in die Quere kommen."
Wieder nickte Itachi. Es war eine Weile still. "Eure dunklen Augen sind eh viel hübscher", sagte Sakura dann kurz.
Itachi sah sie wie vom Donner gerührt an, dann wurde er etwas rot. Doch sobald sein Blick wieder auf die Tabletten fiel, fing er sich. "Der Rest-", setzre er an, doch Sakura fiel ihm ins Wort.
"Der Rest sind Antidepressiva. Ich weiß. Ich glaube die Aussprache mit Sasuke hat viele davon unnötig gemacht, aber ich will das im Auge behalten und richtig einstellen." Itachi nickte leise und sah Sakura abwartend an.
"Habe ich was an der Nase?", fragte sie schmunzelnd.
Itachi schüttelte den Kopf. "Du regst dich gar nicht auf. Alle regen sich auf."
"Ich bin Ärztin, Itachi. Ich sehe so viele Tabletten jeden Tag. Es gibt eben Leute, die sie brauchen, und warum sollen sie sie nicht nehmen, wenn wir sie haben und es ihnen damit besser geht." Itachi sah von ihrer Einstellung wirklich überrascht aus, sagte aber nichts.
"Und die hier", sagte Sakura dann aber noch und zeigte auf kleine grünliche Pillen, "Sind starke Beruhigungstabletten. Wozu? Du hattest doch schon diese tödliche Ruhe. Oder brauchtest du sie dafür?
Itachi schüttelte den Kopf. "Panik nach Alpträumen", wisperte er kaum hörbar.
"Mhm", murmelte Sakura. "Dann weiß ich jetzt ganz gut Bescheid. Wie wäre es mit einem Psychologen?"
"Der braucht danach auch nen Psychologen", kommentierte Itachi trocken.
Sakura verdrehte die Augen. "Das sagen mir viele. Jeder Psychologe hat einen Psychologen. Du musst dir also keine Vorwürfe machen. Das sollte kein Hindernis sein."
"Das sind Staatsgeheimnisse, die ich dann ausplaudere", murmelte Itachi verhältnismäßig gereizt. Sakura schnaubte. "Schön, dann erzähl sie mir. Sasuke und Naruto habe ich auch schon therapiert, also habe ich eigentlich alles schon auf dem Silbertablett gehört. Dann kannst du mir das auch noch mal auftischen. Und du weißt, dass ich das nie ausplaudern würde, was du mir erzählst, weil ich Sasukes Frau bin und ihm auch viel daran liegt, dass nicht jeder alles weiß... Also, wie wärs?"
"Meinetwegen", seufzte Itachi.
"Und noch was", schnappte Sakura etwas verstimmt davon, dass Itachi ihr großzügiges Angebot so murrend annahm. "Viel frische Luft und Grün wird dir auch gut tun. Und halt dich von Triggern fern mit deiner Posttraumatischen Belastungsstörung. Ich will nicht, dass du hier nochmal Ammok läufst."
Itachi lachte trocken auf. "Sehr gut. Dann halt einfach alle Leute von mir fern, die mir erzählen, ein Krieg würde ausbrechen und ich wäre der Einzige, der es verhindern könnte, und der Punkt ist gegessen."
"So war das nicht gemeint. Tut mir leid", sagte Sakura sanfter. " Am besten nur erstmal nichts, was dich an Krieg erinnert und auch nicht an diese Nacht."
"Wie denn?", spottete Itachi. "Mit Sasuke vor der Nase?"
Sakura rollte mit den Augen. "Alles andere außer ihm."
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So, zu den medizinischen Angaben habe ich ziemlich viel recherchiert, also sind das alles ziemlich fundierte Angaben.
Allerdings wurde Penicillin schon 1928 von Alexander Fleming entdeckt, aber erst 1945 durch den zweiten Weltkrieg und die saubere Wundband-Heilung berühmt.
Hier musste ich die Angaben der Jahreszahlen verändern, damit sie zur Geschichte passen.
Es ist übrigens auch wahr, dass Alexander Fleming diese Antibiotica nur dadurch entdeckt hat, dass er über die Sommerpause ein ungewaschenes Petrischälchen vergessen hatte und dort drin mit Lungenkrankheitsbakterien geforscht worden war und alles verschimmelt war. Dort wo der Schimmelpilz sich ausgebreitet hatte, waren die Bakterien abgestorben und er hat angefangen das aus den Pilzen zu extrahieren, was das kann und es als Medikament getestet und zack, hatten wir Penicillin und konnten Tuberkulose (Itachis Lungenkrankheit mit Blut husten), Wundbrand (an entzündeten Wunden sterben) und einiges weitere kurieren.
Dafür hat er 1945 den Nobelpreis gewonnen. Danke Herr Flemming, das hat uns das Leben ganz schön erleichtert. Ich habe auch schon mal bei einer sehr schweren Erkältung (da ging es mir ehrlich nicht gut) Penicillin bekommen und ich bin mir ehrlich nichts sicher, ob ich ohne gesund geworden wäre.
Ich bin echt dankbar, dass diese Erfindung gemacht wurde. Ihr wisst also, Leute. Schlampig sein zahlt sich manchmal aus ;) Ich hoffe jedenfalls, das ihr diesen kleinen Exkurs interessant fandet.
Dann bis nächste Woche Freitag <3