Den Umzug in Jays neues Zuhause, den Vogelkäfig, gestalteten wir Schritt für Schritt. Sie durfte erst noch ihre Schachtel behalten, bis ich merkte, dass sie ihr endgültig entwachsen war. Die mitgelieferten Stäbe aus Plastik entfernte ich umgehend und ersetzte sie durch belaubte Haselzweige, um ihr doch etwas Natur zu bieten.
Jay sass nun also auf ihren Zweigen, hüpfte herum und genoss augenscheinlich ihre neu entdeckten Bewegungen. Versuchshalber füllte ich den Wasserspender, stellte aber auch noch ein Schälchen Wasser auf den mit Sand ausgestreuten Boden. Neugierig beäugte Jay diese für sie unbekannten Gegenstände. Ich befeuchtete meinen Finger leicht im Schälchen und hielt ihn ihr dann vor den Schnabel. Sie begriff schnell. Bald schon konnte ich beobachten, dass sie selbständig trank. Einen Schritt mehr hatten wir geschafft! Stolz auf meinen Pflegling erfüllte mich.
Nach wie vor fütterte ich Jay zwar, aber nicht mehr, indem ich ihr das Futter mit der Pinzette eingab. Ich legte nun etwas Futter auf meine Hand und wartete, bis sie selbst kam, um es sich zu holen. Auch da erwies sie sich als unglaublich gelehrig. Nach nur wenigen Versuchen hatte sie im wörtlichsten Sinne begriffen, worum es ging. Fröhlich pickte sie in meiner Hand herum - es muss ein schönes Gefühl gewesen sein, dass diese Hand nicht nur Wärme, sondern auch zu essen anbot ... Ermutigt stellte ich ihr bereits jetzt ein Schälchen Futter in den Käfig, um sie selbst etwas üben zu lassen. Und bereits in jener Zeit klemmte ich ihr einen Apfelschnitz zwischen die Stäbe, den sie bald entdeckte und den sie von nun an täglich bekommen sollte. Ich beobachtete die Spatzen in unserem Garten und führte dann langsam auch Salat, Kräuter und Beeren ein. Alles mundgerecht zerkleinert, denn noch war sie ja sehr jung und klein.
Zuversicht erfüllte mich - dieser kleine Vogel wollte wirklich leben und setzte selbst alles daran, zu überleben!
Was ich aber jetzt schon wusste und was ich ihm aus naheliegenden Gründen nie würde beibringen können: Das Fliegenlernen würde schwierig werden.