„Die klügsten Waldgeister sind die Alräunchen,
Langbärtige Männlein mit kurzen Beinchen,
Ein fingerlanges Greisengeschlecht,
Woher sie stammen, man weiß es nicht recht.“
(Heinrich Heine)
Schon in der Bibel, so nimmt man an, findet die Alraune Erwähnung. Die in der Genesis 30/14-16 genannte Dudai könnte eine Mandragora bezeichnen. Es wird sogar spekuliert, dass sie der sumerischen NAMTAR -Pflanze entspricht. Im Papyrus Ebers wird die dja-dja als Alraune angenommen.
Biologisch gesehen, gehören die Alraunen zu den Nachtschattengewächsen, den Solanaceaen. Durch die in allen Teilen der Pflanze enthaltenen die Alkaloide Atropin, Hyoscyamin und Scopolamin ist die Alraune giftig bis hin zum Tod durch Atemlähmung.
Hierin liegt allerdings auch ihre historische Bedeutung als Zauberwurzel oder Ritualpflanze. Die Wirkung des Alkaloidcocktails führt neben Hautrötung, trockenem Mund, Unruhe, Schläfrigkeit und Pupillenerweiterung auch zu Halluzinationen, die durchaus mit einer Trance gleichzusetzen waren. Doch Vorsicht! Vom Verzehr der Pflanze ist mit unserem heutigen Wissen dringend abzuraten.
Auch schon in der Vergangenheit nahm man die Wirkung der Alraune nicht auf die leichte Schulter. Es gab zum Beispiel viele erstaunliche Regeln, die Pflanze zu ernten. So sollte man dieses nur um Mitternacht am Johannistag tun, dabei ein Schwert nutzen und darauf achten, dass man vom Schrei der Alraune nicht ertaubte. Andernorts wurde ein Hund an die halb ausgegrabene Wurzel gebunden, der diese für seinen Herrn herauszog. Der Schrei der Alraune tötete das Tier sofort.
Doch nicht nur die Wirkung der Alraune bescherte ihr den Ruf der Zauberpflanze, schon die oftmals menschenähnliche Form ihrer Wurzel gab Anlass zu Spekulationen. So stellte man sich vor, dass die Pflanze, die man auch mancherorts Galgenmännlein nannte, aus Speichel und Sperma der Erhängten erwuchs. Also suchte man nach dem Gewächs auch auf den Galgenbergen. Der Zauber der Alraune wurde oft nicht durch den Verzehr beschworen, sondern man trocknete die Wurzel, kleidete sie in Tücher und wusch sie täglich.
Somit weit verbreitet, hörte die Alraune auf viele volkstümliche Namen: Alraunmännchen, Drachenpuppen, Erdmännchen, Galgenmännchen, Hexenkraut, Springwurz, Unhold-Wurzel, Zauberwurzel sind nur einige davon.
Bei den alten Griechen und Römern hieß sie auch Circea, nach der Zauberin Circe. Der Gattungsname Mandragora setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort mandra für Stall und agora für Sammelplatz, was bedeutet, dass die Alraune früher in der Nähe von Stallungen zu finden war. Der Artname weist auf ihre Verwendung als Arzneipflanze hin. Das Wort Alraune stammt aus der germanischen Sprache (runa = Geheimnis) und steht für Kobold und mythisches Wesen.
Im Mittelalter wurden vielfach gefälschte Alraunenwurzeln, geschnitzt aus der Zaunrübe und aus Enzianwurzeln, feilgeboten. Es muss eine wahre Alraunensucht damals stattgefunden haben, denn im Jahre 1611 sah sich Herzog Maximilian von Bayern dazu genötigt ein Verbot zu erlassen, die Alraunenwurzeln auszugraben und mit ihr Zauberei und Hexerei zu betreiben.
Heutzutage bleibt uns die Freude, über die alten Heilkünste zu fabulieren und uns an den alten Geschichten zu erfreuen. Die Mandragora dagegen zu kosten, zu verräuchern oder gar als Sud zu trinken, ist nicht ratsam. Vor den tödlichen Folgen solchen Leichtsinns muss dringend gewarnt werden!!
Quellen:
http://www.giftpflanzen.com/mandragora_officinarum.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Alraune
https://de.wikipedia.org/wiki/Alraune_(Kulturgeschichte)
http://www.feenkraut.de/herbs/alraune.html
http://www.botanikus.de/Botanik3/Ordnung/Alraune/alraune.html