Friederike Brand war eine rüstige Frau. Für ihr Alter war sie noch recht nett anzusehen. Verheiratet war sie nie, auch Kinder hatte sie keine. Doch trotz allem konnte sie auf ein sehr bewegtes Leben zurückblicken.
Anstatt Männer in ihr Leben zu lassen, bevorzugte sie Frauen. Als Friederike noch jung war, war das ein großes Problem, mit dem sie oft zu kämpfen hatte. Ihre Eltern zu überzeugen, nicht zu heiraten und Kinder zu bekommen, war ein großes Stück Arbeit. Doch Friederike war schon immer eine sehr dominante Persönlichkeit, die wusste, wie sie sich durchsetzen konnte.
In jungen Jahren versteckte sie ihre Vorlieben vor der Öffentlichkeit. Damals galt es als anständig für eine Frau, zu heiraten, Kinder zu bekommen und als Hausfrau die Familie zu versorgen. Für Friederike war das nichts. Viel lieber wollte sie frei und ungezwungen leben. So kam es dazu, dass sie als verrufen galt. Dabei hatte sie sich nie etwas zuschulden kommen lassen, außer, nicht zu heiraten.
Jetzt im Alter vermisste sie allerdings, liebe Menschen um sich zu haben. Sie wusste, sie war selbst schuld an ihrer Misere. Doch deswegen den Kopf in den Sand stecken und mit dem Leben zu hadern, war nichts für die fidele Rentnerin. Sie ging oft aus, nicht zu Seniorentreffs, nein. Viel lieber vergnügte sie sich auf Tanzbällen und ließ die Sau raus. Dass sie dabei meist die älteste Person war, störte sie nicht. Sie liebte es, jüngere Leute um sich zu haben, das hielt sie jung.
Eines Tages lernte sie eine Frau um die fünfzig kennen. Friederike saß in ihrem Lieblingscafé, als sie angesprochen wurde.
„Ist hier noch frei?“, wurde sie von einer Unbekannten angesprochen.
Friederike sah von ihrer Zeitung auf, nickte und machte eine einladende Geste auf einen der freien Stühle an ihrem Tisch. Die andere Frau nahm Platz, bedankte sich höflich und bestellte bei der Bedienung einen Kaffee.
Unbemerkt beobachtete Friederike ihre Geschlechtsgenossin über den Zeitungsrand hinweg. Ein prächtiges Dekolleté zierte ihren Ausschnitt, die Gesichtszüge fein geschnitten, volle, rot geschminkte Lippen. Ein heftiges Ziehen in ihrem Unterleib bestätigte Friederike, die Frau war nach ihrem Geschmack. Nur wie sollte sie vorgehen, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.
„Darf ich sie zu einem Stück Kuchen einladen?“, fragte Friederike einfach frei heraus.
Erstaunt schaute die Frau sie an.
„Wie komme ich zu dieser Ehre“, antwortete diese mit einer Gegenfrage.
„Ich spüre, wir zwei werden uns gut verstehen. Wie kann man sich besser kennenlernen, als sich bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen nett zu unterhalten.“
Drei Stunden plauderten die Frauen miteinander. Inzwischen war es recht kühl geworden. Friederike fröstelte, Paula, so hieß die Frau, ebenso.
„Was hältst du davon, unser Gespräch bei mir zu Hause weiterzuführen“, wollte Friederike wissen.
„Wenn du magst, gerne“, erwiderte Paula. So machten sich die beiden Frauen auf den Weg zu Friederikes Wohnung, die nur einige Gehminuten entfernt lag. Dort griffen sie ihre Unterhaltung bei einer Flasche Sekt wieder auf. Je leerer die Flasche wurde, desto ungezwungener wurde Paula. Auch Friederike war viel gelöster als im Café.
„Ups“, fing Friederike an zu lachen, als sie aufstehen wollte und dabei etwas torkelte. Sie fiel Paula direkt in die Arme. Paula fing sie auf und hielt sie fest.
Friederike konnte den zarten Duft des Parfüms riechen, das Paula aufgelegt hatte. Sie spürte deren Herzschlag direkt an ihrem Ohr. Ihr eigenes Herz schlug sofort ein paar Takte schneller. Als sie aufblickte, konnte sie direkt in Paulas smaragdgrüne Augen sehen. Paulas Mund kam näher, zart legten sich ihre Lippen auf Friederikes Lippen. Als Paulas Zunge in Friederikes Mund eindrang, stieß diese einen leisen Seufzer aus. Ihre Knie wurden weich, sie drohte, erneut zu Boden zu gehen. Doch Paula wusste dies zu verhindern. Sanft half sie Friederike, sich auf der Couch hinzusetzen.
Paula setzte sich neben ihre neue Freundin. Sie lächelte nur, doch kam kein Wort aus ihrem Mund. Ihre Augen schauten ängstlich.
„Du bist mir hoffentlich nicht böse, weil ich dich einfach geküsst habe. Ich konnte nicht anders“, brachte sie stockend hervor.
„Aber nein!“ Friederike lachte leise. „Ich muss dir auch etwas gestehen“, sprach sie mutig weiter.
Paula sah sie fragend an.
„Im Café, das war von mir gewollt, dich zum Kuchen einzuladen. Ich habe dich gesehen und da war es um mich geschehen.“
„Was willst du mir damit sagen?“, fragte Paula erstaunt.
„Ich hoffe, du hasst mich nicht deswegen. Ich stehe auf Frauen“, gestand Friederike tapfer.
„Aber nein. Das muss dich nicht ängstigen“, erwiderte Paula erfreut. Sie rückte näher an Friederike heran und zog sie erneut in ihre Arme. Wieder küsste sie sie. Diesmal fordernder. Friederike verstand und küsste zurück. Glücklich schmiegte sie sich Paulas Arme. Ihr Atem ging heftig, in ihrem Schoß kribbelte es erregend wie schon lange Zeit nicht mehr. Paula erging es nicht anders.
Wenig später lagen die beiden Frauen nackt auf der Couch. Erst nebeneinander, sich gegenseitig verwöhnend, dann übereinander. Leises Stöhnen durchdrang den Raum, dann heftiges Keuchen, wenig später ein erlösender Aufschrei, der aus Friederikes Mund kam. Paulas Erlösung kam nur Sekunden später. Heftig zuckte ihr Körper, als Friederike sich mit ihren Lippen während Paulas Höhepunkt an deren Geschlecht festsaugte. Sie reizte mit der Zunge so lange weiter, dass es Paula vorkam, ihr Orgasmus währt ewig. Erst als sie ihre Schenkel zusammenpressen wollte, ließ Friederike von ihr ab.
„Herrlich“, keuchte Paula erschöpft. „Dass ich so was noch erleben darf.“
„Danke“, flüsterte Friederike errötend.
„Ich sage nur, was ich denke, daran wirst du dich gewöhnen müssen“, entgegnete Paula ohne Umschweife. „Und außerdem, das wollte ich dir vorhin schon sagen: meine Vorliebe gilt auch den Frauen, vor allem, älteren und viel Reiferen als ich es bin.“ Ehe Friederike fragen konnte, sprach Paula weiter: „Reifere Frauen sind viel toller als junge. Erfahrung ist das, was ich suche, keine Jugend.“
Friederike strahlte vor Freude, als sie die Worte ihrer Freundin hörte.
„Meinst du das ernst?“
„Aber natürlich. Du kennst bestimmt den Spruch: „Je oller, je doller“? Warum sollte es bei dir anders sein?“
Mehr konnte sie nicht sagen, denn Friederike verschloss ihren Mund mit einem zarten Kuss.
© Sandy Reneé/ 26.10.2014