- Kapitel 4
Kea liegt in einem weißen, schmucklosen Raum - das kalte Metall des Tisches drückt sich wie brennendes Eisen in ihren Rücken. Als sie an ihren Ketten reißt, ist noch nicht einmal ein leises Quietschen zu hören. Eine weiße Gestalt erscheint über ihr und starrt ihr ins Gesicht. Kea will etwas sagen, die Gestalt bitten, sie zu befreien, aber es gelingt ihr nicht. Ein gelles Licht leuchtet auf und brennt sich in Keas Augäpfel. Mit zwei Fingern werden Keas Augenlieder auseinander gezogen, sodass das Licht ungebremst in ihr Auge fällt. Schnell schließt sie ihr zweites Augenlied, was jedoch nicht mehr, als eine leichte Dämpfung des Lichts bewirkt. Plötzlich schwebt eine Nadel über ihrem Auge, die sich langsam aber kontinuierlich senkt. Erst ist es eine leichte Berührung, dann ein stechender Schmerz, der sich bis in ihre Fingerspitzen zieht. Wenn Kea schreien könnte, würde sie es tun.
Mit einem erschrockenem Keuchen kommt Kea hoch. Sie sitzt kerzengerade in ihrem Bett und blinzelt in die Dunkelheit, um die Bilder ihres Traumes zu vertreiben. Mit den Händen umfasst sie ihren Kopf. Panik umfängt sie und schnürt ihre Kehle zu. Sie muss sich jetzt beruhigen! Es war nur ein Traum. Ein Traum? War es nicht vielleicht... Ehe Kea den Gedanken ergreifen kann, ist er auch schon wieder verschwunden. Sie nimmt die Hände von den Schläfen und blickt verwirrt in die Finsternis des Wagons.
...warum ist sie überhaupt wach? Sie sieht sich um, sieht die Schwärze und hört die Stille. Was hat sie geweckt? Kea weiß es nicht mehr. Mit sehr viel Konzentration kann sie Brankos Atem hören - ruhig und gleichmäßig. Zögerlich lässt Kea sich wieder auf die Matratze sinken und lauscht Brankos Atemgeräuschen so lange, bis sie von ihnen in den Schlaf geleitet wird.