Ein etwas ironischer Beitrag zu dem Begriff.
Ich bin eine Hexe. Das glaubt mir niemand, weil es Hexen nicht gibt. Aber mich gibt es. Ich schaue in den Spiegel und lecke meine Pfote, streiche mein Fell hinter mein Ohr und …
Moment. Fell? Pfote? Ach, verdammt. Schon wieder verzaubert.
Das Problem, wenn man eine Hexe ist… Es gibt eine Reihe an Problemen. Aber das größte Problem, dass ich derzeit habe…
Ich springe an die Wand. Gerade noch war da ein leuchtender Punkt. Doch eine Wolke schob sich vor die Sonne. Verdammt. Ach, wo war ich?
Ich schau mich um. In meinem Zimmer. Aber das meine ich ja nicht. Probleme einer Katze. Lichter verschwinden. Als würde jemand sie immer wieder wegzaubern, nur um mich zu ärgern. Aber das geht nicht, weil es keine Zauberer gibt.
Doch, es gibt Zauberer, aber keine Hexen. Eine Hexe wäre cool. Oh, eine Fliege. Schnell fangen. Schade, dass ich nicht fliegen kann.
Ich konnte mal fliegen, als ich eine Hexe war, aber dann.
Ich versuche noch ein paar Mal, mich auf die Lauer zu legen, springe auf Regale und versuche, die Fliege zu fangen. Als ich gerade vom Bücherregal Richtung Bett springe, werde ich plötzlich wieder ein Mensch und lande mit dem Bauch auf dem Boden.
"So. Ich hoffe, du hast dazu gelernt." Verwirrt blicke ich mich um. Ein zauberhafter Märchenprinz steht neben mir. "Also. Du warst zu spät zu unserem Brunch. Deshalb bin ich hergeflogen. Eigentlich wollte ich als Amsel kommen, aber hab mich verzaubert und war dann irgendwie eine Fliege. Dummerweise wirkt noch immer der Trank, den wir letzte Woche gebraut haben, und ich kann jeden deiner Gedanken hören. So zauberhaft du als Kätzchen auch aussiehst…"
Ich realisiere, dass der Märchenprinz gar kein Prinz, sondern mein Freund ist. Und heute haben wir ein Date. Aber was genau deutete er da gerade an? Ich ziehe skeptisch eine Augenbraue hoch, und etwas unsicher, leicht zögernd, fährt mein zauberhafter Schatz fort. "Du bist eine tolle, intelligente Frau. Aber eine unfassbar dumme Katze. Ich meine, du kannst ja keinen Gedanken zuende denken."
Ich will wütend werden, aber ich weiß, dass er meine Gedanken noch immer hört. So wäre der Streit langweilig. Ich zucke mit den Achseln, schnipse und verwandel den Prinzen wieder in meinen Freund. Also, das war er ja, aber eben mit Krone und Umhang. So sehr ich meinen Liebsten liebe, dieses kitschige Märchenoutfit steht ihm nicht.
Wir sitzen nebeneinander auf dem Sofa. Wir sind wieder wir, eine Hexe und ein Hexer. Oder Zauberer. Da wir niemanden außer uns gegenseitig kennen, die zaubern können, sind wir uns selbst nicht sicher, wie man das alles nennt. "Wollen wir denn noch brunchen gehen?" frage ich meinen Freund.
"Ach mein zauberhaftes Kätzchen. Sehr gerne. Aber du musst zuerst deine Geschichte zuende denken."
Schon wieder bin ich verwirrt. Dann beginnt er, zu erzählen.
"Also. Du bist eine Hexe und ich weiß zwar nicht, worauf du hinauswolltest. Aber du hast dich heute Nacht versehentlich verzaubert und in eine Katze verzaubert, als du zauberhafte Zauberin dich auf ein zauberhaftes Zaubertreffen vorbereiten wolltest. Das größte Problem einer Katze ist, keinen klaren Gedanken fassen und zu Ende denken zu können, da du immer von Lichtern und allem anderen abgelenkt wirst. Und das Problem einer Hexe ist, also, dein Problem, dass du deine Kräfte unter Kontrolle kriegen musst. Meist klappt das. Aber manchmal, wenn du schlecht träumst, dann verwandelst du dich in der Nacht und erst am nächsten Morgen, wenn überhaupt, fällt es dir auf."
Ich bin froh, dass mein verzauberter Zauberer mich mit seinen zauberhaften Worten immer wieder verzaubert. Wir entschieden uns, nicht mehr brunchen zu gehen, da es bereits Mitternacht war, und wir feststellen mussten, dass wir gar nicht real sind. Also, wir sind schon real. Aber wir sind nur zwei kleine Blumen, im Zimmer einer jungen Studentin, die sich manchmal vorstellen, wie es denn wohl ist, ein Mensch zu sein.
Aber diese Studentin ist einfach zauberhaft. Sie kümmert sich gut um uns und passt immer auf uns auf. Vor dem Schlafengehen erzählt sie uns oft von ihrem Tag, was sie so erlebt hat. Und dann stellen wir uns vor, wie schön es wäre, ihr antworten zu können. Hoffentlich verzaubert sie uns eines Tages, so dass wir sprechen können. Bis dahin schauen wir ihr schweigend zu und versuchen, ihr mit unseren Blüten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Und eines Tages können wir auch Geschichten schreiben, die gehaltvoller sind, ein wenig Niveau haben und nicht ganz so komisch klingen. Bis dahin bleibt die Frage, wer das hier denn geschrieben hat. Blumen können nicht tippen. Das ist doch verhext.