Promt:
Wir haben den 14.02.
Ungeduldig blicke ich aus dem Fenster. Wo bleibt sie nur?
Wir kennen uns kaum. Aber sie hat mir eine Überraschung versprochen. Aus diesem Grund bin ich so aufgeregt. Ich bin schlicht neugierig, was sie sich ausgedacht hat.
Getroffen haben wir uns das erste Mal vor zwei Wochen. Ich hatte zusammen mit einigen Freunden einen der begehrten Stände des jährlichen Hallenflohmarkts ergattert und wir waren gerade dabei, nach Ende der Veranstaltung unseren übrigen Krempel wieder zu verstauen, als sie mich ansprach und Interesse an einem alten Buch äußerte, welches ich gerade in der Hand hielt.
„Eine seltsame Käuferin, die erst kommt, wenn alles vorbei ist“, dachte ich mir noch, trotzdem wurden wir uns rasch einig. Unser Gespräch verlief so angenehm, dass ich ihr meine Telefonnummer gab, was sonst überhaupt nicht meine Art ist.
Letzten Samstag waren wir abends zusammen im Kino und anschließend noch kurz im angrenzenden Lokal. Sie litt wohl an einer Magenverstimmung, wie sie entschuldigend bemerkte, daher trank sie nur ein stilles Wasser und wir verabschiedeten uns bald wieder. So habe ich nicht viel von ihr erfahren
Ob sie mir heute mehr erzählen wird?
Als ich gerade darüber nachdenke, klingelt es an meiner Türe.
- Meine Geschichte:
Da stand ein Junge und drückte mir einen Brief in die Hand. Bevor ich etwas fragen konnte, war er schon weg. Der Brief war kurz, sie bat mich in das Lokal zu kommen, wo wir zuletzt waren, es sei ganz wichtig. Sie hat dort sogar den Tisch reserviert, nur für uns... am Valentinstag!
19:00 Uhr, ich saß am selben Tisch, wie letztens. Vor mir stand ein hübsches Gesteck aus frischen Rosen. Roten Rosen! Zwei Kerzen waren an und ich hatte das Gefühl, ich bin im falschen Film. Sie war noch nicht da. Da draußen heulte der kalte Regen. Der Februar zeigte sich von seiner „besten“ Seite. Ich schaute auf die Uhr und dachte „Ausgerechnet heute. Naja… hoffentlich versetzt sie mich nicht. Oh, mann, was mache ich hier bloß… am Valentinstag???“
Und da kam sie. Sie lächelte und entschuldigte sich, bestellte wieder ein Glas stilles Wasser. Wir saßen uns gegenüber und zum ersten Mal konnte ich sie mir genau ansehen. Es war mir noch gar nicht aufgefallen, sie hatte etwas Engelhaftes in sich. Das blonde Haar umrandete ihr schönes Gesicht. Ihr Lächeln war so unschuldig und in ihren Augen sah ich den ganzen blauen Himmel.
Ich war sehr gespannt, was sie mir zu berichten hat. Vor allem wollte ich wissen, was dieser romantische Kram bedeutet. Sie sagte, sie hat die falsche Straßenbahn erwischt und musste lange auf die nächste warten. Dann nahm sie meine Hände und versuchte ihre darin zu wärmen. Ihre Haut fühlte sich sehr geschmeidig an. Ich ließ sie einfach reden. Sie schaute mir in die Augen und ich hatte das Gefühl, ich versinke langsam darin…
Das Lokal füllte sich. Es war laut, aber nicht bei uns am Tisch. Bei uns war es sehr angenehm. Ich merkte auf einmal, dass meine ganze Anspannung weg war. Mir wurde warm ums Herz und ich wollte nur eins, ihre Augen sehen. Sie erzählte mir etwas Wunderbares, ich konnte mich gar nicht konzentrieren. Es war einfach schön da zu sitzen, ihre Hände zu spüren, ihr Lächeln zu genießen und ihrer sanften Stimme zu zuhören, egal was sie erzählte. Hat sie mich verzaubert? Es war so ungewöhnlich entspannt und ich dachte, die Stunden seien vergangen, als sie sich verabschiedete und ging. Sie hinterließ eine wohlige Wärme und die letzten Worte, die ich behalten konnte, waren „Die Liebe ist da…“
Ich fragte mich, was das alles sollte? Die Kerzen brannten noch und da sah ich eine kleine Feder sanft zum Boden fallen. Ich hob sie auf. Sie war so zart und weiß und erinnerte mich an etwas...
Plötzlich hörte ich eine melodische Stimme „Ist der Platz noch frei? Das Wetter ist ja eine Katastrophe!“
Vor mir stand eine junge Frau. Bevor ich reagieren konnte, hat sie schon ihre nasse Jacke ausgezogen und setzte sich hin.
„Störe ich Sie?“ fragte sie erneut. „Da ist sonst kein Platz frei. Sie schauen so, als ob Sie gerade einen Engel gesehen haben!“ lachte sie.
Ich nickte mit dem Kopf. Irgendwie war es mir auch egal, ich wollte noch gar nicht gehen. Meine neue Tischnachbarin bestellte Tasse Kaffee.
„Mannomann, was für ein Tag!“ sagte sie mit einem zauberhaften Lächeln. „Zuerst verpasse ich meine Straßenbahn, dann versetzt mich meine Verabredung und jetzt bin ich auch noch nass!“
Sie hatte eine liebliche Stimme. Ihre süßen Lachgrübchen waren unwiderstehlich. Sie hatte eine wahnsinnige Ausstrahlung, die den ganzen Raum füllen konnte. Und ihre Augen! Was für Augen, dieser Ausdruck und goldene Sprenkel… als ob die Sonne aufgehen wurde.
Ich sagte höfflich „Sie wollten wahrscheinlich ins Kino gehen…“
Sie lachte „Ja, eigentlich. Aber meine Verabredung hat sich wohl anders überlegt… Halb so wild. Dafür habe ich das!“
Sie beugte sich zu ihrer Tasche und holte ein Buch heraus, das sie mir stolz zeigte. Dieses Buch habe ich sofort erkannt! Das letzte, was ich auf dem Flohmarkt verkauft habe. DAS Buch! Ich war total verblüfft und fragte ganz gespannt „Wo haben Sie das her?“
„Ah, das lag in der Straßenbahn, hat wohl jemand vergessen“ sagte sie glücklich. „Was für ein Zufall, ich liebe Bücher und dieses da ist einfach genial!“
Mir gingen seltsame Gedanken durch den Kopf und ich fragte „Wissen Sie, warum die Engel nur stilles Wasser trinken?“
Sie schaute mir ganz tief in die Augen und sagte ganz sanft mir ihrer Harfenstimme „Klar… damit sie besser abheben… Die Engel fliegen ja… das wissen Sie doch, oder?“
In diesem Moment wurde mir plötzlich klar – es war kein Zufall!
...Liebe ist nie ein Zufall…