- Start: 19.09.19 - 11:34 Uhr
- Ende: 15.09.19 - 12:02 Uhr
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Nein, nicht der Vater oder sein Kind!
Es sitzt Frau Mutter fest im Sattel,
leuchtet ihren Weg, mit der Fackel.
Den Erlkönig hat sie gar gelesen,
doch ist es damals ganz anders gewesen.
Vater ritt geschwind,
im Arm sein Kind.
Dann kam der finstere Lord,
und plante seinen Kindesmord.
Nebel der griff mit eisiger Gewalt,
der Körper des Jungen wurd gar kalt.
Der Vater hat alles gegeben,
doch war der Jung' nicht mehr am Leben.
Mutter hört das väterliche Klagen,
löchert ihn mit Ungeduld und Fragen.
In dürren Blättern säuselt der Wind.
Mutter reitet los, auf zum Kind.
Den Erlkönig bringt sie zur Strecke,
wie einen Drachen, durch den Recken.
Es scheinen die alten Weiden so grau.
Da findet Mutter die Erlenkönigsau!
Feuer wirft sie ihm entgegen,
nimmt Erlkönigs finsteres Leben!
Den Sohn ergreift sie rasch,
sein Gesicht bleich wie Asch.
Mein Sohn, mein Sohn, höre meine Worte,
Sterben sollst du nicht an diesem Orte!
Der Mutter grauset's, sie reitet geschwind,
sie hält in Armen das ächzende Kind,
erreicht den Hof mit Mühe und Not;
Kind erwacht zu Leben, Gott sei gelobt!
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19.09.2019 © Felix Hartmann