Kapitel Drei
Familie Weasley
Es war einfach nur der Wahnsinn. Es gab keine Worte, die dem mehr entsprochen hätten. Die ganze Straße war gesäumt mit Läden, in denen es Sachen zu erstehen gab, von denen ich mein Leben lang gelernt hatte, dass sie nicht existierten. Aber sie waren hier. Genau wie ich. Ich glaube, in diesem Moment realisierte ich zum ersten Mal wirklich, was da gerade mit meinem Leben geschah.
Ich wünschte, ich wäre allein gewesen, um das alles verdauen zu können. Doch da war immer noch Ron mit seinem nervtötenden Grinsen. Gleichzeitig war ich froh, mich hier nicht allein zurechtfinden zu müssen, auch wenn ich mir das damals nie eingestanden hätte.
„Keine Sorge, so geht es den meisten Muggelstämmigen, wenn sie zum ersten Mal hier sind. Entschuldige, du weißt sicher gar nicht, was ein Muggel ist, oder?“ Letzteres sagte er mit einem beschämten Gesichtsausdruck und beeilte sich mit der Erklärung, ohne meine Antwort abzuwarten, sodass ich offen lassen konnte, ob ich sie wusste oder nicht, wofür ich ihm insgeheim sehr dankbar war. „Das sind Menschen mit keinen magischen Fähigkeiten. Du bist demnach eine Muggelstämmige. Jemand, der nicht magische Eltern hat. So etwas kommt immer häufiger vor, weil sich über die Jahre immer mehr Zaubererfamilien mit Muggelfamiien gemischt haben.“
Jetzt konnte ich ihm unmöglich sagen, dass meine Eltern Hexe und Zauberer gewesen sind. Schließlich hatte ich vorhin zugestimmt, als er mich fragte, ob ich muggelstämmig sei. Ohnehin hatte ich keine Lust darauf, ihm meine Geschichte zu erzählen. Nicht, so lange ich noch nicht einmal selbst alle Details dieser Geschichte kannte.
Zum Glück wurde mir ohnehin eine Antwort erspart, da in diesem Moment eine wahre rothaarige Meute auf uns zugehastet kam. Es handelte sich um eine rundliche Frau mittleren Alters mit Locken, einen großen hageren Mann mit Hornbrille, einem jüngeren Mann, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah, einem Mädchen, Zwillings-Jungs um die achtzehn Jahre und einem Jungen mit rabenschwarzen Haar, der sich grotesk von allen anderen abhob.
„Das ist meine Familie.“, sagte Ron. „Da fällt mir ein, wo sind eigentlich deine Eltern? Bist du ganz allein hier?“
„Ja, ich komme von etwas weiter her und meine Eltern müssen morgen wieder arbeiten.“, erwiderte ich, während ich mit offenem Mund seine Familie anstarrte. Dass Ron zu ihnen gehörte war unbestreitbar, denn alle hatten dieselben markanten Merkmale: flammend rotes Haar, milchig weiße Haut und Sommersprossen auf der Nase. Ich hatte noch nie so viele Menschen mit rotem Haar gesehen. Wahrscheinlich waren es Iren oder Schotten. Bei uns zuhause war ich die Einzige mit dieser Haarfarbe und den Sommersprossen, was mir in der Vergangenheit nicht wenig Spott in der Schule eingebracht hatte, bevor ich beides mit Make-up und Haarfarbe überdeckte.
„Da bist du ja, Schatz! Wir haben gehofft, dass du nur einen Kamin zu weit geflogen bist!“, sagte die Frau und klopfte Ron imaginären Schmutz vom Mantel. Bei ihren Worten war meine Kinnlade heruntergefallen. Ron war geflogen? In einem Kamin?
„Ich erkläre es dir später.“, sagte Ron zu mir, ehe er sich seiner Mutter zuwandte. „Das hier ist Kimberly. Sie ist Muggelstämmige. Du bringst sie mit solchen Aussagen durcheinander!“
Sicher war der Satz gutgemeint, aber mich machte er fuchsteufelswild. Was dachte sich dieser Kerl eigentlich? Schließlich konnte ich immer noch ganz gut für mich alleine sprechen. Das vergaß ich allerdings, als ich bemerkte, wie mich die Frau ansah. Unsicher und mit einem kleinen Ticken Schmerz in den Augen, ehe sie kaum merklich den Kopf schüttelte und mich liebevoll anlächelte. „Kimberly, schön dich kennen zu lernen, Engelchen.“
Engelchen? Ich sah Ron unsicher an. Dieser zuckte lachend die Schultern und wurde rot, ehe er mir hastig den Rest der Meute vorstellte. Die Zwillinge waren Fred und George. Wenn man ihnen in die Augen sah, hatte man das Gefühl, sie hatten ständig nur Schabernack im Kopf. Das Mädchen hieß Ginny und der Junge, der seinem Vater so sehr ähnelte war Percy.
Als Ron zu dem schwarzhaarigen Jungen mit Brille unseres Alters kam, keimte ein gewisser Stolz in seiner Stimme auf. „Und das ist mein bester Freund Harry Potter.“
Ich nickte allen höflich zu, deren Augen immer größer wurden. Anscheinend hatte ich die falsche Reaktion abgegeben. Ich wusste nur nicht, ab wann ich Ron nicht mehr hatte folgen können. Doch niemand klärte mich auf.
Stattdessen trieb die Frau – Mrs. Weasley – uns dazu an, unsere Einkaufslisten durchzusehen und uns in die Läden aufzuteilen, um unsere benötigten Ausrüstungsgegenstände zu besorgen. Ich schlurfte in einigem Abstand hinter der Familie her und bemerkte zu spät, dass Mr. Weasley sich zurückfallen ließ und jetzt im Gleichschritt neben mir lief. Noch als ich betete, er möge kein Gespräch mit mir beginnen, verwickelte er mich in eine Unterhaltung und ich erinnerte mich an Rons Worte, dass sein Vater Muggel liebt. „Weißt du, Kimberly, ich finde es einfach faszinierend. Was Muggel sich alles einfallen lassen, um die Magie zu umgehen. Dieser Strom!! Wie er in die Häuser und alle möglichen Dinge kommt. Kannst du mir erklären, wie genau das funktioniert?“
Zu meinem Leidwesen konnte ich das natürlich nicht. Ich war keine Physikerin. Ich war ja nicht einmal besonders gut in Mathe. Doch das konnte ich dem Mann, der da so hoffnungsfroh zu mir herunter grinste auf keinen Fall sagen.
Zum Glück mischte seine Frau sich in die Unterhaltung ein, als sie mit ärgerlichem Ton nach hinten rief: „Arthur, lass das arme Mädchen nur mit deiner Muggel-Vernarrtheit in Frieden. Sie ist kein Tier im Zoo, das man bestaunt und analysiert!“
„Du hast ja Recht, Liebling.“, erwiderte Mr. Weasley, zog den Kopf ein wie ein gescholtenes Kind und schenkte mir dann ein spitzbübisches Lächeln, was seinen Söhnen Konkurrenz gemacht hätte, ehe er wieder zu seiner Frau aufschloss.
Ron zupfte mich am Ärmel und zwang mich dazu, stehen zu bleiben. Wir waren vor einem großen, antikwirkenden Gebäude angekommen, was mich an römische Tempel denken ließ. Doch nach oben hin wurde es immer schiefer, als wolle das Dach von den Säulen rutschen, auf denen das Gebäude stand.
„Das ist Gringotts, die Zaubererbank. Sicher musst du Geld wechseln.“, erklärte er auf meinen fragenden Blick hin.
Ich brauchte eine andere Währung? Der Schreck fuhr mir in alle Glieder. Hoffentlich hatte die Inflation die Zaubererwelt noch nicht erreicht! Mein Geld musste unbedingt bis zu meiner Abreise ausreichen!
Den Schrecken musste man mir wohl vom Gesicht abgelesen haben, denn der schwarzhaarige Junge – Harry – sagte: „Ich begleite dich. Ich muss auch tauschen. Ich komme auch aus einer Muggelfamilie.“
Das erleichterte mich so sehr, dass ich mich sogar zu einem Lächeln hinreißen ließ. Als wir das kühle Innere der Zaubererbank betraten, musste ich wieder stark auf meine Kinnlade achten, doch dieses mal gelang es mir, äußerlich Haltung zu bewahren, obwohl es alles andere als leicht war! Die Decke war so hoch, dass ich meinen Kopf in den Nacken legen musste, um sie zu sehen. An ihr hingen riesige Kronleuchter herab und funkelten mit dem Licht, das sie erzeugten, um die Wette. Viel Zeit konnte ich mir für diesen Anblick aber nicht nehmen, da lenkte etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf mich. Hätte Harry mich nicht festgehalten, wäre ich sicher in Ohnmacht gefallen. So brachte es mich nur für einen Moment ins Straucheln, dass an den hohen Tresen der Bank Kobolde saßen und Formulare ausfüllten. Sie hatten kleine, gemeine schwarze Augen und einen verbissenen Mund. Nun war ich heilfroh, dass Harry an meiner Seite war, da ich bezweifelte, dass ich mich trauen würde, einen dieser Finsterlinge um Hilfe zu bitten.
„Sprich sie nur an, wenn du es musst. Sie sind nicht besonders freundlich.“, raunte Harry mir zu.
Ich nickte. „Habe ich mir gedacht.“
Seltsamerweise ging Harry mir nicht so auf die Nerven wie Ron. Er hatte eine ruhige, nette Art und sprach nur, wenn er wirklich etwas zu sagen hatte. Das gefiel mir, da ich gern meine Ruhe hatte. Wir tauschten unser Geld (zu meiner großen Freude stand mir durch den Wechsel sogar viel mehr zur Verfügung als vorher!) und verließen Gringotts.
Draußen erwartete uns Ron mit einem Stapel Bücher, unter dem er beträchtlich schwankte. „Ich habe mir mal erlaubt, deine Bücher zu besorgen.“, sagte er zu mir, ehe er sich an Harry wandte, um ihm drei davon zu geben. „Hier, unsere neuen habe ich auch schon.“
Wir bedankten uns und setzten den grotesken Einkaufsbummel fort. Als Nächstes machten wir an einem Laden Halt, der mir sicher nicht aufgefallen wäre, hätte Ron mich nicht mit den Worten „Hier bekommst du deinen Zauberstab“ drauf gestoßen.
Es wirkte mehr wie ein finsteres Kabuff, denn wie ein Laden. Und dort sollte man Zauberstäbe kaufen können? Hätte ich mir jemals Gedanken über so etwas gemacht, dann hätte ich mir den Laden sicher ganz anders vorgestellt. Innen hielt er, was er äußerlich versprach – kaum Licht, dafür umso mehr Staub und Spinnweben. Außer uns war keine Menschenseele zu sehen.
„Seid ihr sicher, dass geöffnet ist?“, flüsterte ich skeptisch und sah zu Harry, der locker nickte. „Hier siehts immer so aus. Mir ging es damals genauso wie dir jetzt.“
Er hatte kaum zu Ende gesprochen, da ertönte hinter den Regalen eine leise Stimme. „Wenn das nicht Harry Potter ist…“
Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Ob es an der Stimme, der Atmosphäre oder an der Tatsache lag, dass der Ladenbesitzer Harrys Namen so ehrfürchtig aussprach, konnte ich nicht sagen.
Nun trat ein Mann aus den Schatten der fünf Meter hohen Regale voller Schachteln, der so aussah, als hätte er die Hundert längst schon hinter sich gelassen. Seine Augen waren wässrig und blutunterlaufen. Sein Hals so faltig wie der einer Schildkröte. Aber sein Blick war scharf und nahm mich sofort ins Visier. Er kam mit einem Tempo auf mich zu geeilt, welches ich ihm nicht zugetraut hätte und kam mit seinen gruseligen Augen den meinen viel zu nah.
„Ah!“, sagte er und ich hatte von Anfang an das Gefühl, er wüsste viel mehr über mich als ich selbst. „Wollen wir doch mal sehen, welcher Zauberstab Ihnen gerecht wird, Miss.“
Damit verschwand er wieder hinter den Regalen und ich sah beunruhigt von Harry zu Ron. Dieser schien sich gar nicht am Verhalten des Mannes zu stören, doch Harry schien meine Bedenken von meinem Gesicht ablesen zu können und raunte mir zu: „Mr. Olivander ist etwas seltsam. Ich hatte damals das Gefühl, seine Augen könnten mich röntgen.“
Das traf es so ziemlich auf den Punkt. „Was geschieht als nächstes?“, wollte ich wissen.
„Er bringt dir eine Auswahl an Zauberstäben, von denen er meint, einer davon könnte deiner sein. Letztenendes ist es der Zauberstab, der das entscheidet.“, erwiderte er.
„Was?“, fragte ich irritiert.
„Der Zauberstab sucht sich den Zauberer, Miss.“, ertönte da wieder Olivanders Stimme direkt neben mir. Scheinbar hatte dieser Mann es über die Jahrzehnte gelernt, sich zu bewegen, ohne Geräusche zu verursachen. „Kein Zauberstab gleicht dem anderen. Genauso wie auch kein Zauberer dem anderen gleicht. Und mögen es auch Zwillinge sein…“
Er warf einen kurzen Blick zu Ron, der vor Schreck an eine alte Vase stieß, die daraufhin gefährlich zu schwanken begann. Er hielt sie im letzten Moment davon ab, von dem heruntergekommenen Tischchen zu fallen, auf der sie stand. „’Tschuldigung.“
Olivander wandte sich wieder mir zu, als wäre nichts gewesen. Jetzt erst bemerkte ich die Schachteln auf dem Tresen. „Worauf warten Sie? Nehmen Sie sich einen und schwingen Sie ihn.“
Ich atmete hörbar aus. Konnten sich diese Menschen nicht vorstellen, dass ich mich noch immer wie in einem Traum fühlte? Doch daran würde ich mich wohl gewöhnen müssen. Ich fügte mich und öffnete die erste Schachtel. Darin befand sich ein einfacher, schmaler Stab aus grobem hellem Holz. Ich nahm ihn in die rechte Hand. Es fühlte sich an wie ein totes Stück Holz. Skeptisch sah ich zu Olivander.
„Schwingen!“, sagte er wieder nur, als wäre ich schwer von Begriff.
Ich tat wie mir geheißen. Daraufhin gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Ich kreischte erschrocken auf und ließ den Zauberstab fallen. Die Vase, welche Ron vor dem Absturz gerettet hatte, lag in tausend Scherben am Boden. Panisch sah ich zu Olivander, Harry und Ron, doch die wirkten nicht sonderlich überrascht.
Olivander setzte dem die Krone auf, indem er sagte: „Tja, das habe ich mir gedacht. Versuchen Sie den daneben.“
Ich starrte ihn an, als hätte ich mich verhört. Doch als Harry hinter Olivanders Rücken beruhigend nickte, öffnete ich die nächste Schachtel. Darin befand sich ein grober, kleinerer Stab. Als ich ihn schwang, zerbarst eine der Fensterscheiben. Auch jetzt ließ Olivander sich nicht aus der Ruhe bringen. Ich fragte mich, ob wir so lange weiter machten, bis ich seinen ganzen Laden in Schutt und Asche gelegt hatte. Was nun, wenn es gar keinen Zauberstab für mich gäbe? Vielleicht war alles doch nichts anderes als ein großer Irrtum und ich musste wieder zu den Harukazes zurück.
Ein sanfter Ton riss mich aus diesen schrecklichen Gedanken. Es klang wie eine Mischung aus Harfe und Wasserspiel – wie die Musik des Flusses des Lebens. Sie kam von einer der Schachteln auf dem Tisch. Unsicher wandte ich mich um. „Was ist das?“
„Was ist was?“, fragte Ron.
„Na, die Musik.“, sagte ich ungeduldig.
„Wir hören keine Musik.“, sagte Harry.
„Sehr schön!“, mischte Olivander sich mit begeistert funkelnden Augen ein. „Ihr Zauberstab scheint Sie auf eine besondere Art zu rufen. Ich nehme an, Sie lieben Musik sehr?“
Ich mochte es nicht, vor Fremden auch nur das Geringste von mir preiszugeben. Vor allem dann nicht, wenn es sich um etwas handelte, was ich über alles liebte. Doch in diesem Fall blieb mir wohl nichts anderes übrig, wenn ich jemals aus diesem Loch raus kommen wollte. Also nickte ich nur.
„Folgen Sie dem Ruf.“, wies Olivander mich an.
Ich nahm die Schachtel vom Tisch, aus der die Musik drang und hob den Deckel ab. Die Musik erlosch, stattdessen schoss ein Licht aus der Schachtel hervor, das so hell war wie die Sonne. Es umgab mich und nahm mich gefangen, wob ein glitzerndes Band zwischen mir und dem schwarzen, dünnen Stab, der in der Schachtel lag. Eine filigrane Ranke aus scheinbar unvergänglichen Blättern schlingerte sich um ihn.
Ich hatte ihn in der Hand, ehe ich wusste, wie mir geschah. Das hier war definitiv kein totes Stück Holz. Es pulsierte in meinen Händen vor Kraft und Leben. Während ich den Zauberstab hielt, fühlte es sich so an, als würde er mit meiner Hand verschmelzen. Mein Kopf war klar wie noch nie. Keine Fragen oder Zweifel mehr, was mich und die Magie betraf. Plötzlich fühlte es sich an wie das Natürlichste auf der Welt. Es war das Natürlichste auf der Welt. Sprachlos sah ich zu Ron und Harry, die beide freudig grinsten.
„Herzlichen Glückwunsch, Miss. Das ist Ihr Zauberstab.“, sagte Olivander feierlich.
Den Umhang besorgte ich mir allein, während Ron und Harry schon mit den Weasleys ihre Zimmer im „Tropfenden Kessel“ – einem Hotel für Zauberer – aufsuchten und mir versprachen, dass sie gleich noch nach einem Quartiert für mich fragen wollten.
Als ich aus der Schneiderei trat, war der Abend schon angebrochen und die Straßen leerten sich langsam. Ich ging ohne Eile in Richtung des Hotels und dachte darüber nach, wie ich den morgigen Tag verbringen konnte. Ich könnte schon etwas in den Schulbüchern lesen, das wäre sicher nicht schlecht. Schließlich hatte ich absolut keine Ahnung, was mich erwartete. Ob ich dem überhaupt gewachsen war? Das würde ich wohl sein müssen.
Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich mit jemandem zusammenstieß, der rechts von mir – scheinbar eben so in Gedanken versunken wie ich – aus einer kleinen Gasse kam.
„Pass doch auf!“, fauchten wir einander zeitgleich an.
Ich sah angrifflustig zu dem Jungen auf. Er wirkte nicht minder wütend. Doch als sich unsere Blicke trafen, geschah irgendetwas mit uns, was ich bis heute nicht richtig fassen kann. Er hatte ein blasses Gesicht mit aristokratischen Zügen und eiskalte graue Augen. Sein Haar war weizenblond.
„Du hast etwas verloren.“, sagte er und gab mir einen meiner Beutel zurück. „Ganz schön bepackt. Bist du neu?“
Seltsamerweise störten mich die Fragen bei ihm nicht, obwohl er alles andere zu sein schien als das, was man freundlich nannte. „Ja, ich habe gerade alles für Hogwarts besorgt und bin auf dem Weg in den Tropfenden Kessel.“ Warum sage ich ihm denn wo ich wohne? Bin ich übergeschnappt???
„Okay, na dann… man sieht sich. Pass auf, wo du hin läufst.“ Damit wandte er sich schnell ab und ich sah seiner großen, schlanken Statur nach bis er nicht mehr zu sehen war.