Der kalte Wind weht immer noch. Er fährt durch taubesetzte Gräser, streift knorrige, moosbewachsene Bäume, wirbelt die Ähren auf den Feldern durcheinander und will sich nicht von der aufgehenden Sonne vertreiben lassen. Noch ist Zeit. Der orangerote Feuerball kündigt den Anfang eines neuen Tages an. Vor dem Hintergrund dunkler Wolken, hinter denen allmählich die Sterne verblassen, erscheint das Licht, welches das Versprechen von Freiheit mit sich bringt. Endlich raus aus der Dunkelheit! Die Nacht ist vorbei. Auch die Tiere heißen den Morgen herzlich willkommen. Vögel zwitschern, noch etwas verschlafen, ein fröhliches Liedchen. Mit der Zeit wird daraus eine wunderschöne Ballade mit leichtem Swing. Die schwer schuftende Kolonie des Ameisenvolkes hat genügend geruht, um sich wieder ihren jeweiligen Beschäftigungen zu widmen. Zögernd kriechen die Tierchen aus ihren Löchern, verharren kurz, um der Sonne Hallo zu sagen und huschen munter zu ihrer Arbeit. Alles geschieht in Ruhe. Eine Ruhe, die mit nichts als Frieden zu vergleichen ist. In diesem Moment tankt jede Seele neue Kraft. Kraft, um den nicht sichtbaren Schatten und Dämonen die Stirn zu bieten. Der kalte Wind hat sich inzwischen verzogen. Es wird wärmer. Das Sonnenlicht erfüllt sein Versprechen. Das Versprechen, das Gestern hinter sich zu lassen, das Heute mit allen Sinnen zu erfassen und an das Morgen zu glauben. Stärke. Kraft. Mut.
Ich lege eine Hand auf meine Brust. Stark spüre ich den pulsierenden Rhythmus, der sich auch vom kalten Wind, der mein Herz durchfährt, nicht aus der Ruhe bringen lässt. Frieden. Ein neuer Tag. Ich bin bereit für ihn.