Wenn du alles machen könntest, was du wolltest, was würdest du tun?
Ich weiß nicht, wie viele Menschen sich diese Frage stellen, ich vermute, es sind so ziemlich alle.
Würde ich meinen Eltern diese Frage stellen, wäre die Antwort 'Nicht mehr arbeiten gehen'. Ein bisschen inspirationslos, aber ich denke, das ist der Traum von vielen Menschen. Dahinter steckt aber, denke ich, mehr, als einfach nur nicht mehr arbeiten gehen zu müssen.
Keine Sorgen mehr haben, kein Stress, sich nie mehr mit Chefs und Kollegen rumärgern müssen, die man nicht leiden kann und die die eigene Leistung nicht wertschätzen. Nie mehr dazu gezwungen zu sein, Dinge zu tun, die man nich will, nur, damit man seine Familie ernähren kann.
Aus dieser einfachen, aber weit verbreiteten Wahrheit, heraus, ist ein Traum in mir gewachsen.
Er ist stark inspiriert von der Hacker Szene. Viele haben ein sehr schlechtes Bild von Hackern. Dabei ist hacken mehr eine Philosophie. Es ist der ständige Durst nach Wissen, unbändige Kreativität und die Weigerung sinnlos Regeln zu folgen, wenn es auch besser geht.
Denn hacken bedeutet nur eines: Etwas anders zu benutzen, als es ursprünglich vorgesehen war.
Das wiederum bedeutet, dass es auch 'hacken' ist, wenn ihr einen Bleisteift in die Wand hämmert und ihn als Nagel benutzt.
Was mich aber vor allem begeistert, ist die Gemeinschaft, die vollkommen auf Freiwilligkeit basiert.
Die Hackerszene ist die einzige die ich kenne, die einen Kongress organisiert, ohne, dass ein Team weiß, was das andere tut. Manchmal weiß man nicht einmal, was die einzelnen Teammitglieder tun. 'Dezentral organisiert' nennt sich das. Es gibt keine Hierarchie. Es gibt nicht die eine Gruppe, die alles überblickt und managed. Jedes Team organisiert sich selbst und es wird sich oft nur abgesprochen, wenn es nicht anders geht.
Und es funktioniert. Es ist alles da, was gebraucht wird. Die beste Infrastruktur an WLAN und LAN im ganzen Land. Eine Gruppe ausgebildeter Einsatzhelfer für alles rund um die Gesundheit. Mehrere Bühnen für Vorträge. Ein Team das alle Vorträge in immer mehr Sprachen (sogar Schwäbisch) live übersetzt. Und vieles vielen mehr.
Und niemand von denen wird dafür bezahlt. Die müssen sogar ihre Tickets für den Kongress selbst zahlen (was kein Vorwruf ist, sondern eine Notwendigkeit, weil die jeden Cent brauchen, um die Location und professionelle Aufbauehelfer u.Ä. zu bezahlen).
Es ist atemberaubend das Jahr für Jahr mitzuerleben.
Das war jetzt ziemlich weit ausgeholt, für das, was ich euch eigentlich erzählen will.
Mein Traum ist es, einmal einen Stadtteil oder sogar eine kleine Stadt zu besitzen, in der jeder gibt, was er geben kann und nimmt, was er braucht.
Wenn ich also tun könnte, was immer ich wollte, würde ich mich um einen solchen Ort bemühen, vorzugsweise für kreative Menschen aller Art.
Es gäbe keine Miete, keine Steuern. Alles was gemacht werden müsste, würde ich finanzieren. Jeder wird angehalten, dazuzugeben, was er ohne Probleme entbehren kann.
Es ist ein reines Vertrauensprinzip.
Aber stellt euch vor, das würde funktionieren!
Es wäre eine Community ohne Missgunst, die einfach das machen darf, was ihnen am meisten Spaß macht.
Es gäbe Baristas, die sich die Zeit nähmen, die bestellten Getränke zu verzieren, um sie dann mit einem ehrlichen Lächeln zu übergeben. Bäcker und Konditoren, die lieber auf Qualität und dem Spaß an der Sache setzen, als quantität zu produzieren.
Es gäbe Maler, die auf gepflasterten Plätzen im Sonnenschein ihrem Handwerk nachgingen, während eine Gruppe Autoren unweit entfernt über ihre neusten Werke schwärmten.
Kein Druck. Kein Arbeitszwang. Wer im Sommer lieber im Schatten auf einer Hängematte sich seinen Gedanken nachhängend die Zeit vertreibt, ist genauso angesehen, wie der arbeitswütige Gärtner, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die ganze Stadt mit den schönsten Pflanzen auszustatten.
Das ist mein Utopia.
Niemand macht mehr etwas, weil er es muss, sondern weil es aus den Tiefen seines Herzens will. Weil es seine Leidenschaft ist und nicht, weil er seinen eigenen Wert daran misst, wie viel Geld er verdient.
Diese Grafschaft ist diese Stadt. Es ist nur eine Fiktion, aber näher an diesen Traum werde ich sowieso niemals kommen. Also entdeckt mit mir zusammen, wie es hier aussieht.