Kindheitserinnerung.
Ich war wütend. So richtig. Und enttäuscht. Wie konnte ich meinen Eltern so egal sein? Ich verschränkte die Arme, sagte kein Wort und stampfte auf den Boden. Tränen flossen über mein Gesicht. Ich war wütend auf Mama, auf meine Geschwister, und später auf meinen Vater.
Wir haben einen Tannenbaum gekauft. Aber den Falschen, da war ich sicher. Er sieht doch gut aus, meinte meine Mutter. Mann kann den gut schmücken, meine Geschwister. Stell dich nicht so an, mein Vater.
Aber ich wollte mich jetzt anstellen. Wie rücksichtslos ist denn das? Ich habe auf meinen Wunschzettel geschrieben, dass ich einen Schlitten will. Wir hatten einen, aber mit drei Schwestern konnte ich nicht oft genug selbst mal fahren. Ein Schlitten. Mehr wollte ich nicht. Der Nikolaus hat den Zettel abgeholt und dem Christkind sicher schon gegeben. Und ich hatte alles vorbereitet, indem ich mir auch noch Schnee gewünscht hatte. Und dann kaufte diese Familie einen Baum, der ganz viele Äste hatte. Bis unten hin. Wie soll denn da ein Schlitten drunter passen?
Ich war der festen Überzeugung, das meine Familie mir einfach keinen Schlitten gönnten und war so sauer. Tagelang lachten sie über mich, ich sei eine beleidigte Leberwurst. Dabei kann die gar nicht beleidigt sein. Und immerhin war ich im Recht.
Ich wollte Weihnachten nicht zuhause feiern. Aber als Kindergartenkind hat man da leider nicht so die Wahl. Wo soll man denn auch hin? Und der ganze Tag ärgerte mich immer mehr, denn es schneite. Mama freute sich über weiße Weihnachten, ich mich nicht. Denn meine Schwestern konnten Schlitten fahren, aber ich nicht. Ich hatte ja keinen. Blödes Weihnachtsfest.
Bei der Bescherung war irgendetwas komisch am Baum. Mama erzählte, wie schwer das war. Neben dem Baum lagen 2 Äste, die sie abgesägt hatte. Damit auch alle Geschenke drunter passen. Ich sah, wie meine Schwester ihr Puppenhaus auspackte, die andere ein Prinzessinnenschloss. Die kriegen also, was die sich gewünscht hatten. Dachte ich. Dann ging ich um den Baum. Und da stand ein Schlitten mit Schleife! Das Christkind hatte sich sogar um den Schnee bemüht. Denn es hatte nicht nur den ganzen Tag geschneit – viel besser noch. Meine Mama hat einen Eimer mit kaltem Wasser über die schneebedeckte Treppe der Terrasse gekippt. Das ist natürlich gefroren und so war da jetzt, anstelle einer Treppe, eine eisige Rutschbahn. Nur für mich und meinen Schlitten. Denn meine Mama, die ist das tollste Christkind der Welt.