Es war spät geworden am Abend zuvor. Eigentlich ist es nicht so mein Ding, so spät ins Bett zu gehen. Ich brauche meinen Schlaf, um richtig fit zu sein. Doch gestern Abend war eine Ausnahme. Wir saßen mit Freunden zusammen, in trauter Runde. Das erste Mal seit langer Zeit.
Mitten in der Nacht, es ist noch dunkel. Am Himmel zeichnen sich die ersten Anzeichen des beginnenden Tages an. Mühsam öffne ich die Augen und sehe auf den Wecker. Ein erleichtertes Seufzen entfleucht mir. Noch kann ich liegenbleiben. Zwei Stunden Schonfrist.
Auf meinem Kopfkissen neben mir liegt meine Katzendame Jutta. Sie bemerkt, dass ich wach bin und beginnt zu schnurren. Wie ein kleiner Elektromotor klingt dies. An meinen Füßen regt sich das nächste Fellbündel. Kampfkater Sammy liegt dort. Im Schlaf knurrt und maunzt er. Wahrscheinlich jagt er wieder einer Maus nach. Ich muss schmunzeln.
An meine Seite gekuschelt liegt Lilly. Welch ein Wunder. Sonst bevorzugt sie meinen Bauch oder die Beine als nächtlichen Liegeplatz. Sie hebt kurz den Kopf, gähnt. Dann rollt sie sich wieder zusammen und schläft weiter.
Im Wohnzimmer höre ich es rumpeln. Ich mache Licht und entdecke Gustel, mein schneeweißes Monster, wie es imaginären Feinden hinterherjagt. „Mach leise“, rufe ich ihm zu. Er reagiert nicht. Die Feinde sind ihm wichtiger als mein Nachtschlaf.
Vom Schlafzimmerschrank höre ich es schnarchen. „Oh, ja. Dort ist wenigstens Ruhe“, denke ich. Minki, meine schwarz-weiße Mieze liegt auf ihren Lieblingsplatz. Sie hat sich zusammengerollt und schläft den Schlaf der Gerechten. Ich weiß, erst am Morgen wird sie sich bemerkbar machen.
Ich kuschele mich wieder in meine Decke. Jutta schmiegt sich an mich, schnurrt mir ein Ohr ab. Mit diesem beruhigenden Sound bin ich schnell wieder eingeschlafen.
Plötzlich schrecke ich hoch. „Was war das?“ Ich reiße die Augen auf und sehe direkt in Gustels bernsteinfarbene Augen. Es ist bereits hell, Gustel sitzt auf meinem Kopfkissen und starrt mich an. Sein Blick verheißt mir nichts Gutes. „Hee, wir haben noch Zeit. Schlaf weiter“, raune ich ihm zu und streiche über seinen Kopf. Doch das verflixte Katzentier lässt mir keine Ruhe. Seine Samtpfote mit den lieblichen rosafarbenen Fußballen landet auf meiner Nase. Zum Glück lässt er die Krallen eingezogen - noch.
„Lass mich doch in Ruhe“, knurre ich und versuche, ihn abzuwehren.
Doch Gustel hat alles andere vor, nur nicht, mir meine Ruhe zu lassen. Immer wieder landet seine Pfote in meinem Gesicht, gefolgt von einer nassen Zunge, die inbrünstig meine Stirn abschleckt. Genervt drehe ich mich um. Alles keinen Zweck. Der Kater ist unermüdlich dabei, mich aus dem Bett zu treiben. Ich weiß schon, was los ist. Aber ich habe noch keine Lust zum Aufstehen.
Nach einer Weile gebe ich auf und schwinge meine Beine aus dem Bett. Sofort stehen alle bei Fuß und schauen mich an, als würden sie mich sofort auffressen wollen.
„Wartet, ihr verflixte Bande“, sage ich zu meinen Vierbeinern, ehe ich mich in die Küche begebe und ihren Fressnapf mit frischem Futter fülle. Gierig stürzen sie sich darauf, als hätten sie tagelang nichts zu fressen bekommen. Nun kann ich wieder ins Bett und in Ruhe weiterschlafen, dem gefüllten Futternapf sei Dank.
© Milly B. / 12.07.2021