Es lag einmal vor langer Zeit
ein Dorf, von jeder Stätte weit.
Vergessen ist der Name lang,
doch nicht, was damals dort begann ...
Ein Jägersmann dem Wald entwich,
der Blick ganz irr, das Haar schon licht
und kreidebleich die ganze Haut,
schneeweiß das Haar an Bart und Haupt.
Sein' Lauf die Wache unterbricht.
„Was ist's, was dir geschehen, sprich?“
Da dreht der Jägersmann sich um
und spricht mit Schulterzucken: „Hm.“
Man bringt zum Doktor hin ihn schnell.
Am Himmel graut der Tag nun hell.
Die lieb Familie tritt zusammen,
besieht den Mann mit wachsend' Bangen.
Erkennen ihn kaum wieder gar,
er's nicht, wie er am Abend war!
„Hast du im Wald etwas geseh'n?
Ein Monster gar?“ Und er sagt: „Hm.“
Der Doktor kommt, er fühlt die Stirn,
diagnostiziert ihm Leib und Hirn
und furcht vor Sorge gram die Brau'n,
sieht grübelnd in die fernen Auen.
„Wie steht es um ihn, Doktor, sprecht!
Bald geht es ihm doch wieder recht?
So sagt, was ist der böse Traum?“
Der Medikus sehr ratlos: „Hm.“
Der Jägers Frau ihn nun bedrängt,
mit Fleh'n an seinen Lippen hängt:
„Sagt mir, mein Mann wird bald gesund!“
So sprudelt Angst aus ihrem Mund.
„Was hat er, Panik oder Pein?
Wird er es schaffen, sich befrei'n?“
Desinteressiert sieht er sie an
und zieht mit einem „Hm“ vondann'.
Das Klagen wird im Dorfe groß,
die Mutter hält die Frau im Schoß,
und murmelt leise fort und fort
tröstliche und leere Wort'.
Die Kinder warten nebenan,
sie lauschen still auf jeden Klang.
Sie hören, dass Mama aufsteht,
gelangweilt „Hm“ sagt und dann geht.
Verwirrt die Oma sitzt im Raum,
sie blinzelt, glauben kann sie's kaum.
Dann springt sie sehr erschrocken auf,
folgt ihrem Kind mit schnellem Lauf.
„Wo willst du hin? Dein Mann liegt dort!
Bleib für die Kinder, geh nicht fort.
Bedeuten sie denn nichts dir mehr?“
Die Tochter „Hm“, ihr Blick ist leer.
„Oma, wo geht Mama hin?“,
fragt Kinderstimme leis von drin'.
Die Oma stocksteif vor dem Haus.
Die Kinder trau'n sich nicht hinaus.
„Omi, bitte, sag doch was!
Sie kommt zurück, macht gerad' nur Spaß?“
Oma sagt „Hm“ und sieht nach vorn,
hat jedes warme Wort verlor'n.
Der Schreck fährt in die Kinderlein,
flieh'n in den Schrank und sperr'n sich ein.
Der Bruder nimmt der Schwester Hand
und drückt den Rücken an die Wand.
„Was ist mit ihnen?“ - Stille nur.
Das Kind hört Schritte auf dem Flur.
Die Schwester sieht gelangweilt aus,
holt Luft, doch nur ein „Hm“ kommt raus.
Der Bruder schreit, springt auf und rennt,
so schnell, als wenn das Häuslein brennt.
Weicht auf dem Flur der Oma aus,
springt über Vaters Bett hinaus.
Da steht das ganze Dorf im Gras,
die Blicke irr, Gesichter blass.
Der Junge sieht sich panisch um.
Der Chor erhebt sich leiernd: „Hm.“
Der Junge kauert sich zur Erd',
dass mit dem Boden eins er werd'.
Die Kranken schließen ihren Ring,
das arme Kind ist mittendrin.
Doch plötzlich: Alle Angst ist fort!
Das Kind sieht müd' sich um im Ort.
Fühlt nichts, kein Zittern und kein Weh'n
und akzeptiert sein Schicksal: „Hm.“
Es lag einmal vor langer Zeit
ein Dorf, von jeder Stätte weit,
Wie es gehießen, fragt ihr mich?
Doch mehr als „Hm“, das weiß ich nicht.