Im Großen und Ganzen mag ich meine Arbeit. Auch wenn die meisten Menschen das womit ich mein Geld verdiene nicht Arbeit nennen würden. Für gewöhnlich wird mein Job als Quatsch, Geldabzocke, Scharlatanerie, Lügerei oder ähnlich nett abgetan. Ich rede mir gern ein das ich den Menschen Hoffnung schenke. Ein paar Momente der Erleichterung und des Glücks. Denn die Menschen die zu mir kommen sind vor allem eins: verzweifelt oder traurig, oder beides. Ist es wirklich verwerflich ihnen einen Moment Frieden zu bescheren?
Oftmals bin ich die Erste und Einzige die ihnen zuhört. Wirklich zuhört. Klar nehme ich dafür Geld und schlüpfe in eine Rolle. Ich verkleide mich sogar um dem Klischee, den Erwartungen zu entsprechen. Für meine Traurigen und Verzweifelten werde ich zu Esmeralda. Sagt nichts, ich weiß, es geht kaum noch abgedroschener. Aber ich fahre alles auf. Den langen Rock mit kleinen Glöckchen dran, einen durchsichtigen Schleier (der auch nur so tut als ob er etwas versteckt), ja sogar die schwarz umrandeten Kajal-Augen. Mein "Beratungszimmer" ist vollgestopft mit Klim-Bim und sogenannten Glücksbringern. Es ist genauso, wie ihr es euch vorstellt. Ich gebe mir richtig Mühe!
Aber nein, tatsächlich Wahrsagen kann ich nicht.