Nach einem kurzen Disput über die richtige Vorgehensweise einigten sich die Mentalisten zusammen mit dem vierten Metawesen, der Mykro hieß, darauf mir die Drecksarbeit zu geben. Im Klartext zwangen sie mich dazu, die Leute raus zu suchen. Natürlich weigerte ich mich zuerst. Ich sagte ja, dass mein Gewissen wieder zum Vorschein kam. Ich ließ mich sogar verprügeln, meine Güte. Und ich habe nie gelernt, Folter zu ertragen oder so, deswegen war ich schon ein wenig stolz, etwas Widerstand geleistet zu haben. Als ich in meinem eigenen Blut lag mit ausgeschlagenen Zähnen, gebrochener Nase und mehr, da beugte sich Gonrar zu mir herunter und klopfte mir anerkennend auf die Schulter. Mit so viel Gegenwehr hätte er bei mir gar nicht gerechnet, sagte er mir. Dann, nachdem er noch ein paar andere einschmeichelnde Sätze vom Stapel gelassen hatte, war ich endgültig weichgeklopft. Er bot mir an, dass keiner mehr in die Traumwelt gehen müsste, wenn ich dafür gehen würde. Ich Trottel willigte ein. Stattdessen hätte ich ihm einen Brocken Blutschleim in die Hand spucken sollen. Es würden sowieso alle sterben. Keine Ahnung warum ich mir zu diesem Zeitpunkt noch Illusionen darüber gemacht habe. Fakt ist, ich habs getan. Dann haben sie mich zusammengeflickt und mir Schmerzmittel verabreicht, für die ich echt dankbar war. Danach haben sie mich in ein Laborraum auf eine Liege gelegt und gefesselt. Als ich im Bett lag, legten sie noch ein Stück Meridian in meine Hand. Im Raum waren Gonrar, Mykro und einer der anderen namenlosen Mentalisten. Nach einer halben Stunde konnte ich einfach nicht mehr wach bleiben. Die Erschöpfung übermannte mich. Da ich gefühlt einige Sekunden später schon in der Horrortraumwelt aufwachte, hatte dieser gestörte Mykro wohl schon ganze Arbeit geleistet.
Und raten sie mal, wo genau ich in meinem Traum aufwachte. Genau! In meinem Quartier. Wieder schwebte ich, der Chronometer verkehrt herum neben mir und das Bettlaken auf mir. Ich atmete durch und hoffte, dass dies vielleicht nur eine Traumwiederholung sei, die von dem komischen Metawesen verursacht wurde. Deswegen weigerte ich mich diesmal auch beharrlich irgendetwas zu tun. Ich dachte mir, wenn das eine Wiederholung war, konnte ich eh nichts dagegen unternehmen. Und wenn nicht, dann würde ich bestimmt nicht wieder in die Hände dieses Monsters laufen. Also blieb ich ruhig in einer Ecke des Raumes, wickelte mich in die Decke ein und starrte auf den offenen Eingang meines Quartiers. Jeden Moment rechnete ich mit dem schreienden Barn, der sich den Kopf aufschlagen würde. Doch nichts geschah.
Als ich gefühlt eine Stunde so zusammengekauert zugebracht hatte, beschloss ich erst leise, dann immer lauter dem Metaagenten zuzurufen, dass er mich wieder aufwecken sollte. Das passierte jedoch nicht. Dann nahm ich törichterweise allen Mut zusammen und hangelte mich zum Ausgang. Dort war das selbe Lichterspiel, wie zuvor. Notbeleuchtung und Tageslicht wechselten sich flackernd ab. Ich hatte solch eine Angst. Doch ich schwebte weiter, kam durch das Schott und fiel wieder unsanft auf den Boden. Diesmal entschied ich mich, sofort in Richtung Kantine zu laufen. Ohne mich umzudrehen, lief ich drauflos und machte erst Halt, als ich vor der Kantine stand. Ich öffnete die Schwingtüren und trat ein. Angewidert und schreiend stolperte ich allerdings sofort wieder rückwärts hinaus.
Eigentlich will ich gar nicht beschreiben, was ich gesehen habe. Es widert mich an und lässt immer noch mein Blut in den Adern gefrieren. Oh Gott hilf mir bitte. Ich kann nicht mehr!
Tut mir Leid, die Emotionen spielen verrückt. Wenn Sie gesehen hätten, was ich gesehen habe, wüssten Sie warum.
Zurück zum Text. Die Szene in der Kantine. In der Mitte saß ein gewaltiges schweineähnliches Wesen mit unnatürlich vielen Armen und Fingern und verspeiste genüsslich einen Mitarbeiter nach dem anderen. Im Augenwinkel sah ich weitere krude, krallenbewährte Wesen, die mich voll Bosheit anstarrten. Ich fiel rücklings wieder aus dem Raum hinaus, rappelte mich auf und lief um mein Leben. Und da hörte ich plötzlich die Stimme des Metaagenten in meinem Kopf. Zuerst leise, dann immer lauter und prägnanter. Er rief immer zu einen bestimmten Satz in einer Sprache, die ich nicht kannte. Es klang fast, wie eine Beschwörung. Während ich um mein Leben lief, merkte ich plötzlich, dass ich ganz leicht wurde und vom Boden abhob. Das Magnetismusparadoxon schlug wieder zu. Ungeschickt knallte ich gegen die Decke und schleuderte herum, wie eine Puppe. Hinter mir kamen diese schrecklichen Wesen immer näher. Die Panik packte mich, als eines von ihnen genau auf mich zu schwebte und mit zwei Krallenhänden nach meinem Kopf griff. Ich schrie voller Angst und wachte schweißgebadet in den Händen des Metaagenten auf, der unsanft an meinem Kopf rüttelte. In meiner Hand brannte etwas und ich schrie auf und ließ es fallen. Es war das Meridiangestein. Die Brandwunde in meiner Hand sprach eine deutliche Sprache. Das Meridian musste mehrere hundert Grad heiß geworden sein. Verwirrt schaute ich mich im Raum um. Gonrar war da und schaute sehr ernst zu Mykro, der wiederum nickte und den Raum verließ. Dann kam jemand mit einer Spritze und weg war ich wieder, bevor ich auch nur ein Wort rausgebracht hätte.