Gerade, als der Riegel endgültig nicht mehr hielt, kam mit einem Kampfschrein Marvin Grauwolf, dicht gefolgt von Luan und Felix in die Taverne gestürmt.
Marvin stürzte sich auf den erstbesten Dämon und biss sich in dessen Bein fest.
Luan hatte ein Schwer und Felix seinen Stift gezückt.
„Achtung Lu!“ Duke warf ein Buch quer durch den Raum und schlug damit einen der Gegner nieder.
Luan richtete sich wieder auf und schwang weiter das Schwert.
Schliesslich rief einer der Dämonen: „Rückzug! Schnell, wir ziehen uns zurück“
Innerhalb einer einzigen Minute waren alle die Dämonen zur Türe hinaus geflüchtet.
Währendem Felix den letzten noch wütend ein paar Schritte hinterher lief, stützte Duke sich keuchend auf seinen Knien ab.
„Was war das gerade? Und wo kamen die überhaupt alle her?“, wollte Luan wissen.
„Keine Ahnung. Ich muss hier in der Taverne eingeschlafen sein und als ich aufgewacht bin, hatten sie sich wohl im Keller versteckt“
„Der Keller hat aber keinen Eingang von aussen, oder?“ Felix lehnte in der Türe.
Duke schüttelte den Kopf. „Nein, soweit ich weiss, ist da nichts“
„Vielleicht haben sie ein Loch in die Wand geschlagen“, schlug Marvin vor, der bisher den Schankraum ausgiebig ab geschnüffelt hatte.
Eine kurze Recherche im Keller ergab, dass die Wände alle noch bestens intakt waren und niemand der vier konnte sich einen Reim auf die ganze Sache machen.
„Weiss jemand von euch, wo sie hinwollten?“ Marv spähte zum Fenster hinaus.
Wieder nichts als Schulterzucken.
„Wenn ich raten müssten, dann würde ich bei der Zitadelle der Admine nachschauen. Schliesslich wissen wir ja, dass die Winterqueen unserer geliebten Belle an den Kragen will…“, überlegte Luan laut.
„Ja, das würde Sinn ergeben“ Felix nickte zustimmend.
„Na dann los! Worauf warten wir denn noch?“ Der Wolf lief voller Vorfreude zur Türe hinaus.
Felix und Duke folgten ihm.
„Lu? Kommst du?“ Felix runzelte die Stirn.
„Natürlich. Gib mir einen kleinen Moment. Ich bin gleich bei euch“
Schnell griff Luan nach einem Eimer voller Farbe, der noch irgendwo in der Ecke stand und pinselte in grossen, roten Buchstaben:
Wir sind auf dem Weg zur Zitadelle der…
…Admine. Kommt und helft uns!
Emma runzelte verärgert die Stirn und trat aus der Taverne hinaus in den dichten Nebel. Dort standen Sharimaya und Xandra und schauten sie fragend an.
Emma zuckte mit den Schultern. „Wir sind zu spät. Wie es scheint, sind sie bereits weiter zur Zitadelle gereist“
Der Drache Miro schnaubte. Bei diesem dichten Nebel zu fliegen war alles andere als ein Vergnügen.
„Nun denn. Da bleibt uns wohl nichts Anderes übrig, als ihnen zu helfen.“ Shari kletterte bereits wieder aus Miros Rücken und die anderen folgten ihr.
Nachdem Emma die Nachricht ihres Vaters erhalten hatte, war sie kurzerhand mit ihrer Katze Isa in einer Umhängetasche und dem Schwert an der Hüfte zu Xandra gestiefelt. Obwohl, rennen würde es wahrscheinlich besser treffen.
Sie war wie eine Irre durch den Märchenwald getrampelt und hatte dann heftig gegen Xandras Türe geklopft.
Ihr Turm war zum guten Glück verschon geblieben und so hatte Emma Isa dort gelassen und die beiden hatten sich schleunigst auf den Wag zu Shari und ihrem alten Wachturm gemacht.
Als die beiden dort ankamen, war eine wilde Schlacht im Gange, die sie allerdings mit der Hilfe von Miro für sich gewinnen konnten. Wie aus dem nichts hatten die Dämonen sich plötzlich zurückgezogen.
Danach hatten sich die vier auf dem schnellsten Weg zur Taverne begeben, von wo aus sie jetzt zu der Zitadelle der Admine weiterreisten.
Penny und Takaro flogen beinahe ineinander hinein, als beide versuchten, Ben so schnell sie nur konnten, von den neusten Ereignissen zu berichten.
In diesem Moment kam Maldeca um die Ecke gesaust und bremste abrupt ab.
„Was ist denn hier los? Auch schlechte Neuigkeiten?“
Die beiden Feen nickten.
„Also ich habe eine Armee von Dämonen im Keller zu melden. Könnt ihr da mithalten?“
„Ernsthalft Deca? Kannst du nicht einmal ernst bleiben?“
Die Fee der Unterwelt grinste nur.
„Und ja, können wir. Vor unseren Toren steht nämlich auch eine Armee. Und die wächst ziemlich schnell“ Penny klang vorwurfsvoll.
„Könnten wir uns jetzt bitte etwas beeilen!“, drängte Takaro die beiden Streithähne.
Als die drei Fenn allerdings beim Ratssaal ankamen, mussten sie feststellen, dass sie nicht die ersten waren, die die Gefahr bemerkt hatten. Khaeli schwebte schon aufgeregt vor Bens Nase herum und Lizzy kam soeben zur Türe hinein.
Belle und Juno hielten sich etwas im Hintergrund und diskutierten angeregt. Penny gesellte sich sofort zu ihnen, um eine gute Möglichkeit zu finden, die Flüchtlinge in die Zitadelle zu bekommen, ohne dass die Dämonen das Schloss übernahmen.
„Takaro, Maldeca. Ich hoffe ihr bringt keine allzu schlechten Neuigkeiten“ Ben klang müde und abgekämpft.
„Nichts, ausser ein paar Duzend Dämonen im Keller“ Maldeca grinste immer noch.
Ben stöhne auf. „Das darf doch nicht wahr sein! Wo kommen die denn her?“
Darauf hatte die Fee allerdings auch keine Antwort.
„Mädels, Ben! Wir haben einen Plan!“, verkündete Belle in diesem Moment.
Phobos schnaube vor Wut, als er und Riley zusammen mit Megan die Zitadelle der Admine erreichten. Sie konnte nicht allzu nahe ran, weil sich zwischen ihnen und den schützenden Mauern eine riesige Armee von Dämonen versammelt hatte.
„Verdammt!“ der Vampir knirschte mit dem Zähnen. Sein Mann legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm.
„Komm schon Phobos. Wir müssen uns überlegen, wie wir denen in der Festung am besten helfen können. Früher oder später wird die Königin hier sicher auftauchen“
„Riley hat recht.“, mischte sich jetzt auch Megan ein. „Wir brauchen einen Plan, ansonsten ist die Situation aussichtslos!“
In diesem Moment legte sich ein Schatten über die drei und einen Moment später landeten Felix, Duke, Lu und Marvin neben ihnen.
Der Wolf war etwas grün um die Nase und sah nicht gerade glücklich aus.
„Verdammt, Felix! Ich hätte auch genug schnell auf meinen eigenen Beinen laufen können!“
Felix lachte nur, wurde allerdings gleich darauf wieder ernst. „Geht es euch allen gut? Ihr seht irgendwie nicht sonderlich glücklich aus… Und habt ihr einen Plan?“
Phobos Kehle entfuhr ein wütendes Knurren und Riley schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Wir müssen uns irgendwie mit denen drinnen in der Burg in Verbindung setzen und schauen, wie es bei ihnen aussieht. Vielleicht könnten sie ein Ablenkungsmanöver starten oder so...“, grübelte Duke.
„Wenn ich auf der Mauer oben wäre, könnte ich sicher mehr ausrichte, als hier unten. Und ausserdem wäre meine Magie vielleicht ein gutes Ablenkungsmanöver. Was meint ihr?“ Megan legte dem Kopf schief.
„Ja, das ist sicher so. Nur, wie bekommen wie dich rüber? Mit dem geflügelten Wort? Ich befürchte kaum. Es wird nicht schnell genug sein, um unentdeckt zu bleiben… Wenn wir doch bloss…“
„Einen Drachen hätten?“, erklang in diesem Moment Sharis Stimme hinter der Gruppe Autoren.
Miro landete und Emma, Xandra, Shari und Skogsdotter, die sie auf der Strecke hierher aufgegabelt hatten, liessen sich von seinem Rücken gleiten.
„Emma? Verdammt, was machst du denn hier? Habe ich die nicht gesagt, du sollst im Kloster bleiben?“ Emma verdreht angesichts ihres Vaters nur die Augen.
„Ich freue mich auch sehr zu sehen, dass es dir gut geht, Dad“ Hinter dem beiden schnaubte Megan verdächtig.
Jetzt schaltete sich Luan ein: „Also, dann lasst und Megan rüberschicken und wir anderen warten hier. Miro kann uns berichten, wie es gelaufen ist, und was der Plan ist. Megan, sag Ben, dass wir ein Ablenkungsmanöver brauchen und dass er auf Belle achtgeben soll“
„Und er soll uns sagen, wenn es das Biest sichtet“, knurrte Phobos.
Megan nickte und schwang sich auf Miros Rücken, der sich sofort in die Luft erhob.
Als die beiden ausser Sichtweite waren, meinte Skogs: „Vielleicht sollten wir Holz sammeln und zu Bündeln binden. Dann können die Fagerleuer sie entzünden und Miro kann sie auf die Dämonen werfen“
Ohne die Reaktion der andern abzuwarten, stiefelte sie los und schlug mit ihrer Axt Äste der Bäume ab.
Als die Freunde einen riesigen Haufen an Holzbündeln angefertigt hatten, kam Miro wieder zurückgeflogen.
Nach einer kurzen Teambesprechung teilten sie sich in drei Gruppen auf.
Luan und Emma sollten sich um die Holzbündel kümmern und Marv sie unterstützen.
Shari, Xandra, Riley und Skogsdotter näherte sich der Festung von rechts, währendem Felix, Phobos und Duke von links kamen.
Als man erkennen konnte, wie Megan in Begleitung von Ben auf die Mauer der Zitadelle trat, ging es los.
„Volk von Belletristica,“, richtete Ben sein Wort an die Autoren und Dämonen gleichermassen.
„Wir stehen nun vor der entscheidenden Schlacht. Die Dämonen, all das Schlechte, in unserer Welt, wollen ihren Schatten über uns werfen! Lasst und für unser Zuhause und gegen all das Böse in unserer Welt kämpfen. Lasst das Banner unseres Königreichs stolz wehen und ein Symbol für Trotz und Stärke sein!“
Die Autoren, die sich überall auf dem Zacken der Zitadelle versammelt hatten, brachen in Jubel aus.
Als Megan vortrat und die Hände hob, wurde es für einen Moment still auf dem Schlachtfeld, aber als der Boden unter den Füssen der Dämonen zu beben begann, breitete sich die Panik wie ein Lauffeuer aus. Einige von ihnen gingen wagemutig zum Angriff über währendem andere Hals über Kopf die Flucht ergriffen – geradewegs in die Arme der beiden Truppen, die die Dämonen jetzt einkreisten.
Für zusätzliches Chaos sorgte Miro, als er die ersten brennenden Pakete mitten in die Armee der Dämonen fallen liess.
Einige Hundert Gegner zerschmolzen auf der Stelle zu keinen Pfützen und auch der Nebel lichtete sich mehr und mehr.
Luan, Emma und Marvin arbeiteten so schnell sie konnten und das einzige, was sie wissen liess, dass ihre Freund noch lebten, waren die Schreie der Dämonen, wenn sie zerfetzt, gespaltet oder erstochen wurden.
Plötzlich sank die Temperatur urplötzlich um mehrere Grad und direkt aus den Schlossmauern heraus trat die Dämonenkönigin, in eine Rüstung aus schimmerndem Eis gekleidet, an der die Pfeile der Autoren wirkungslos abprallten.
Mit einer einzigen Handbewegung löschte sie die Feuer auf dem Schlachtfeld und trat dann aus den Schatten der Mauern heraus.
„Oh! Hallo Ben“ Ihre Stimme war messerscharf und ihr aufgesetztes Lächeln wirkte wie das einer Raubkatze.
Ben erwiderte nichts.
„Keine Begrüssung heute? Ach wie unfreundlich von dir“ Sie ging weiter. Wenn man ganz genau hinschaute, konnte man sehen, dass sie etwas hinkte.
Phobos sah es auch und sein Gesicht war eine Fratze aus Zorn und Schadenfreude. Sie mochte eine mächtige Königin sein, aber gegen Zähne und Krallen war sie genauso schutzlos, wie jeder andere auch.
Wenn da nicht diese Rüstung wäre...
Er brauche mehr Zeit. Schnell hastete der Vampire zu Felix hinüber und raunte ihm etwas zu. Daraufhin wandte dieser sich ab und ging in die Richtung, in der Marv und die anderen sassen.
Kurze Zeit später hob Miro lautlos vom Boden ab und flog zur Zitadelle hinüber.
Die Königin war so sehr in die Demonstration ihrer Macht vertieft, dass sie davon nichts mitbekam.
„Und jetzt mein lieber Freund, was willst du tun? Darauf warten, dass jemand kommt um dir zu helfen? Da ist niemand mehr, der dir helfen könnte. Du und dein Volk, ihr werdet sterben, ehe die Sonne ihren Höhepunkt erreicht“
„Sterben? Wir? Niemals!“ Er musste für seine Freunde so viel Zeit wie möglich herausholen.
Die Königin lachte nur und ihre Dämonen stimmten mit ein.
Auf ein Zeichen von Ben hin liess Megan den Boden wieder erbeben und lenkte so die Aufmerksamkeit der Königin noch weiter von den anderen ab.
Felix hatte sich auf sein geflügeltes Wort gesetzt, eine fette Ladung Zweige auf dem Arm.
Phobos stand bereit im Schatten eines Baumes, die volle Konzentration auf die Königin gerichtet. Er hatte bloss einen einzigen Versuch.
Links und rechts stürzten sich seine Freunde mit lautem Gebrüll in die Schlacht, versuchten zu verhindern, dass die Queen nach oben schaute.
Als Felix direkt über der Dämonin war, liess er die brennenden Holzscheite fallen.
Er war schon einige Meter weiter, beinahe ausserhalb ihrer Reichweite, als die Königin ihn sah und einen Strahl aus Eis und Wind auf ihn richtete.
Der Mann wurde durch die Luft geschleudert und kam dumpf auf dem Boden auf.
Alle schauten zu Felix hinüber. Alle ausser Phobos, der seinen Blick keine Sekunde von den brennenden Ästen abgewandt hatte.
Einen Moment, bevor sie auf die Königin trafen, sah diese sie auch und schrie auf, als sie von der Hitze getroffen wurde.
Es dauerte kaum einen Moment, bis sie das Feuer gelöscht hatte. Ihre Augen funkelten vor Zorn und Phobos lächelte.
Die Königin hatte zu langsam reagiert.
Er konnte die Schwachstelle in ihrem Panzer ganz deutlich erkennen. Direkt über dem Rippenbogen auf der rechten Seite.
Dann geschah alles wie in Zeitlupe.
Der Vampir stürzte sich aus dem Schatten heraus auf die Dämonin und stiess ihr Emmas Schwert durch die geschwächte Rüstung.
Ein überraschtes Quieken entfuhr ihr, bevor sie stolperte. Sie viel zu Boden, den Blick gen Himmel gerichtet, aus der Wunde an ihrer Seite strömte schwarzes Blut.
Phobos beugte sich lächelnd über sie und sprach, so laut, dass es jeder hören konnte: „Ich fürchte, du hast dich mit den Falschen angelegt, Queenie!“