‚Lauf! Lauf! Lauf! Verdammt! Lauf um dein Leben! ‚
‚Was du auch machst, bleib auf gar keinen Fall stehen. ‘
Keuchend kam ich an einen Baum zu stehen.
Ich versteckte mich schnell dahinter, lies mich auf meine Knie
sinken und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Mist, wo bin ich hier nur?
Ich konnte mich nicht daran erinnern wie ich hier her gekommen bin.
Verzweifelt und ängstlich erhob ich mich und drehte mich einmal um meine eigene Achse.
Es war stockfinster. Ich befand mich in einem für mich unbekannten Wald.
Weit und breit war keine Lichtung zu entdecken. Der Himmel war pechschwarz.
Ich konnte keine Sterne und keinen Mond erblicken.
Alles erschien so unnatürlich und doch irgendwie so real.
‚Sollte ich nicht eigentlich in Tokyo sein in Kagomes Haus? ‘, schoss es mir durch den Kopf.
Das letzte an das ich mich erinnern konnte, war, dass wir alle zusammen Abend gegessen hatten. Plötzlich ertönten in dieser unheimlichen Stille Schritte, welche sich mir schnell näherten.
Instinktiv wusste ich, ich war in Gefahr. ‚Lauf! ‘ hörte ich meine innere Stimme.
Ich dachte nicht lange darüber nach warum und wovor ich weglief.
Ich rannte unmittelbar los, so schnell mich meine Füße tragen konnten.
Einen Waldweg gab es an diesem sonderbaren Ort nicht.
Also trampelte ich alles nieder, was mir unter die Füße kam.
Panik ergriff mich und stieg ins unermessliche.
Als ich ein paar hundert Meter gelaufen bin, wagte ich es mich einmal umzudrehen, ohne stehen zu bleiben. ‚Verdammt! Ich hatte meine Verfolger nicht abgehängt. ‘
Erschrocken riss ich meine Augen auf.
Obwohl es finster war, ich meine Hand kaum vor meinen Augen sehen konnte und
ich meine Verfolger nur schattenhaft erkennen konnte, erblickte ich, dass es mindestens 10 sein müssten. Erschreckender aber als die Tatsache, dass ein duzend Personen hinter mir her waren, war, dass diese keine menschlichen Formen aufwiesen.
Ihre Umrisse wiesen darauf hin, dass sie viel breiter gebaut und mindestens 2 Meter groß waren.
Total abgelenkt von meiner schockierenden Erkenntnis, vergaß ich für einen kurzen Moment auf den Weg zu achten.
Von einem Augenblick zu anderen stolperte ich über eine Baumwurzel und fiel mit der Nase voraus auf den harten, kalten, feuchten Boden. Die Qual folgte unmittelbar danach.
Ein stechender Schmerz durchdrang meinen durchnässten vom Dreck bedeckten Körper.
Ich versuchte mich aufzurichten. Ich putzte meine Hände oberflächlich an meiner Jeans ab.
Einige Blätter hatten sich in meinen Haaren verfangen.
‚Igitt! Wenn ich diese Nacht überlebe, brauche ich unbedingt eine Dusche. ‘
Ich verlagerte mein Gewicht auf meinen rechten Fuß und wurde dafür sofort mit
einem einen weiteren stechenden Schmerz bestraft.
Ich biss mir auf die Unterlippe um einen Schrei zu unterdrücken.
Bei dem Anblick meines Knies, fiel mir sofort meine zerrissene und blutgetränkte Jeans auf.
Mist! Auf einmal vernahm ich wieder die Schritte von vorhin.
Die vergessene Panik ergriff mich wieder.
Verzweifelt drehte ich mich einmal um mich selbst. Verdammt! Ich kann nicht mehr davon laufen.
Mein Knöchel und mein Knie machen das nicht mehr mit.
Humpelnd hätten mich diese Kreaturen sofort eingeholt. Die Schritte kamen immer näher.
Mein Puls stieg und stieg. Die Verfolger kamen immer näher.
‚Sie sind gleich da. ‘ schoss mir durch den Kopf.
Es dürfte sich nur noch um Sekunden handeln bis sie mich entdecken.
Was soll ich jetzt nur machen?
Mit meiner letzten Kraft humpelte ich zu dem nächstgelegenem Baum rechts von mir.
Der Stamm war dick genug um mir für kurze Schutz zu bieten. Nur Schutz vor wem oder was?
Abrupt verstummten die Schritte.
„Wo ist sie hin? Sie muss hier irgendwo sein. Sucht weiter!“, knurrte eine tiefe, raue Stimme,
die mir durch Mark und Bein ging. Meine Anspannung stieg an.
Automatisch hielt ich die Luft an aus Angst mein Atmen könnte mein Versteck verraten.
Ich konnte nur noch ein Flüstern vernehmen und bemerkte, dass sich die dumpfen Schritte unerwartet von mir entfernten.
Erleichtert atmete ich die angehaltene Luft aus, wartete aber noch einen Moment, bevor ich mein Versteck schlussendlich verlies.
Ich rappelte mich auf und bewegte mich langsam um den Baumstamm.
Mit zitternden Händen hielt ich mich an dem Stamm fest, da ich befürchtete, alleine nicht stehen zu können.
‚Ich hab es geschafft. ‘ Plötzlich spürte ich warme Luft an meinem Hals. Nein. Keine Luft.
Eher warmer Atem. Mein Lächeln erstarb auf der Stelle und langsam drehte ich mich um.
Ich starrte augenblicklich in rote mordlüsternde Augen.
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er bleckte sich über die Zähne.
Erstarrt mit offenen Mund stand ich da. Ich konnte nicht wegsehen, mich aber auch nicht in Bewegung setzen.
Der Schock saß zu tief. Das Einzige was ich in dieser Finsternis erkennen konnte, waren seine Augen und seine Zähne.
Das reichte aber schon aus, um mir eine Heidenangst einzujagen.
Seine Augen erinnerten mich an die einer Katze. Die Pupillen waren Gold und zu Schlitzen geformt.
Der Rest des Auges war blutrot. „Hab dich!“ erwiderte diese Gestalt mit seinem mörderischen Lächeln. Bevor ich überhaupt irgendwie reagieren konnte, blieb mir die Luft weg.
Ich fühlte seine Hände oder eher seine Krallen an meinem Hals.
Plötzlich verlor ich den Boden unter meinen Füßen. Mist!
Er hob mich nur mit einem Arm hoch und presste mich an den Stamm.
Ich spürte jede einzelne Rinde in meinem Rücken. Ich probierte zu atmen,
aber er schnürte mir komplett die Luft ab.
Ich versuchte mich aus seinem Griff zu winden, aber es war sinnlos. Er war zu stark.
„Jetzt bist du erledigt.“ sagte dieses Monster, oder was immer es auch war, lachend.
Tränen rollten mir über mein Gesicht. Verzweiflung machte sich breit.
Dieser Idiot hatte Recht. Das war mein Ende.
Schweißgebadet erwachte ich und schaute mich schweratmend und orientierungslos um.
Ich bekam kaum Luft. Atmen war nur stoßweise möglich. Mein Herz raste und klopfte so laut,
dass ich es hören konnte.
Meine Beine fühlten sich an wie Pudding und mein ganzer Körper zitterte, dabei hatten wir Sommer. ‚Wo bin ich? ‘ Mit meinen Händen tastete ich hastig meine Umgebung ab und griff dann an meinen Hals. Keine Würgemale. Langsam dämmerte mir, dass ich in meinem Gästebett lag.
Im Gästezimmer der Familie Higurashi.
Das einzige Licht spendete mir das schwache Licht des Vollmondes, welches durch den zugezogenen Vorhang einen unheimlichen Schatten in die Ecke meines Zimmers warf.
Völlig neben der Spur griff ich mir in mein Gesicht. Total durchnässt. Ich musste geweint haben.
Meine langen, blonden Haare klebten an meinem Gesicht. Auch mein Pyjama klebte an mir, als wäre ich tatsächlich stundenlang durch den Wald gelaufen, um vor diesen grässlichen Kreaturen zu flüchten. ‚Es war alles nur ein Traum. Nur ein schlimmer Albtraum.
Niemand verfolgt mich. Ich war die ganze Zeit in meinem Bett. In meinem Zimmer‘.
Mit diesem Gedanken lies ich mich seufzend zurück auf mein Kissen fallen und starrte die Zimmerdecke an.
Ich zog mir entnervt und stöhnend die Decke über den Kopf.
‚Meine erste Nacht in Japan und diese beginnt gleich mit einen fürchterlichen, angsteinflößenden Traum. ‘