Katzen sind gewissenermaßen sehr eigenwillige Tierchen. Das scheint wohl weltweit bekannt sein. Aber es gibt immer genügend Menschen, die gerade das an ihren Haustieren lieben. Manche mögen dies wahrscheinlich nicht, ich gehöre zu denen, die diese schnurrenden Wesen über alles lieben. Dabei sind wir mehr Dosenöffner als Vertraute, Frauchen oder Herrchen – ein Katzenliebhaber versteht dieses, ein Hundeliebhaber wahrscheinlich nicht.
Neben schmusen, spielen, fressen und schlafen, mögen Katzen vor allem Computer. Am liebsten aber Laptops. Da können sie sich so schön auf die Tastatur legen. Von unten kommt eine wohlige Wärme, die Katzen, wie Ihr wisst, gerne mögen. Einige von Euch werden bestimmt ein Lied darüber singen können. Ich könnte ganze Opern zu diesem Thema aufführen. Zu guter Letzt bleibt dem Dosenöffner nichts anderes übrig, als ausgefallene Katzenhaare aus der Tastatur zu klauben, weil sich sonst nichts mehr dreht oder das gute Stück wahrscheinlich durch sich stauende Hitze in Flammen aufgehen könnte. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Nehmt auf keinen Fall einen Staubsauger! Einmal tat ich dies, dann nie wieder. Einige Buchstaben der guten Tastatur verabschiedeten sich in den Staubsauger und wurden nie mehr gesehen. Ich glaub, das Ding hat sie gleich geschreddert. Seitdem konnte ich kein Wort mehr mit P schreiben. Stellt Euch vor Poppen ohne P!
Es ist manchmal zum Mäusemelken. Die ganze Zeit liegt das geliebte Tier schnurrend oder schlafend auf dem Sofa, rekelt sich und fühlt sich wohl wie im siebten Himmel, aber wehe, der Mensch bewegt sich nur einen Zentimeter vom PC weg, schon ist das Katzenvieh da und nimmt ihn in Besitz. Ganz schlimm ist es, wenn vergessen wurde, die Arbeit abzuspeichern. Schwupps, ist sie weg. Oder die Fellnase schreibt gleich selber weiter. Es kam bei mir auch schon vor, dass meine Fellnasen Nachrichten an meine Skypekontakte schrieb. Wie peinlich, wenn man von nichts weiß und nachgefragt wird, was diese Hieroglyphen bedeuten sollen. Kätzisch versteht halt nicht jeder.
Kaum kommt man wieder ins Zimmer, ist die Katze unsichtbar. Wie von Geisterhand verschwindet sie in Ecken, Nischen, unter dem Sofa oder sogar unter der Bettdecke. Hauptsache, sie ist unsichtbar. Sie lässt sich ungern erwischen. Sogar, wenn man sich anschleicht. Pustekuchen, wieder kein Volltreffer. Chancen für den Menschen gleich Null.
Ich habe nicht nur einmal staunend vor dem Laptop gesessen und mich gewundert, wieso mein Text plötzlich verschoben ist oder warum komische Worte, die keinen Sinn ergeben, darin vorkommen. Oder gleich die gesamte Anzeige des Monitors ist verdreht. Da staunt Mensch Bauklötze, die riesiger als die höchsten Hochhäuser sind.
Will ich lesen, müsste ich den Laptop auf den Kopf stellen, um dies tun zu können. Noch heute frage ich mich, wie das Katzenvieh das geschafft hat. Es muss eine Tastenkombination geben, mit der man dies ganz einfach erledigen kann. Leider habe ich bis heute nicht herausgefunden, wie das funktioniert. So musste ich mir wohl oder übel einen Trick einfallen lassen, um ins Menü zu kommen, wo ich den normalen Zustand ganz einfach wiederherstellen konnte. Also doch den Apparat umdrehen und versuchen ins Menü zu kommen. Laptop sei Dank, ist das kein Kraftakt. Bleibt er nämlich normal stehen, dann ist die Bedienung beinahe unmöglich. Seitenverkehrt zu bedienen ginge zwar auch, aber ist sehr umständlich. Na gut, mit ein wenig Übung ginge das ganz bestimmt auch. Aber wer will denn jeden Tag üben, den Blechdepp verkehrt herum zu bedienen.
Natürlich tut die Katze ganz schüchtern, wie ein Englein. Nein, sie ist es nicht gewesen. Auf gar keinen Fall. Wie kommt der Dosenöffner nur dazu, so etwas zu behaupten? Du siehst doch, was für ein harmloses Wesen da vor dir sitzt. Prinzessinnengleich und anmutig sich die Pfötchen leckend, die gerade alles durcheinandergebracht haben. Mit großen, leuchtenden Augen wird man angesehen. Ganz der Art: Können diese Augen lügen?
Ja, das können sie. Aber wie!
Also nehmt Euch in Acht vor dem verrückten Katzenvieh!
© Milly B. / 05.01.2020