Auf Belletristica mit der Hauptstadt Belle war die Aufregung mit den Händen zu spüren. Vielleicht muss ich etwas über diese Insel weit von jeglicher Zivilisation erzählen. Ich bin nun eine Woche hier. Mit einem kleinen Segelschiff entfloh ich der Zivilisation und kam hierher. Was ich antraf, rührte mein Herz und ich bin so glücklich wie nie zuvor. Die Menschen hier sind freundlich, rüpelhaftes Benehmen wird stark geahndet. Dann wird man verbannt und muss das Paradies begleitet vom Sicherheitspersonal auf der Stelle verlassen.
Ihr werdet fragen, was man da den ganzen Tag macht. Also jeder hilft mit, wo er kann. Es gibt ein Rathaus, eine Taverne und auch Sicherheitspersonal. Wie ich gerade gesagt habe, kenne ich mich noch nicht so gut aus. Die Insel ist recht groß aber nicht dicht bewohnt und trotzdem übersichtlich. Die Einwohnerzahl wächst stetig, mit einem Zuwachs von rund 50 Einwohner pro Woche. Was macht man den ganzen Tag? Dies ist eine berechtigte Frage! Die meisten schreiben wie wild. Die Bildung hier ist nämlich sehr hoch, da fast alle Schreiberlinge sind. Was wir noch machen? Wir lesen die Bücher der Kollegen. Ein Traumleben? Nicht ganz und ich lache. Schreiben ist Arbeit!
Die Aufstiegschancen sind gerechter als auf der Erde. Das System ist transparent. Es ist genau geregelt, für was man Feenstaub bekommt. Also für jegliche Arbeiten regnet es Feenstaub herunter. Wenn man z. B. ein Buch fertig hat. Wenn das Buch gut ist, bekommt man wiederum Belohnungen von den Kollegen.
Ach ich bin wieder vom Thema abgekommen, aber ich musste euch erzählen in was für eine Welt wir uns befinden, damit ihr versteht, warum dies alles passierte.
Der Sternengucker war an diesem Abend sehr besorgt. Der Sternenhimmel war hell, sehr hell und zu allem Übel war noch Vollmond. Dies bedeutete, dass Belletristica problemlos mit größeren Schiffen angesteuert werden konnte.
Die Bewohner des Planeten Erde waren neidisch auf Belletristica wegen der traumhaften Zustände, die paradiesisch anmuteten. In wenigen Jahren war es von einer unbesiedelten Insel zu einem glücklichen Kleinstaat angewachsen. Außergewöhnliche Tiere lebten hier. Ein Yakuar wurde am Morgen gesichtet. Was ihr kennt dieses Tier nicht! Es ist eine Mischung aus einem Yak und einem Jaguar. Ich weiß nicht, ob ich es richtig geschrieben habe. Es wird erst morgen im Lexikon der Tiere von Belletristica sein. Die Belletristicabewohner sind friedliebend und absolut neutral. Genau wie die Schweizer. Aber Belletristica ist um ein Vielfaches schöner, da es noch schön am Meer gelegen ist.
Ich hoffe, jetzt ist euch einiges klar. Zurück zu meiner Geschichte. Die Sterne strahlten also so hell wie noch nie, obwohl es bereits dunkle Nacht war, war Belletristica Taghell beleuchtet. Die Insel hatte zwei Kommandoposten und eine große Festung. Die Armee war eine Berufsarmee. Das Heer zählte keine 300 Männer. Der Job ist nicht beliebt. Schreiben ist der Traumberuf aller Einwohner. Die Geheimwaffen der Insel waren die Bücher. Ja, ihr habt richtig gehört! Die Bücher konnten diese Streitkräfte zurückwerfen. Wie dies geht, weiß ich auch nicht! Nein, wirklich nicht! Aber ich gehe mal in die Taverne und frage mal dort, ob man mir dieses Phänomen erläutern kann.
Ich betrat die Taverne, es wurde mäuschenstille, alle blickten auf und begrüßten mich nett. Jeder bot mir einen Platz an.
Man kann die Getränke und Esswaren bestellen, die man will. Die Kosten übernimmt selbstverständlich die Regierung. Die Einnahmen der Regierung kommen aus der Ausleihe der Bücher und aus Spenden der Einwohner. Die meisten Einwohner haben dann einen eigenen Fantasienamen mit der Zahl, die ausdrückt, was ihre Verdienste für das Reich ist. Sie leben völlig anonym und quasi Inkognito hier. Vielleicht ist einer ein Schaich oder ein anderer gar ehemaliger Präsident. Wer weiss dies schon? Aber dies ist völlig irrelevant. Jeder wird unvoreingenommen akzeptiert.
In der Taverne drehten sich alle Gespräche um die Invasion. Es war bereits die zweite Welle. Ich fragte ganz schüchtern, wieso die Bücher die Dämone und Geister zurückschlagen können. Sie waren wirklich sehr hilfsbereit, aber es schien sich, um ein Staatsgeheimnis zu handeln. Man gab mir den Rat zum Zauberer zu gehen. Sie riefen mir nach, lauf 100 m geradeaus und danach rechts. Ich verabschiedete mich und lief raus und schaute zum Himmel hoch. Der Sternenhimmel war so hell. So etwas hatte ich nicht erlebt. Ein Sternengucker bin ich nicht und kann kaum einen Stern beim Namen nennen. Aber ich sah den Polarstern, der noch deutlich fester leuchtete als sonst. Der Große und der Kleine Wagen waren natürlich auch sichtbar. Ein solch schöner Sternenhimmel wäre etwas für Romantiker. Der Ernst der Lage war mir durchaus bewusst, obwohl ich kaum die Gepflogenheiten und Gefahren dieser Welt kannte.
Ach so, jetzt war ich vor dem besagten Gebäude angelangt. Die dicke Eichentür mit einem schwarzen Türschloss war unverschlossen. Ich trat ein und lief einen dunkel Gang hinunter. Vor einer leuchtend weißen Tür stand: „Belle Labor“. Und auf einem Türschild stand; „Bitte klopfen und leise eintreten.“ Auf Zehenspitzen lief ich rein. Das Licht war schummrig. Und ja in diversen Glastöpfen brodelten verschiedenfarbige Flüssigkeiten. Ein Mann mit einem langen grauen Bart schaute auf und murmelte; „Hey, Milu, wir haben dich erwartet. Tritt, näher. Du wurdest uns angekündigt und uns wurde gesagt, wir sollen dir die Geheimnisse zeigen. Weiß nur Gott warum!“ Ich trat näher und er murmelte: „Diese klare Sternenhimmelnacht erschwert das Ganze um ein Vielfaches. Dies ist gar nicht lustig. Also, ich erkläre dir, wie dies geht. Unsere wichtigste Waffe sind die Bücher aus der Unterwelt. Die sind ja nur elektronisch verfügbar. Wir stellen physische Exemplare her. Verstehst du jetzt wie es läuft? Je böser diese Bücher sind, desto besser. Mit unserer Geheimmischung ergänzt mit Feenstaub steigen diese Geister aus den Büchern und fliegen in die Hirne unserer Feinde und setzen diese quasi Schachmatt.“ Ich nickte tief beeindruckt und war äusserst erstaunt und fragte ganz schüchtern: „Ja, und dies funktioniert?“ Der Zauberer schaute mich mit traurigen, fast weinenden Augen an: „Das ist ja das Problem! Bei einem solchen Sternenhimmel ist die Wirkung um ein Vielfaches kleiner, und ich muss die Dosis und die Menge an Bücher erhöhen. Deshalb sind wir so froh um jeden neuen Einwohner dieser Insel. Danke, dass du zu uns gekommen bist.“
Fortsetzung im nächsten Kapitel Elexir und Seelensplitter und das Tor zum Paradies