Diese Villa könnte genauso wie sie ist in deiner Nachbarschaft stehen.
Es wird gemunkelt, dass sie auf einem uralten Ritualplatz erbaut wurde und dass vor der herrschaftlichen Villa dort schon ein andere Etablissements gewisser Natur betrieben worden sind.
Wenn man so was hört, winkt man es gemeinhin ab. Schließlich will niemand neben so etwas wohnen. Und der Ruf sorgt am Ende nur dafür, dass ungebetene Neugierige fortbleiben. Oder das Geschmeiß auch noch angezogen wird vom Verbotenen.
Früher mochte die Nachbarschaft weitläufig auseinander gezogen gewesen sein, heute war alles enger gerückt, Parzellen abgetreten worden, der Bebauungsplan geändert. Wo früher diesem Landgut der gesamte umliegende Forst und sämtliche Wiesen und Felder zugehörig waren, so besaß dies alles nun die Stadt. Wo vor den Römern die Heiden ihre Rituale vollzogen und sangen, erbaute der Statthalter einen Tempel. Und als dieser niederging, errichteten sie eine Kirche der besonderen Art, in der einem gänzlich anderen Gott gehuldigt wurde. Womöglich sogar unter dem Deckmantel eines Klosters. Die Aufzeichnungen sind da sehr unklar.
Klar ist aber, dass die Stelle des Besitzer und Betreibers momentan vakant ist.
Und das bringt dich auf den Plan. Denn nachdem die Villa vor rund dreißig Jahren komplett abbrannte und ein neues Gebäude: noch schöner und größer und der italienischen Rotonda nachempfunden erbaut wurde, mit sämtlichem modernden Schnick und Schnack, ist dieses Schmuckstück die reinste Kapitalanlage.
Am Tor nimmt dich der Majordomus in Empfang. Ihr folgt einem schier endlosen überdachten Flur, der von Säulen gestützt wird zum Haupthaus. Das Gebäude an sich ist nicht sehr rund, nicht einmal oval, es ist ziemlich genau sehr quadratisch. Nach allen vier Seiten gelangt man über wuchtige Mamortreppen in die umliegenden Gärten. Das einzig runde an der gesamten Besichtigung, ist die Summe, für die das Gemäuer ausgeschrieben worden ist.
Bis du in das Gebäude gelangst und dein Atem stockt. Ein übertrieben floral-filigraner Springbrunnen nimmt die Mitte des Saales ein. Er windet sich weit hinauf, bis zum Dach. Dieses besteht aus Glas und lässt den gesamten Innenraum - der tatsächlich wie versprochen - rund ist, erstrahlen. Die Wände sind mit Fresken bedeckt. Götter, Sagengestalten und Feen treiben ihr Lustspiel miteinander und untereinander. Oben läuft ein Balkon einmal rundherum, du weisst bereits, das im ersten Stock ein paar Einzelzimmer eingerichtet sind, vier um genau zu sein, mit ebenso vier kleinen, aber sehr luxuriösen Bädern. Unter dem Saal und den angrenzenden kleinen Zimmern befinden sich die Technikräume, die Küche und - so munkelt man - der versteckte Eingang zum Reich der Unterwelt.
Höllentor, nennen sie diese Villa.
Auge des Satyr, Einauge des Teufels, Pforte zur Unterwelt, Hels Schoß, Domäne der Dämonen und vieles mehr.
In der Rotunde stehen die Angestellten und grüßen dich freundlich, du gibst jedem die Hand. Im Endeffekt wirkt es alles auf dich wie ein Lustschloß erster Güte und mit dem Ruf kannst du Preise verlangen, nach denen andere sich die Finger lecken. Du könntest sogar ein, zwei erstklassige, aufwändig produzierte Pornos drehen lassen. Über Festgelage der Römer oder über etwas noch phantasievolleres. Deine Ideen gehen mit dir durch, wohin du auch blickst, alles hier ist nobel und wenn du es geschickt anstellst, kannst du ein Mekka für die reichsten und lüsternsten Menschen der Welt aufbauen.
Als ihr das Untergeschoss betretet, öffnet sich unverhofft eine Wand.
„Nach Euch“, lässt der Majordomus bitten.
Als du an die Schwelle der elektrischen Tür trittst, spürst du eine eiskalte Hand, die sich von hinten auf deine Schulter legt. Erst schauderst du, dann fröstelt es dich. Abgestandene aber keinesfalls muffige Luft schlägt dir entgegen, du blickst zu deinem Vorführer, doch er hat seine Hände vor sich gefaltet. Aber wer berührt dich dann?
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