Ein Klopfen durchdrang meinen Schlaf und keine 3 Sekunden später wurde die Tür auch
schon aufgerissen. Blinzelnd setzte ich mich auf und blickte auf einen kleinen Jungen.
Sota, der Bruder von Kagome. Ich hatte ihn gestern Abend noch kennengelernt.
„Kagome hat gesagt ich soll mal nach dir schauen. Sie hatte schon Angst dass du den
kompletten Samstag verschläfst.“ Grinsend blickte er mich an und wartete darauf, dass ich
ihm antwortete.
Ich war noch so schlaftrunken und neben der Spur, dass mir kein Wort über die Lippen
kommen wollte.
„Wie kann man schon so bald in der Früh so munter und überdreht sein?“ fragte ich ihn
gähnend.
„So bald in der Früh? Hast du schon mal auf die Uhr geguckt?“ überrascht über meine
Aussage ging er zum Fenster und schob die Vorhänge zur Seite.
Die Sonnenstrahlen erhellten das Zimmer so sehr, dass ich kurzerhand meine Augen wieder
zukniff. Als ich meine Augen wieder öffnete, fiel mein Blick auf die Uhr.
‚Mist es war ja schon 10 Uhr vormittags. ‘
Zermürbt und unausgeschlafen rammte ich stöhnend die Stirn in das weiche Kopfkissen.
Völlig gerädert und erschöpft quälte ich mich aus meinem Bett.
Ich ließ Sota ohne ein weiteres Wort in meinem Zimmer stehen und schleppte mich ins Bad.
Auf dem Weg ins Bad hörte ich ihn noch murmeln.
„Na die hat ja heute eine Laune. Scheint so als hätte sie schlecht geschlafen.“
Ich stellte mich unter die Dusche, um etwas munter zu werden und auch um den Schweiß
von meinem Körper zu waschen.
‚Was für eine Nacht.‘ Frisch geduscht und angezogen ging ich ein Stockwerk tiefer in die
Küche.
„Guten Morgen.“ gähnend setzte ich mich an den Küchentisch.
Neben mir saß Sota und verschlang den Rest seines Frühstücks.
Gegenüber von mir saßen Kagome und ihr Großvater.
Kagomes Mutter kam zu uns und stellte mir eine Tasse Tee hin.
„Guten Morgen. Du magst doch Tee, oder?“ „Ja klar.“
„Du bist heute etwas blas um die Nase. Geht es dir nicht gut? Bist du krank?“
Besorgt musterte sie mich und tastete meine Stirn ob, ob ich Fieber habe.
Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
„Nein, nein. Alles gut. Ich habe nur nicht gut geschlafen. Ich hatte einen Albtraum.
Das liegt sicher nur an dem Klimawechsel.“
Erleichtert machte sie sich wieder am Mittagessen zu schaffen.
Jetzt wandte ich mich Kagome zu, welche, ihrem Grinsen zu urteilen, die Situation auch
witzig fand.
„Und was hast du heute geplant? Du meintest ja du hättest unseren kompletten Sommer
verplant. Also weih mich ein.“ grinsend nippte ich an meinem Tee und verbrannte mir zu
gleich meine Zunge.
Kagome beugte sich zu mir vor als würde sie mir gleich eins der größten Geheimnisse der
Welt erzählen.
„Also…eigentlich wollte ich heute mit dir gleich nach dem Mittagessen zu einem
Schwimmbad.
Es heißt Yomiuri-Land.
Neben dem Schwimmbad gibt es dort auch Wasserrutschen und Wellenbäder.
Außerdem gehört dazu noch ein Vergnügungspark. Da könnten wir gleich im Anschluss
hingehen. Wir werden dort auch ein paar Freunde von mir treffen.
Bevor wir aber dort hinfahren können, besteht mein Opa darauf, dass ich dir das Grundstück
zeige und dich über unsere Familiengeschichte aufkläre. Weil das ja so interessant ist.“
Sie verdrehte die Augen und blickte kurz zu ihren Großvater, welcher jetzt zufrieden lächelte.
„Gut, aber ich dachte du hättest zur Zeit Probleme mit deinen Freunden und willst ihnen
diesen Sommer aus den Weg gehen?“
Ich nahm mir eins der Reisbällchen, welche auf dem Tisch standen und schob es mir in den
Mund. „Äh..das sind andere Freunde. Die Freunde, denen ich aus den Weg gehe, wohnen
sozusagen nicht direkt in Tokyo.“
„Sozusagen?“ fragte ich mit vollem Mund. Ich schluckte es hinunter und winkte ab, da ich
mich noch nicht in der Lage fühlte ihren Rätseln auf den Grund zu gehen.
„Auch egal. Bevor wir los fahren, muss ich noch meine Mutter anrufen und ihr sagen, dass es
mir gut geht. Sonst dreht sie noch vollkommen durch und glaubt ich wäre verschleppt
worden.“
Ich stand auf und trug meine Teetasse zur Spüle. Kagome machte es mir gleich.
„Gut. Dann geh du mal telefonieren und such dir gleich deine Sachen zusammen für den
Nachmittag. Wenn du das erledigt hast, führe ich dich herum und erzähle dir unsere
interessante Familiengeschichte.“
Die letzten Worte sagte sie sehr theatralisch und blickte in die Richtung ihres Großvaters, der
uns zufrieden zunickte.
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Ich nickte ihr zu und verließ die Küche, um in mein Zimmer zu gehen.
Nach einer halben Stunde hatte ich alles erledigt.
Der Rucksack war auf 5 Minuten gepackt.
Die anderen 25 Minuten verbrachte ich damit, mir von meiner Mutter anzuhören, an was ich
mich alles halten sollte, um wieder heil nach Hause zu kommen.
Ich sollte mit keine fremden Menschen mitgehen, mich von üblen Gegenden fernhalten,
in keine fremden Autos einsteigen und auf gar keinen Fall allein in der Gegend herumirren.
Ich kam mir vor wie ein kleines Kind.
Aber dass ich mich von Scheunen, pardon einen bestimmten Schrein, fernzuhalten habe
bzw. Brunnen meiden sollte, das hatte sie nicht erwähnt.
Dabei wäre das sehr hilfreich gewesen.
Nachdem ich, wie immer, ihr zum 8. Mal versprochen hatte, dass ich mich daran halten
würde, konnte ich das Gespräch endlich beenden.
Ich stellte den Rucksack neben mein Bett und ging zu Kagomes Zimmer.
Bevor ich klopfte, hörte ich gedämpfte Stimmen und entschied mich dafür zu lauschen.
Ich war einfach zu neugierig.
„Ich hab dir doch gesagt, dass ich Abstand von euch brauche und vor allem von dir.“ hörte ich Kagome sagen.
„Abstand heißt bei dir aber meistens 3 Tage und nicht 2 Wochen.“ vernahm ich jetzt eine
männliche Stimme, welche aber eindeutig lauter war.
„Boah! Ich werde die nächsten 2 Monate nicht mehr auftauchen. Ich hab nämlich Besuch da
von meiner Brieffreundin. Also hast du Pech gehabt. Vielleicht lernst du mich dann zu
schätzen.“ schreite nun Kagome.
Ich entschied mich nun doch an der Tür zu klopfen, da ich wissen wollte was da vor sich ging.
„Kagome? Ich wär jetzt fertig. Kann ich rein kommen?“
„Verschwinde!“ hörte ich sie noch zischen und ein paar Sekunden später ries sie auch schon
die Tür auf.
Sie blickte mich an mit einem aufgezwungenen Lächeln und hielt ihr Handy in der Hand.
„Ich bin auch soweit. Also lass uns hinunter gehen.“ Ich schaute über ihre Schulter.
Niemand befand sich in dem Zimmer. Nur das Fenster stand sperrangelweit offen.
Aber aus dem Fenster vom 1. Stock konnte schlecht jemand flüchten.
„Äh…ich hatte Stimmen gehört und dachte bei dir sei jemand.“ stotterte ich nun und
zweifelte schon an meiner geistigen Gesundheit.
Jetzt fuchtelte sie mit dem Handy vor meinem Gesicht.
„Ich hatte telefoniert mit dem Freund, dem ich aus dem Weg gehen möchte und hatte die
Freisprechanlage an.“ „Aha.“ mehr bekam ich nicht heraus.
Das musste ja ein tolles Handy sein, wenn sich die Stimmen so anhörten als wären sie
persönlich anwesend.
Ich konnte das alles nicht wirklich glauben.
Aber welche andere Erklärung würde es sonst für dieses seltsame Ereignis geben?