Am nächsten Morgen stand Prismin in der frühen Morgendämmerung auf. Die meisten Menschen schliefen noch, nur ein paar wenige Feiernde waren noch unterwegs.
Prismin ging in die Seitengasse zur Galerie der alten Masken. An der Tür klopfte sie, doch niemand meldete sich. Vorsichtig brach sie die Tür auf, ohne etwas zu beschädigen. Drinnen ging sie auf die blaue, weinende Maske zu, nahm diese von der Wand und setzte sie sich auf. Es fühlte sich richtig an. Vorsichtig verstaute sie die alte Maske in ihrem Rucksack.
Es war an der Zeit, weiterzuziehen. Vier Tage waren vergangen, seit sie vom Lebensfunkentempel aufgebrochen war. Vier Zutaten musste sie noch finden.
Leise trat Prismin aus der Galerie heraus. Sie atmete tief ein und aus. Der erste blasse Morgenschimmer erhellte den Horizont.
Hinter ihr hörte sie ein knackendes Geräusch und wandte sich um. Dort stand jemand und beobachtete sie. Hatte man sie beim Einbrechen gesehen? Was tat man in Masquera wohl mit Einbrechern und Dieben?
Dann erst fiel ihr Blick auf die Augen der Person. Blau. Eisblau blickten sie sie an.
Prismins Nackenhaare stellten sich auf – ein vergiftetes Pseudonym!
Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr, schräg über sich auf dem Hausdach. Verdammt! Sie musste hier weg, sofort!
Ohne lange nachzudenken wandte sie sich dem Ausgang der Gasse zu. Auf der rechten Seite stand noch eine kleine Person, Prismin hielt inne. Weiße, irisierende Haare, schwarze Haut, eisblaue Augen. Eine Welle aus Traurigkeit und Wut kam über Prismin. Ihr eigenes Weihnachtspseudonym stand dort. Nein! So würde das hier nicht enden!
Sie wandte sich nach links, um aus der Gasse auf die Hauptstraße zu entkommen. Prismin hörte einen leisen Aufprall neben sich. Jemand war neben sie gesprungen, vermutlich das Pseudonym vom Dach. Prismin rannte los, im Arm spürte sie einen heißen Schmerz. Eine Klinge, schoss es ihr durch den Kopf.
Ihr Körper reagierte wie von selbst, die meisten Gedanken in ihrem Kopf wanderten ins Unterbewusstsein. Flucht war der beste Weg!
Ihr eigenes Pseudonym rannte auf sie zu und packte sie am Ausgang der Gasse am Rucksack. „Die Maske!“, dachte Prismin, sie riss am Rucksack, die beiden anderen Pseudonyme kamen aus der Gasse auf sie zu, das eine mit einem blitzenden Messer bewaffnet. Eine Maske fand man immer wieder, auch Trinkschläuche und andere Ausrüstung. Schnell schlüpfte Prismin aus den Tragegurten des Rucksacks und rannte die Hauptstraße entlang. Hinter sich hörte sie die Pseudonyme.
Prismin rannte Richtung Wald und schlüpfte unter das winterliche Blätterdach. Die Pseudonyme folgten ihr noch immer. Ein Stück weit im Wald hörte sie sie rufen. „Komm bloß nie wieder nach Masquera! Wir finden dich! Wir kriegen dich! Du wirst uns nicht im Weg stehen!“
Prismin beschleunigte ihre Schritte. Sie musste von den Pseudonymen wegkommen, weiter in den Wald hinein.