- Start: 04.11.19 - 23:34 Uhr
- Ende: 05.11.2019 - 00:03 Uhr
Es war eine dunkle Nacht, der Himmel in Schwarz getaucht, zeigte er ein Meer aus vielen leuchtenden Punkten. Ein junger Mann saß auf einer Anhöhe im Gras. Der seichte Nachtwind ließ die Bäume des nahen Waldrandes rauschen. Es war wie ein Pianospiel.
"Ein Piano voller Goldfische.", er lachte, als er bemerkte, dass er seinen Gedankengang laut ausgesprochen hatte. Das Gras neigte sein Haupt und der Wind streifte sein Gesicht. Wanderte zur Stadt im Tal, die ihm so viel gegeben und so viel genommen hatte. Ein Meer aus violett, blau und orangen Schein verschwamm zu einem großen Stern. In seinen Augen verschwamm die Welt vollkommen und ein trauriges Lächeln legte sich auf die Lippen.
Wie oft hatte er es versucht:
So klein waren seine Träume.
Wie oft war er gescheitert?
So hart, war die Realität.
Tränen verließen seine Augen und füllten sich mit Sternenlicht. Niemand hätte es sehen können, doch er war sich diesem Umstand bewusst. Kleine Sternenperlen fielen von seinem Gesicht ins Gras. Versickerten, waren fort.
Fort! Ja das wollte er. Fort von hier. Fort in eine andere Welt. In der seine Träume Wirklichkeit waren und die Realität nicht mehr als ein dunkler Schatten eines Alptraums. So war es nicht richtig balanciert. Das Leben, es war Facettenreich wie ein Sternenhimmel. Doch nicht jeder konnte es sehen, es gab jene, die ewig in einer Stadt leben würden. Nie die wahre Besonderheit erfuhren und damit glücklich wurden. Und es gab die Menschen, die auf dem Land geboren waren, die das ganze Sternenlicht auskosten konnten. Danach greifen. Doch ihm war der Sternenhimmel verwehrt, es war wie der Griff in einen See, der den Himmel spiegelt. Aus großer Hoffnung folgte große Enttäuschung. Immer und immer wieder. Warum war es immer so? Wieso musste er in der Stadt sein, die ihn niemals glücklich machen konnte. Wie gern wäre er auf dem Land und würde die Sterne sehen. Hier auf der Lichtung, da konnte er es. Doch er lebte nicht hier. Er lebte in einem kleinen Zimmer, mit einem Poster das den Sternenhimmel zeigte. Es erschien ihm jeden Tag ferner und hing doch vor seinem Schreibtisch immer gleich entfernt. Streckte er die Hand aus, erreichte er es nicht. Wenn er es doch nur erreichen könnte! Unbewusst tat er die Geste erneut, doch hier im Gras schien es, als seien die Sterne näher, als je zuvor. Solange er die Stadt mied, nicht in sein Leben zurückkehrte, los gelöst blieb. In allem war ein Schein von Sternenlicht. Er atmete tief ein, der Wind folgte noch immer seinem Weg. Was er mit sich brachte? In die Stadt, welche so fern lag und sich ihm nie erschließen würde? Er wusste es nicht. Nur das ihm all das Glück, jeder Traum, den er anstrebte, verweht blieb. Mit einem Lächeln würde er es schaffen, doch dieses kam ihm immer schwerer über die Lippen. Es gab keine Sicherheit in dieser Welt, nichts mehr wollte er für seine Träume. Nichts weniger. Ein kleines bisschen Sicherheit. Doch was sagte die Zeit? Was sagte sie ihm, was schlussendlich bleibt? Keine Antworten erhielt er. Nur Häme, ferne Worte des Zuspruchs, die sich wieder ihrem Leben widmeten. Nett gemeint, aufrichtig, und doch konnten sie nicht beenden, was ihm diesen unsagbaren Schmerz bereitete. Immer wieder blickte er zum Sternenhimmel auf. Tränen flossen wie kleine Bäche seine Wangen entlang. Alles verschwamm, alles wurde fern. Er war gefangen in dieser Welt. In dieser Zeit. Eine ewige Zeitschleife, es gab mehrere Wege sie zu brechen, doch es im Guten zu tun, dass verwehrte man ihm mit böser Hand. Er war gescheitert, ohne je die Chance zu erhalten, zeigen zu dürfen, was er kann. Es war ihm nur nicht Schmerz. Das Leuchten des Sternenhimmels es war so fern.
Warum war es nur fern?
Warum war er nicht dort?
Leben, es war Schmerz und Leid. Bis es irgendwann in Sternenstaub endete. Wollte er das schon sein? Er war sich nicht mehr sicher. Ein Leben ohne Sternenlicht, das war für ihn kein Leben. Eine Existenz ohne Träume, sie war leer und nur dafür da um anderen ein besseres Leben zu ermöglichen. Auf den Schultern die versagten.
So sah er die Welt. Niemand der ihn an die Hand nahm, als es dunkel wurde. Niemand der ihm wirklich den Weg sagen konnte oder half. Was war schon leere Bewunderung? Was waren gaben, die kein Leben in allen Bereichen füllten? Ein schnödes Hobby.
Gewitterblitze zuckten durch seinen Kopf. Dunkle Wolken würden kommen, alles verschlingen. Ein Sturm. Er war hier, die Stadt fern. Es würde regnen, aber was war es schon im Vergleich zum Verlust des Sternenhimmels? Alles hätte seien können und doch war nichts. Was sollte es ihm bedeuten? Warme Worte auf Dauerschleife.
Ein kaltes Herz.
Kalt von den Zeichen der Zeit. Aller Vergangenheit. Dem bösen Lächeln, dem Wunsch auch nur einmal nach den Sternen greifen zu dürfen. Diesem einen Wunsch! Vom Licht getroffen und darin leben zu dürfen. Es war ihm nicht gestattet. Was war das für eine Existenz, in der die Träume nicht Wirklichkeit werden durften? Realität nannte sich dieser Fluch. Ein Fluch voll bösem Blut und ohne Gnade.
Alles war schwarz.
Alles war leer.
Der Wind blies lauter.
Das Rauschen der Bäume wurde lauter.
Bedrohlicher.
Alles war schwarz.
Alles war leer.
Die Wolken hingen tief, nahmen alles Licht. Wie lang würden sie bleiben?
Auf der nahen Straße fuhr ein Auto.
Wohin es wollte?
Es hielt an.
Eine Tür öffnete sich.
Schritte.
Wo war nur der Sternenhimmel?
Eine Stimme.
Da war er.
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06.10.2019 © Felix Hartmann