"Wie schaffen wir es, ein höheres Bewusstsein in Konflikte zu bringen?" Bernstein betrachtete die kleine Schar seiner Zuhörer. "Für uns als Individuen ist es eine beständige Entfaltung, immer mehr in unserem Körper verankert zu leben, dabei weiter zu werden als unsere Emotionen, so dass sie uns nicht mehr beherrschen, sondern wir sie beobachten. Je mehr wir in uns verankert sind, desto mehr Raum schaffen wir in uns. Wir können anfangen, Raum als solches wahrzunehmen. Mit unserem ganzen Körper die Welt um uns wahrzunehmen. Vielleicht werden wir des Ganzen gewahr, der Stille, des Friedens, der Freude ... vielleicht bemerken wir die Grenzenlosigkeit ... "
Er sprach sehr langsam, immer wieder mit Pausen, in denen er jeden einzeln ansah. Es war, als lege sich Stille, so ein Leuchten über den Raum und die Gruppe.
"Wie ich sehe, haben gerade schon einige von Ihnen einen Eindruck von dem, was ich meine." Er lächelte. "Die Kunst ist, damit zu sein, wenn wir uns bewegen, im Alltag, in herausfordernden Momenten." Jetzt lächelte er ein sehr ansteckendes Lächeln, das die meisten erwiderten. "Wenn wir das schaffen, verändern wir die Welt. Unsere unmittelbare Umgebung, oder auch in der Ferne, wenn wir darauf unser Bewusstsein lenken. Es ist wie eine Meditation mit offenen Augen, ja für manche sogar mit der Möglichkeit zu sprechen."
Die Energie im Raum schien sich zu verändern, die Atmosphäre dichter zu werden. Einige atmeten unwillkürlich tief durch, andere nahmen entspanntere Haltungen ein.
Tara spürte eine innere Ruhe. Sie merkte, wie sich ihr Körper aufrichtete, ohne dass sie etwas aktiv dazu tat. Es war völlig mühelos. Vor allem um ihren Kopf hrum spürte sie Weite, im Bauch eine Zufriedenheit.
"Sehen Sie, es wirkt schon."
Die nächsten Minuten verbrachte die Gruppe schweigend.
"Auf diese Weise machen wir einen Shift in ein höheres Bewusstsein, das auf seine Umgebung ausstrahlt. Wenn wir den Bewusstseinszustand aufsuchen können, können wir damit eine Grundlage schaffen, in der sich die am Konflikt Beteiligten sozusagen selbst beraten. Sie haben plötzlich neue Erkenntnisse, werden offener, lenken ein, finden neue Worte. wie auch immer, wir haben keinen Einfluss auf das Ergebnis, wir können nur vertrauen, dass das Bestmögliche geschieht."
In der nun folgenden Pause schaute Bernstein in sehr beredte Gesichter, manche voller Freude, andere enttäuscht oder skeptisch. Freundlich nahm er alle Reaktionen an.
"Ich kann gut verstehen, dass Sie mehr tun möchten, zumindest manchmal. Doch darauf haben wir keinen Einfluss. Doch wenn Ihnen in diesem Zustand eine neue Idee kommt, sei es zu etwas Künstlerischem oder Praktischen - tun Sie es. Denn es stammt direkt aus der Quelle. Vor allem aber praktizieren Sie regelmäßig diesen Shift im Bewusstsein. Wir können ihn nicht kontrollieren, wir können uns nur dem hingeben." Er grinste. "Und das fühlt sich unglaublich gut an! Wenn es keinen anderen Effekt hätte, dafür alleine lohnt es sich."
Aber es ist erst der Anfang, wie Tara in den nächsten Wochen herausfinden sollte. Tatsächlich war sie nun hier, an dem etwas provisorischen Ort, an dem die Uni ihre erste Heimat gefunden hatte.