Als sich für mich fünf Tage später alles wieder beruhigt hatte und ich nicht mehr die ganze Zeit über diesen seltsamen Traum nachdenken musste, stürzte ich mich wieder in die Arbeit. Das konnte ich am besten. Und das lenkte mich auch etwas ab. Etwa weitere fünf Tage später erfasste mich allerdings das blanke Grauen. Denn unsere sogenannte Phase Zwei schien dieses Phänomen der grauenhaften Wachträume immer weiter zu verschlimmern. Es war wie ein Virus, der um sich fraß und fast jeden Zweiten infizierte. Das Ganze war sehr verstörend und unsere kleine medizinische Abteilung war verständlicherweise völlig überfordert damit. Nach 10 Tagen hatten sich zwischenzeitlich 186 Mitarbeiter krank, arbeitsunfähig und psychisch belastet beim Stationsarzt gemeldet. Jetzt konnte ich es nicht mehr ignorieren. Als Stationsvorsteher setzte ich mich über die ärztliche Schweigepflicht hinweg und fragte den Arzt, unter was genau seine Patienten litten. Es hätte mich nicht überraschen sollen, aber das Ausmaß überraschte mich dennoch. Alle bis auf einen, der sich lediglich einen Zahn rausgebrochen hatte, litten unter Alpträumen, die ein psychisches Durcheinander auslösten. Manche meiner Mitarbeiter sahen aus, wie wandelnde Leichen als hätten sie tagelang nicht geschlafen. Gerüchte über eine psychogene Droge oder geheime Tests der Timurai Cooperatio machten die Runde und erschwerten die Aufklärung zusätzlich.
In der dritten Woche nach dem Klipponstag setzte ich ein leichtes Notfallprotokoll in Gang und beauftragte das Sicherheitsteam, dass immerhin aus 40 Sicherheitsleuten bestand die Station abzuriegeln. Nach Rücksprache mit dem Arzt befahl ich außerdem eine Quarantäne. Dies sollte unser aller Untergang sein, aber das konnte ich damals wirklich nicht wissen. Dann wurden alle Arbeiten, die nicht dem Betrieb der Station selber galten sofort eingestellt und das verdammte Ghoulin sicher verwahrt. Hätte ich damals schon geahnt, was es mit diesem Mepholonsgestein wirklich auf sich hat, hätte ich es in den Kosmos hinausgeschossen. Ghoulin ist definitiv psychoaktives Material. Das ist mir heute klar, doch damals ahnte ich davon noch nichts und folgte einfach den Notfallprotokollen. Was hätte ich auch sonst tun soll? Ich sags ihnen. Dieses verdammte Metall hätte ich in den Äther hinausschießen sollen. Dann wäre der ganze Spuk vorbei gewesen, bevor er überhaupt erst richtig begann. Doch das tat ich leider nicht.
Stattdessen machte ich den obligatorischen Anruf bei meinem Vorgesetzten und unterrichtete ihn über alle Vorgänge, sowie meine Entscheidungen. Er war stinksauer und faselte etwas über Milliardenverluste. Aber das war mir zu diesem Zeitpunkt schon völlig egal. Das kann ich ihnen versichern. Dieses Monster und die Gruselgeschichten der anderen Mitarbeiter jagten mir eine Riesenangst ein. Machnir Gonrar kündigte eine Visite samt Spezialistenteam für die nächste Woche an. Bis dahin akzeptierte er widerwillig meine Quarantäne Anordnung. Unser Wohlergehen war dem doch völlig egal, das war mir auch klar. Immerhin hatte ich durch die Quarantäne eine Woche gewonnen und konnte selber nochmal Detektiv spielen, um herauszufinden, was hier bitteschön nicht stimmte. Zuerst quälte ich mich zusammen mit Lonlio und dem Arzt durch alle Aussagen, die von Mitarbeitern getätigt wurden. Zumindest die Hälfte von ihnen war bereit über ihre angeblichen Alpträume zu berichten. Was wir zu hören bekamen, entsprach so ziemlich der persönlichen Hölle eines jeden Einzelnen. Eine Geschichte war schrecklicher, als die andere. So kam es mir jedenfalls vor. Ich ließ außerdem alle Räume klinisch säubern, um Infektionen des Gehirns ausschließen zu können. Mein Gott, ich sortierte die betroffenen Personen sogar nach religiösem Status und Volkszugehörigkeit, da ich nichts mehr ausschließen wollte. Auch die Luftfilteranlage wurde überprüft. Doch überall nur Fehlanzeige. Es musste mindestens ein psychisches Massenphänomen sein, dachte ich damals.