Flackernde Lichter erfüllen die Halle und lautes Gelächter hallt durch die alten Räume, die selten eine solche Masse von Menschen erblickt haben. Nicht wenige haben sich an diesem Tag versammelt. Junge und Alte, Bewohner, Pseudonyme und alle möglichen Wesen. Sie alle sind gekommen, um das besiegte blaue Sternengift zu feiern und wollten von dem Irrlicht erfahren, welcher der Bewohner was für herausragende Eigenschaften zu dem heilenden Trank beigetragen hatte. Gemurmelte Gerüchte haben sich in der Menge verbreitet, jeder glaubt zu wissen, was bei dieser spektakulären Aktion geschehen ist. Einige sprechen von einer Invasion der Winterdämonen, Flüchen und gar einer Erweckung toter Winterdämonen, die sich mit Eisfingern aus ihren Gräbern erhoben hatten. Die Wahrheit kennen indes die Wenigsten.
Zwischen all den Besuchern haben sich an vielen Stellen Irrlichter versammelt, die nur darauf warten, dass das große Irrlicht Jack kommen würde und gemeinsam mit den Ordensmitgliedern das Ergebnis zu verkünden. Ihre flackernden Körper ziehen viele Blicke auf sich und mitten aus der Menge erklingt die Stimme Felix’, der einen Vortrag über die Besonderheiten der Irrlichter hält. Es ist selten, dass man so viele von ihnen auf einem Fleck sieht.
Stille senkt sich erst über die Menge, sowie ein weiteres Irrlicht auf die Bühne schwebt. Sein Körper flackert in einem grellen weißen Licht, als wolle er somit alle Aufmerksamkeit auf sich lenken. Erwartungsvoll und angespannt wenden sich die Gesichter ihm zu. Es ist Jack, der dort herauf geschwebt ist, um den Anwesenden das Ergebnis zu verkünden. Direkt hinter ihm haben sich dunkle Gestalten in Kutten versammelt, welche alle ein Buch in der Hand halten. Die Geschichten der Abenteurer, die sich der mutigen Aufgabe gestellt und nach den Zutaten für das Gegenmittel gesucht haben.
“Verehrte Belletristicans”, ertönt Jacks dunkle Stimme, “Wir haben uns heute hier versammelt, um diejenigen zu ehren, die unser geliebtes Königreich vor dem Untergang bewahrt haben. Ihnen haben wir es zu verdanken, dass wir am heutigen Tag hier stehen und miteinander feiern können.” Für einen Moment hält er in seiner Rede inne. Nebelschwaden umgeben seine Gestalt. “Der heutige Tag gebührt unseren mutigen Wortkriegern. Sie haben sich der Gefahr entgegengestellt und sich auf den mühsamen Weg gemacht, um erneut einen Sieg der Winterdämonen zu verhindern.” Applaus brandet auf, als Jack zur Seite schwebt und ein Ordensmitglied nach vorne tritt.
Die Gestalt öffnet das Buch in ihrer Hand und liest den Titel des Abenteuers vor: “Blaues Sternengift.” “Maria”, ruft die Gestalt laut, ihre Stimme übertönt das leise Gemurmel der Menge. Eine Schar Irrlichter umgibt und drängt die Wortkriegerin bereits zur Bühne.
Zögernd tritt Maria auf die Bühne, sichtlich überrascht von der Welle des Applauses, die ihr nun Anerkennung zollt. Neben dem Ordensmitglied bleibt sie stehen.
Die Kuttengestalt hebt die Hand und die Geräusche verstummen. Stille herrscht, sodass nur die Stimme der Person zu hören ist. “Wir danken dir für deinen mutigen Einsatz, Maria. Um dein Pseudonym und Belletristica zu retten, hast du uns einen Trank zubereitet, in dem sich die Geschichte deiner Protagonistin Prismin findet. Wir fanden es sehr beeindruckend, wie du sie mit Liebe kreiert und ihr die nötigen Fähigkeiten mitgegeben hast, die sie brauchte, um ihren Weg zu beschreiten. Damit hast du es vermocht, die benötigten Zutaten zu sammeln. Dein Trank hat gewirkt und nun stehen wir hier, um dir zu danken.” Der Sprechende neigt den Kopf. “Vielen Dank für deine Bemühungen, die Zeit, die du investiert hast und die Freude, die du unter deinen Mitstreitern verbreitet hast.”
Ein Lächeln zeigt sich auf Marias Gesicht. Sie sagt nichts, als das Ordensmitglied ihr das Buch überreicht. “Es ist deine Geschichte, Maria. Wir haben sie sehr genossen. Mögest du weiterhin viel Freude am Schreiben finden und deine Geschichten Herzen erweichen, so wie du die Herzen der Pseudonyme durch den Trank erweicht hast.”
Vorsichtig streicht Maria über den Titel ihres Buches. Der Stolz über das, was sie erreicht hat, ist ihr deutlich anzusehen.
Die Menge jubelt ihr zu, als die Wortkriegerin sich an das linke Ende der Bühne stellt, um Platz für den nächsten Helden zu machen.
Das Ordensmitglied weicht zurück in die Reihe der Anderen. Nun tritt eine weitere Gestalt hervor. Wieder verstummt die Menge und lauscht erwartungsvoll auf die nun folgenden Worte.
“Gletscherherzen von Xenon.” Begeistert hüpft der kleine Otter begleitet von den Irrlichtern die Bühne hinauf, das Ordensmitglied geht vor dem Otter in die Hocke und streicht ihm über den Kopf: “Xenon hat großen Mut bewiesen und seinen Freunden geholfen, das verfluchte Pseudonym Sepia zurück in den Tempel zu bringen. Nicht nur das, du hast auch auf der Suche nach Marvin geholfen, als ihr gemerkt hattet, dass etwas mit Sepia nicht stimmt und ihr wusstet, dass ihr sie retten müsst. Die Geschichte hat nicht nur Sepias Herz schmelzen lassen, auch uns hat sie in ihrer Liebe und Hingabe das Herz erwärmt.”
Der kleine Otter legt die Pfoten auf das große Buch und neigt dankbar den kleinen Kopf: “Diese Geschichte gehört dir und wir hoffen, dass du dein verspieltes und helfendes Wesen niemals verlieren wirst und noch vielen anderen mit deinen Geschichten das Herz erwärmst und damit dem Leser ein Lächeln purer Freude zu schenken vermagst.”
Das Ordensmitglied begleitet den kleinen Otter im tosenden Applaus zu Maria hinüber. Sie nimmt das Buch für Xenon entgegen, während das Tier es sich auf ihren Schultern bequem macht, um so einen guten Blick auf die folgenden Geschehnisse zu haben. Nachdem sich das Ordensmitglied wieder in die Reihe eingeordnet hat, schreitet ein weiteres Mitglied hervor.
Die Gestalt breitet die Arme aus.
“Begrüßen wir einen weiteren Helden, der uns aus dieser Gefahr gerettet hat. Dark!”
Der Vampir tritt aus der Menge hervor, das blasse Gesicht schimmert weiß im Licht der Irrlichter. Die Verbeugung, die er vollführt, ist vollendet. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hat, dreht der Vampir sich zu dem Mitglied, um den folgenden Worten zu lauschen.
“Blaues Sternengift”, liest die verhüllte Gestalt den Titel vor. “Ein ganz besonderes Abenteuer, das uns der Vampir hier schildert. Wenn ihr, verehrtes Publikum, lesen wollt, wie es einem Vampir im Engelskostüm ergeht, ist dies eine lesenswerte Lektüre. Wir danken dir, Dark, dass du diese Bürde auf dich genommen hast, um dein Pseudonym Seth, sowie Belletristica zu retten. Die Erzählung deines Abenteuers bei der Sammlung der Zutaten ist ein wunderbares Werk, das im Lichte deines schönen Streibstils glänzt.”
Dark neigt den Kopf. “Es war mir eine Ehre.”
Der Vampir nimmt das Buch entgegen, deutet erneut eine Verbeugung an und gesellt sich zu Maria und Xenon. Als der nächste Applaus wieder verklungen ist, löst sich eine weitere Gestalt aus dem Nebel: “Felix!”, ruft sie und der Bellologe macht sich sogleich auf den Weg auf die Bühne. “Deine Geschichte: Sternengift - Eine vergiftete Geschichte, war ein herausragendes Werk, wenn wir uns die Zusammenarbeit ansehen, die du hier erlebt hast. Sämtliche Bewohner Belletristicas hast du zusammengerufen, um mit ihrer Hilfe den Trank zu brauen. Dabei haben all die Helden, die an diesem Trank mitgearbeitet haben ihr eigenes Abenteuer erlebt. Nur so konnte dein Trank die Pseudonyme retten.”
Der Bellologe strahlt über das ganze Gesicht, fast schon peinlich berührt steht er da. “Mögest du, genauso wie die anderen, die dir geholfen haben, weiter mit deinen Texten die Menschen bewegen und dabei allen zeigen, wie viel man gemeinsam erreichen kann. Etwas, das du mit diesem Abenteuer gewiss gezeigt hast.” Der Bellologe nimmt das Buch entgegen, und streicht über seinen Einband, schließlich gab es viele neue Wesen, von denen seine Mitstreiter ihm berichtet hatten und er ist stolz auf jeden einzelnen von ihnen. In Gedanken versunken geht er an die Seite der bisher aufgerufenen Wortkrieger.
Die filigranen Verzierungen des Bucheinbandes, das die nächste Gestalt in den Händen hält, glänzen silbern im Licht der Irrlichter. Erwartungsvoll blicken die Zuhörer der Gestalt entgegen. “Blaues Sternengift” Leise verhallen die Worte des Ordensmitgliedes in der Menge. “Viktoria.” Der Name wird von der Masse aufgenommen, sie wiederholen ihn und und viele Hälse recken sich nach der Wortkriegerin, die zunächst zögerlich nach vorne tritt.
Stumm wartet die Kuttengestalt, bis die Bewohnerin Belletristicas neben ihr steht. “Wir danken dir für deine hervorragende Leistung. Die Idee, den Pseudonymen durch ein Fest die Liebe ihrer Erschaffer zu offenbaren, berührte nicht nur die Pseudonyme hinter ihren Masken, sondern auch uns. Auch wir genießen dankbar das Privileg, hier unsere Masken tragen zu können und danken dir für die Gedanken, die du angestoßen hast.”
Die Wangen Viktorias röten sich vor Freude. Ihr Blick richtet sich nicht auf die Menge, sondern auf das Werk, das sie mit viel Mühe geschaffen hat. Mit einem Lächeln nimmt sie es von dem Ordensmitglied entgegen. Sie will sich schon abwenden, als die Kuttengestalt nochmals die Stimme erhebt.
“Auch wenn sich deine Figur Talfan dagegen entschied, als Pseudonym in unserem Königreich zu bleiben, so sind wir doch dankbar, dass wir ihm auf diesen Seiten begegnen konnten. Sein liebevoll ausgearbeiteter Charakter ermöglichte uns das Eintauchen in eine berührende Seelenlandschaft, in die du die Samen der Hoffnung säen konntest. Wir danken dir, dass du die Waffen der Liebe gegen den Hass erhoben hast und so die Pseudonyme und Belletristica gerettet hast.”
Viktoria nickt dankbar. Ein wenig wehmütig denkt sie an ihre Figur, während sie über die Bühne zu den anderen geht. Der tosende Applaus übertönt das Knarzen des alten Holzes und die leisen Geräusche, die der Sprecher verursacht, als seine Gestalt wieder zwischen den Nebelschwaden verblasst.
“Er hat ihn auf sich genommen, einen gefährlichen Weg und wurde auch stark verletzt”, das Buch aufgeschlagen und interessiert darin blätternd tritt ein weiteres Ordensmitglied nach vorne: “Roy.” Langsam kommt Roy ebenfalls auf die Bühne. “Blaues Sternengift: vertrauter Feind”, das Ordensmitglied räuspert sich, kaum dass er das Buch an Roy weitergegeben hat.
Eine Hand legt sich auf dessen Schulter: “Es ist schwer, wenn jemand, den man doch eigentlich kennt plötzlich gespalten vor einem steht und eine ganz andere Person ist. Aber von Florian hattest du zum Glück Hilfe, als es an dir war, die Zutaten zu sammeln. Gut und Böse… beides Pseudonyme und den bösen Doppelgänger Flos kanntest du nicht einmal. Auch hast du dich mutig in die Schlacht geworfen, als Flo in der größten Gefahr schwebte.” Roy nickt dankbar und das Ordensmitglied ruft laut: “Mögest du weiterhin tapfer und mutig deinen Weg beschreiten und uns zeigen, wie man das Böse besiegen kann, auch wenn das Ende ein kleiner Schock war.” Stolz auf seine Leistung grinst Roy. Mit federnden Schritten überwindet er die Distanz, die ihn von Maria, Xenon, Felix, Viktoria und Dark trennt und tritt an ihre Seite.
“Iasanara.” Noch bevor sich die Gestalt aus den Nebelschwaden herausbewegt, erklingt bereits der Name der Abenteurerin. “Mit deinem flüssigen Schreibstil, hast du uns in ein Abenteuer einer jungen Heldin geführt. Auf subtile Art und Weise entstand für den Leser ein Bild voller Atmosphäre und Spannung, dass man trotz holpriger Leseschritte, die Geschichte weiterzuverfolgen wünschte.” Die Gestalt reicht das Buch an die gebürtige Erschafferin und erhebt ein weiteres Mal ihre Stimme. “In Ellarianas Charakter spiegelte sich sicherlich der eigene Mut der Autorin wieder. Ihr heroisches Ende hat uns hierbei zutiefst berührt.”
Schließlich ist es an Jack, die abschließenden Worte zu sagen und das Irrlicht tritt vor. Es leuchtet nun heller als zuvor, ganz begeistert ist das Irrlicht: “Es war ein anstrengender und gefährlicher Weg, den jeder dieser Bewohner zurücklegen musste, um die benötigten Zutaten zu sammeln. Jeder von ihnen hat sein Möglichstes getan in der Hoffnung, dass dies den Pseudonymen helfen würde - und sie waren erfolgreich!”, die anderen Irrlichter schwirren nun ebenfalls um Jack herum.
Wie gebannt starren die Anwesenden auf das Irrlichtspektakel. Leises Gemurmel geht durch die Irrlichter, die um Jack schweben, doch selbst die Abenteurer, die auf der Bühne stehen, können nicht hören, worum es geht. Einzig und allein die Irrlichter und scheinbar auch die Kuttengestalten wissen, was nun geschehen wird.
Schließlich stieben die Irrlichter auseinander und Jack erhebt erneut die Stimme: “In jedem eurer Werke befinden sich Briefe des Ordens, in denen wir unsere Meinung und unsere Verbesserungsvorschläge geäußert haben, um unsere Entscheidung für jeden einzelnen noch einmal ersichtlich zu machen. Doch haben wir”, das Irrlicht hält inne, da die Lichterschar wieder dichter wird. Es wirkt, als würden sie immer heller werden, während sie auf die Abenteurer zu schweben und sich in dem gebannten Schweigen der Anwesenden ein Stimmiger Irrlichtsingsang einstimmt.
“Es gab einen Abenteurer unter euch, der besonders mit seinem Talent und seinem Abenteuer unser Herz erobert hat...”, Jack hält kurz inne.
“Des Autoren Text, diesen Teil des Trankes, dem wollen wir besondere Beachtung schenken: Xenon Aridae.”
“Allerdings!”, erhebt eine dunkle Gestalt in Kutte ihre Stimme.
Alle Aufmerksamkeit liegt nun auf jener und die Gestalt räuspert sich, ehe sie fortfährt. “Ihr habt es uns ehrlich nicht leicht gemacht. So... So müssen wir, nach längerer Debatte, aber nun voller Sicherheit verkünden: auch Viktoria geht neben Xenon als Siegerin hervor.”
Die Gestalt wendet sich mit einem Lächeln an die überraschte Siegerin.
“Der Orden empfindet deinen Text ebenfalls als beispielhafte Umsetzung und damit als ebenso hervorgehenden Siegertext!”
Ein Raunen fährt durch die Menge – zwei Sieger?
Entschlossen nickten sich die Gestalten in den Kutten zu, dann tritt eine weitere einen Schritt vor. “Viktorias und Xenons Texte haben uns beide wahrlich gleichermaßen begeistern können. So wollten- nein ... So konnten wir uns ehrlich nicht für nur einen entscheiden.”
“Allgemein unter den Texten zu entscheiden war nicht leicht”, murmelt jemand anderes, vermutlich die ganzen Kriterien und zu vergebenden Punkte sowie Rechnungen im Kopfe habend.
Vereinzeltes Lachen ertönt und auch die Ordensmitglieder müssen grinsen, während jener Sprecher von eben sich mit erröteten Wangen dem Schutz der Schatten nähert. “Also”, spricht die Gestalt, welche Viktorias Sieg verkündet hat und nickt Jack aufmunternd zu.
Das Irrlicht schaukelt vollkommen begeistert und aus dem Häuschen über die endlich getroffene Entscheidung.
“Wir danken allen heldenhaften Abenteurern für ihren Mut, ihr alle habt euren Teil zum Sieg beigetragen und durch eure Kreativität gemeinsam diesen Wettbewerb möglich gemacht.”
Während die Irrlichter um die beiden Sieger schwirren und sie genau wie die restlichen Helden in ein goldenes Licht tauchen, brechen die Anwesenden in erfreuten Jubel aus. Die Winterdämonen haben es nicht geschafft, gegen die gemeinsamen Kräfte der Bewohner Belletristicas anzukommen und sind erneut an den Wällen der Kreativität und Lebensfreude gescheitert, die Belletristicas kostbarster Schatz sind.