Währendem auf der einen Seite der Insel ein Trupp junger Autoren zusammen mit einem frechen Wolf und der Fee Takaro versuchte, den Dämonen eins auszuwischen, indem sie einen Katapult beluden, sich leider verrechneten und deshalb jetzt nicht die Dämonen, sondern die Bewohner von Belletristica damit beschäftigt waren, die kleinen mühsamen Bugs, die sie mit dieser Aktion ausversehen befreit hatten, wieder einzufangen, waren die Wortmaler auf der anderen Seite mit ganz anderen Dingen beschäftigt.
Die bunt zusammengewürfelte Truppe hatte sich auf dem Land zwischen der, dem Drachenhort zugewandten Küste und Xandras Märchenwald niedergelassen und war damit beschäftigt sich für den Kampf zu wappnen.
Die Autoren sassen oder lagen grossflächig auf einer Wiese verteilt herum und schrieben eifrig in ihre Notizblöcke.
Die Kunst des Wortmalens war, dass die Beschreibung so detailliert und trotzdem so lebendig sein musste, dass ein Maler, bloss anhand dieser Worte ein Bild schaffen konnte, das von der Realität nicht zu unterscheiden war. Trotzdem war es wichtig, dass persönliche Gefühle und Ansichten eingebaut wurden, um die Werke individuell zu machen.
Sharimaya ging von einem zum Nächsten und begutachtete die Arbeiten.
Meist waren es bloss kleine Dinge, wie eine Blume, oder eine Tasse Kaffee, die erschaffen wurden, aber manchmal entstanden auch grössere Dinge wie beispielsweise ein Baum.
Als letztens die Grafen, die ebenfalls zur Gilde der Wortmaler zählten, da gewesen waren, hatte Riley nur so aus Jux ein Pferd erschaffen. Die Stute war leider ziemlich verstört und nervös gewesen und dann panisch durch die anderen Wortmaler gestürmt.
Riley hatte lachend am Boden gelegen und schliesslich musste Phobos eingreifen und das Blatt verbrennen, bevor jemand ernsthalf zu Schaden kommen konnte.
Das war die einzige Schwachstelle des Wortmalens – verschwand die Schrift, verschwand die Magie.
Deshalb mussten man mit den Texten besonders vorsichtig umgehen.
„Denkt immer daran, ihr müsste einen Teil eurer Seele in dem Text hineinschreiben, damit die Magie funktioniert.“ Sharimaya hatte sich auf einen Stein gestellt und wiederholte die Dinge, auf die man beim Wortmalen achten musste.
Sie war es gewesen, die die Gruppe ins Leben gerufen hatte, nachdem sie die geheime Magie der Worte entdeckt hatte.
Rein theoretisch war es jedem möglich, ein Wortmaler zu werden, aber es gab eben bessere und schlechtere. Besonders das Erschaffen von Magie in Gedichtform war beinahe unmöglich, aber die Werke, bei denen es gelang, waren dafür umso mächtiger.
Als der Nachmittag ins Land zog und die Schatten länger wurden näherten sich zwei Gestalten aus dem Wald in Richtung Norden.
Allarmiert hoben einige der Wortmaler die Köpfe und sofort schwebten die Federn angriffsbereit über dem Papier.
Ein Knall unmittelbar über ihnen liess alle zusammenfahren und als sie nach oben schaute explodierte ein seltsames Gebilde zu einer riesigen Wolke aus buntem Glitzer, der auf die Gruppe, die jetzt wortwörtlich bunt war, herunterrieselte.
„Emma? Phil?“ Sharimaya eilte den beiden Neuankömmlingen freudig entgegen.
Emma rannte freudig auf die Dame zu und schloss sie herzlich in die Arme.
„Shari, schön die zu sehen. Wie geht es mit dem Training voran?“
„Gut, gut. Ihr habt uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, weisst du das eigentlich?“
Emma kicherte und Duke trat von hinten zu den beiden Frauen heran.
„Ich konnte ihr den Spass ja schlecht verbieten, und da ich es nicht riskieren konnte, dass etwas schiefging, musste ich ihr wohl oder übel helfen.“ Auch er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.
Die beiden waren mittlerweile ein eingespieltes Team und ergänzten einander fabelhaft.
„Aber dafür haben wir euch auch etwas mitgebracht! Ich hab’ frischen Apfelkuchen gebacken.“ Emma hielt stolz ein grosses Blech in die Höhe.
„Und Sahne haben wir auch mitgebracht“, ergänzte der junge Mann.
So setzte sich der Trupp zusammen und genoss den Kuchen, der frisch aus dem Ofen kam.
Sie plauderten, lachten und schrieben bis die Sonne zu einem glühend roten Ball am Horizont geworden war. Und erst, als es definitiv zu kalt wurde, um noch länger draussen zu bleiben, und auch die geschriebenen Decken nichts mehr halfen, machten sie sich auf den Weg nach Hause.