Am nächsten Morgen nach dem Frühstück waren Ahanu und Jeanne dabei zu trainieren. Sie kämpften gegeneinander auf dem Trainingsplatz des Schlosses. Auch die Wachen waren gerade dabei zu trainieren. Immer mal wieder griffen welche die beiden an um ihre Reaktion auf heranstürmende Gegner zu trainieren.
Der Medikus trat auf den Platz mit an die Hüften gestemmten Arme.
„Ahanu…!“
Die beiden stoppten abrupt mit dem Kampf und schauten zu ihr. Sie wurden ertappt.
„Du solltest doch noch nicht wieder trainieren.“
„Aber mir geht es wirklich gut. Ich werde es auch nicht übertreiben. Versprochen.“
„Gut. Dann komm aber nicht bei mir an, wenn deine Wunden schlimmer geworden sind.“
Mit einen grinsen im Gesicht zog der Medikus wieder davon. Ahanu atmete erleichtert aus.
„Ich hatte das ganz vergessen.“, sagte Jeanne.
„Das hat mich schon gewundert, dass du nichts gesagt hast.“
Die beide begannen zu lachen. Dann machten sie weiter mit dem Training. Bis sie dann wieder unterbrochen wurden. Diesmal von einen anderen Krieger, der mit einem Jungen in der Mangel zu den beiden trat.
„Fräulein Chevalier dieser Dieb behauptet euch zu kennen.“
Die beiden stoppten erneuert und schauten zu dem Krieger herüber. Im Chor erstaunt gesprochen sagten sie den Namen Hilaire.
Hilaires Blick war zum Boden gerichtet. Seine Miene traurig gestimmt.
„Ihr kennt ihn?“
Jeanne trat zu den beiden näher heran.
„Ja ich kenne ihn. Lass ihn ruhig los.“
Der Krieger nickte und ließ den Jungen los. Dann zog er wieder ab.
„Was ist passiert ?“, wollte Jeanne wissen.
Hilaire schwieg und schaute weiter zu Boden. Er hatte vor zu sprechen, aber es kamen keine Worte aus seinem Mund.
„Wenn du nicht sprichst kann ich dir nicht helfen.“
Nun trat Ahanu auch heran und gesellte sich zu den beiden.
„Was hat er?“
„Ich weiß es nicht. Er spricht nicht.“, sagte sie zu Ahanu und widmete sich dann wieder Hilaire. „Nun sag schon. Was möchtest du hier?“
„Noch gestern Abend ist meine Mutter verstorben...“
Mit großen Augen schauten Ahanu und Jeanne den Jungen an. Sie selbst konnten es gar nicht fassen.
„Wie? Du hast ihr doch Medizin gegeben?“, bemerkte Jeanne.
„Es hat wohl nichts mehr gebracht. Es war zu spät ihr zu helfen. Sie war schon zu schwach.“
Unerwartet kniete Hilaire vor Jeanne nieder. Weiterhin mit gesenkten Blick sprach er: „Prinzessin Chevalier ich möchte das Geld zurück bezahlen, was ihr mir gegeben habt. Allerdings nicht in Form von Münzen, sondern in Form davon, dass ich euch mit meinem Leben beschützen will.“
Jeanne war erschrocken, aber gleichzeitig auch gerührt davon, dass er seine Schulden begleichen möchte.
„Das kann ich unmöglich so annehmen. Ich möchte nicht, dass jemand für mich sterben möchte. Denk dir etwas anderes aus.“
„Nein. Verzeiht Prinzessin, aber es ist mein Wunsch.“
Mit ernsten Blick schaute er hinauf zu ihr.
„Ich möchte euch mit meinem Leben beschützen gleichzeitig auch meine Geschwister. Es war schon immer mein Wunsch ein Krieger zu werden und das ist eine gute Möglichkeit, um auch meine Schulden zu begleichen.“
Jeanne wusste damit nicht so recht umzugehen. Sie war sich nicht sicher, ob sie dem nachgehen sollte oder ob es besser wäre ihn davon abzubringen. Obwohl es schwer oder gar unmöglich ist ihn davon abzubringen. Er wird hartnäckig bleiben. Sie seufze schwer. Eigentlich wollte sie es so gar nicht, aber es war eben halt sein Wunsch.
„Gut Hilaire. Von nun an werde ich dich zu einem starken Krieger trainieren. Im Falle eines Krieges wirst du für unser Königreich kämpfen und mich Prinzessin Chevalier beschützen. Jedoch befehle ich dir eines vor ab. Du darfst nicht sterben! Weder für mich noch für deine Geschwister.“
Hilaire schaute sie fassungslos an. Er solle nicht sterben? Wie soll er beschützen ohne zu sterben? Anders als so kannte er es nicht. Er senkte wieder seinen Blick.
„Verstanden Prinzessin.“
Jeanne lächelte. „Und noch etwas. Nenne mich Jeanne und erhebe dich.“
Hilaire befolgte dem Befehl und stand auf.
„Was ist mit deinen Geschwistern? Wo werden sie leben?“
„Ich habe noch keine Bleibe gefunden.“
Der Blicke von ihm senkte sich wieder. Scheinbar macht er sich Sorgen um die beiden, dass er nichts finden würde.
„Ich habe da eine Idee. Komm mit.“
Sie nahm ihn am Handgelenk und zog ihn mit sich.
„Ich werde hier bleiben.“, rief Ahanu ihnen zu.
Jeanne nickte und winkte ihm zu. In voller Montur eine Rüstung ging sie mit Hilaire in die Stadt. Die Leute wunderten sich, was los sei und machten ihr Platz. Hilaire war fasziniert darüber, wie sehr sie respektiert wird. Jeanne zog ihn mit bis zu einem kleinen Haus. Dort angekommen klopfte sie an der Tür, die sich kurz darauf auch schon öffnete.
Eine ältere Dame öffnete die Tür und umarmte Jeanne.
„Ach Jeanne wie schön, dass du uns mal wieder besuchst.“
Jeanne erwiderte die Umarmung.
„In letzter Zeit war so viel los. Aber ich werde versuchen öfters wieder her zu kommen...Sera.“
Die beiden lösten die Umarmung und Seras Blick schweifte zu Hilaire.
„Wer ist denn der hübsche junge Mann an deiner Seite?“
„Das ist Hilaire ein Waisenjunge der nun auch seine Pflegemutter verloren hat. Sera… ich möchte ich fragen, ob ihr zwei Kinder aufnehmen würdet.“
Sera sah zu Jeanne. Ihr Mann trat nun auch heran und fragte: „Zwei Kinder? Wieso das?“
„Er hat zwei Geschwister die nun niemanden mehr haben, die sich um sie kümmern. Hilaire wird den Kriegern beitreten und das Königreich beschützen. Wir können aber unmöglich noch zwei weitere Kinder im Schloss aufnehmen.“
Sera begann zu lächeln. Sie selbst hatte keine Kinder und war sehr glücklich über die Frage.
„Wir sind ja nicht mehr die jüngsten und vier tatkräftige junge Hände können wir hier gut gebrauchen. Bringt sie her. Wir werden uns um sie kümmern.“
„Wirklich?“, sagte Hilaire freudig und erstaunt. Er konnte nicht fassen, dass Jeanne wirklich jemanden gefunden hat für seine Geschwister.
„Ja nur zu. Bringt sie her.“
Hilaire verbeugte sich vor Sera mit Tränen in den Augen.
„Vielen Dank werte Dame.“
Die alte Damen war zu Tränen berührt. Sie war es nicht gewohnt, dass ihr jemand so dankte, aber es freute sie auch sehr.
„Komm wir gehen deine Geschwister holen.“
Hilaire nickte und ging mit Jeanne los zu seinem alten Haus. Dort angekommen wartete die beiden Kinder schon auf die Rückkehr ihrer Bruders. Als er für sie in sichtbarer Nähe war rannte sie auf ihn zu und umarmten ihn.
Er verkündete, dass Jeanne eine Bleibe für sie gefunden habe. Sie wollte wissen, was mit ihm ist, worauf er antwortete, dass er zu einen Krieger trainiert wird. Davon begeistert waren die beiden nicht sehr, aber es war der Wunsch ihres Bruder und dem wollten sie nicht um Wege stehen. Gemeinsam gingen sie zurück zu Sera und ihrem Mann. Die beiden begrüßten die Kinder herzlichst und schlossen sie sofort in ihr Herz ein. Auch Hilaire war heilfroh, dass seine Geschwister nun ein richtiges Zuhause habe. Er hoffte nur, dass dies viele Jahre so bleiben würde. Hilaire verabschiedete sich fürs erste von den beiden. Er wollte sich erst einmal auf das Training konzentrieren, damit er sie richtig beschützen kann. Auch Jeanne verabschiedete sich von allen. Gemeinsam gingen die beiden dann zurück zum Schloss, wo das Training für den Jungen sofort beginnen sollte.
In der Zeit in der die beiden weg waren hatte Ahanu mit den anderen trainiert und war nun dabei sich auszuruhen. Er hatte sich wohl doch ein wenig verausgabt und hatte Schmerzen. Jeanne fragte bei anderen Kriegern nach Ahanu, die ihr genauso dies erzählten. Sie beschloss später einmal nach ihm zu schauen.
Fürs erste besorgte sie Hilaire ein Paar Waffen. Darunter waren ein Schwert, eine Hellebarde, Pfeil und Bogen und ein Dolch.
„Such dir bitte eine Waffe aus beziehungsweise probiere dich mit jeder von ihnen.“
Hilaire stand planlos vor den Waffen. Es waren nicht viele, aber schon zu viel für ihn. Er hat noch nie mit einer Waffe gekämpft. Als erstes probierte er Pfeil und Bogen. Jedoch konnte er damit überhaupt nicht umgehen, weswegen Jeanne es schon einmal weg bringen lies. Als nächstes kam das Schwert. Jeanne stellte sich zur Verfügung es an ihr zu testen. So kam es dann zu einem Trainingskampf, den Hilaire kurz nach Start schon verlor. Das Schwert war also auch nichts für ihn. Dann probierte er die Hellebarde. Damit fühlte er sich schon viel sicherer. In einem Probekampf konnte auch Jeanne feststellen, dass es damit schon gut funktioniert.
„Bevor du dich für die Hellebarde entscheidest, möchte ich, dass du noch den Dolch ausprobierst. Immerhin habe ich sie mit guten Grund her gebracht.“
„Aus welchen Grund denn?“
„Du bist ein Dieb. Unbemerkt schleichst du dich nah genug an Menschen heran, um dann hier Geld zu stehlen. Ein Dolch ist dafür eine gute Waffe, wenn du dich damit anschleichst und angreifst.“
„Aber muss ich in einem Krieg nicht schnell sein?“
„Hab Vertrauen in deine Fähigkeiten. Ich denke, dass du sehr flink bist. Wie gesagt du bist ein Dieb, wenn du dabei langsam bist, wirst du geschnappt.“
„Stimmt...“
Hilaire nahm den Dolch und trat erneuert gegen Jeanne an. Wie sie sagte vertraute er in seine Fähigkeiten und griff sie mit schnelle Bewegungen an. Da sie geübter im Kampf ist und schon länger trainiert, konnte sie dem leicht ausweichen und abwehren. Aber sie war sich sicher, dass ihr es schwer fallen wird, wenn er weiter trainiert. Wieder einmal verlor er den Kampf, als Jeanne einen unachtsamen Moment ausnutzen und ihm den Schwertgriff in den Bauch schlug. Hilaire ging zu Boden.
„Entschuldige, dass war wohl etwas grob, aber leider wird es dir beim Training oft so ergehen. Du wirst erst ein mal ohne schwere Rüstung trainieren, damit du die Grundlagen lernst. Danach bekommst du eine.“
„In Ordnung.“
„Gut welche Waffe würdest du haben wollen?“
Hilaire stand auf und schaute den Dolch in seiner Hand an. Dann schweifte sein Blick zu der Hellebarde. Die Entscheidung fiel ihm sichtlich schwer. Doch er traf ein.
„Beides. Ich möchte lernen mit beiden zu kämpfen. Ich denke beides wird sehr nützlich sein im Kampf. Denn sollte mich jemand entwaffnen, trage ich immer noch den Dolch bei mir und kann mit dem kämpfen.“
„Da hast du wohl recht. Meinetwegen dann soll es so sein.“
Jeanne schaute ihn ernst an, aber lächelte auch zeit gleich. Jetzt hat sie jemanden dem sie alles beibringen kann. Ihren eigenen Schüler, den sie selbst auf einen möglichen Krieg vorbereiten kann. Sie war sich sicher, dass dieser Krieg früher oder später ausbrechen wird...