Phoebe war noch nie Motorrad gefahren. Das gestohlene Gefährt schlängelte sich durch die Reihen der wartenden Autos und Phoebe schmiegte sich an Nadjas Rücken, in der Hoffnung auf etwas Wärme oder Schutz. Doch die Nervösität blieb ihn ihrer Magengrube.
Sie waren vor der Grenze. Es war zwar noch Januar, aber nicht mehr lange. Die letzte Zeit war wie im Flug vergangen. Einen Monat lang hatten sie von kleinen Betrügereien gelebt und sich ihre Zukunft ausgemalt. Jetzt wollten sie es wagen.
Bis zur Grenze war es nicht mehr weit, also kaute Phoebe nur stärker auf ihrer Unterlippe. Wenn das hier ein Fehler war, so würde es ihr letzter sein.
Die Häuschen kamen näher. Bewaffnete standen dort, die allgemeine Paranoia war also überall. Aber viele Wagen wurden durchgewunken, wohl auch, weil sich eine lange Schlange gebildet hatte. Die beiden Frauen, die zitternd auf dem Motorrad hockten, wurden wütend betrachtet, weil sie die Wartezeit ignorierten.
Kurz vor dem Zoll reihten die sich zwischen den Autos ein. Sie ließen die Wagen in ihrer unmittelbaren Nähe vorbei und krochen dann im Schneckentempo vorwärts.
„Hast du die Papiere?“, fragte Nadja.
Phoebe kramte in der Sporttasche, die über ihre Schulter hing. Nadja besaß einen gefälschten Ausweis, und es hatte nicht lange gedauert, auch für Phoebe einen herstellen zu lassen. Jedenfalls, wenn man Nadja war und wusste, wo man fragen musste. Wie gut die Fälschungen wirklich waren, würde sich bald heraus stellen.
Sie fuhren schließlich vor.
„Papiere“, quäkte eine gelangweilte Stimme. Nadja nahm die Papiere von Phoebe entgegen und reichte sie durch.
Stille. Die Antwort ließ auf sich warten. Phoebe sah sich um.
Sah man zu ihnen herüber? War die Polizei schon informiert? Oder war es eine ganz normale Pause?
„Bitte sehr“, die Papiere kehrten von hinter der spiegelnden Scheibe zurück.
Und es sah fast so aus, als würden sie es schaffen.