Die Sache mit der Biologie des Körpers
Mit einem Finger wurde er – nennen wir ihn Yosuke – gedehnt. So ungefähr eine Viertelsekunde. Das musste reichen. Denn seine explodierende Lust, würde ohnehin den Rest erledigen. Und überhaupt liebte er ihn – sagen wir Takeo – so sehr, dass biologische Aspekte in den Hintergrund rückten. Und dann spürte er diesen ziehenden Schmerz, als er in ihn eindrang. Ein bisschen tat es schon weh. So eine Viertelsekunde. Aber danach verwandelte es sich in pure Lust. Die ganze Nacht durch.
Ja, Liebe ist etwas Schönes.
Liebe sollte keine Grenzen kennen.
Und in Fanfictions kennt sie gewöhnlich keine.
Auch keine biologischen.
Eigentlich sind wir doch auch alle gleich und Jungs sind doch irgendwie Mädchen. Mit Penis halt. Aber das macht doch keinen großen Unterschied, oder?
Mädchen und Junge. Junge und Mädchen. Oder Junge und Junge. Hauptsache Liebe! Nicht?
Die Sache mit der aufgeschlossenen Gesellschaft
Wenn Yosuke und Takeo unterwegs waren, dann scheuten sie sich nicht, ihre Liebe zueinander zu zeigen. Warum sollten sie auch? Die Gesellschaft war da sehr locker – ja, viele ihrer Freundinnen fanden es sogar irgendwie süß und sexy. Auch ihre Eltern hatten ihnen nur bewundernd auf die Schulter geklopft. Es gab auch keine seltsamen Blicke oder irritierte Passanten. Nie.
Eine Gesellschaft, die Liebe – egal welcher Form – akzeptiert. Eine Gesellschaft, die niemanden ausschließt oder an den Rand drängt. Das ist Standard.
Personen entdecken ja meistens über Nacht „ups, bin wohl schwul", verlieben sich in den besten Freund und tanzen dann lachend gemeinsam durch die Gegend. (Grenzt schon an Mainstream in der Gesellschaft.)
Da kommen keine inneren Konflikte, womöglich Probleme aus Freundes- und Bekanntenkreis [und wenn es nur die Angst vor deren Reaktionen ist] oder gesellschaftliche Konfrontationen auf die Person zu.
Fanfictionautoren sollten die Welt beherrschen.
Die Sache mit dem Genre Shounen-Ai
Völlig unverständlich, warum Shounen-Ai den Ruf hat, hauptsächlich der Intention zu frönen, männliche Charaktere gemeinsam ins Bett zu bekommen.
Die Sache mit dem Dualismus in Sachen Sex
Damit auch niemand überfordert wird mit dem komplexen Beziehungsystem zwischen homosexuellen Männern (Wer ist da jetzt die Frau? Wer muss unten liegen? Wer kocht?), wird die homosexuelle Bevölkerung zweigeteilt. Uke und Seme. Das ist natürlich sinnvoll, weil [hier Begründung einfügen].
Es war Nacht. Yosuke spürte Takeos Atem in seinem Nacken. Da er selbst eher zierlich war und blond mit blauen, großen Augen, Takeo dagegen schwarze Haare und schwarzbraune Augen besaß mit einem muskulösen Körper, hatten sie sich glücklicherweise nie darüber unterhalten müssen, wer wo und so. Wäre ja auch irgendwie peinlich gewesen. Und so war es klar, wer von wem wie gedehnt wurde. Am nächsten Tag übrigens spürte Yosuke wieder dieses Ziehen – hinten. Er maulte deswegen. Takeo machte einen anzüglichen Scherz darüber und auch Yosuke musste grinsen, denn eigentlich war es ja doch ganz lustig. Und nach einem beleidigten Blick seinerseits – also nach einer Viertelsekunde – war er auch schon wieder bereit. Liebe war doch etwas Schönes.
Die Sache mit der versuchten und gescheiterten Umsetzung
Liebe ist etwas Schönes und Shounen-Ai streicht gerne ein Schwarz-Weiß über Charaktere. Endlich wird dieses komplizierte Thema nicht nur schön, sondern verständlich.
Ein wenig Gefühl für die Realität ist unnötig. Wer will schon komplexe Charaktere oder einen tiefgründigen Plot?
Berühmter Charakter 1 erkennt plötzlich und grenzenlos seine Liebe für berühmten Charakter 2. Der natürlich eigentlich sein bester Freund/sein verhasster Lehrer/sein gemeiner Erzfeind/[...] ist. Sein bester Freund/sein verhasster Lehrer/sein gemeiner Erzfeind/[...] liebt ihn natürlich auch. Eigentlich. Ein paar Hindernisse gibt es dann schon. Stolz. Oder eben das vage Gesetz zum Schutze Minderjähriger. Whatever. Diese Stolperfallen sind meistens bis in Kapitel 2 ausgeräumt. Und endlich darf der (hemmungslos sexuellen) Liebe gefrönt werden.
Eure Jaelaki