„Also…da mein Großvater darauf besteht, dass ich dir unsere Familiengeschichte erzähle,
werde ich seinen Wunsch erfüllen. Aber keine Sorge, ich werde mich kurz halten.
Ich möchte nämlich so schnell wie möglich ins Wasser. Heute ist es ziemlich heiß.“
Ich konnte ihr nur zustimmen. Es war wirklich ziemlich heiß.
Das war ich von zu Hause nicht gewöhnt.
Wir waren erst ein paar Minuten im Freien und ich schwitze schon, als wäre ich einen Marathon gelaufen.
Es war nicht nur die Hitze. Die Luftfeuchtigkeit machte mir extrem zu schaffen.
„Dann leg mal los. Ich brauch nämlich so schnell wie möglich eine Abkühlung.“
Kagome fing an zu lachen. Aber es klang nicht so unbeschwert wie sonst immer.
Auch wenn das Geschehnis in ihrem Zimmer für andere unbedeutend wäre,
ließ mich der Gedanke nicht los, dass etwas mehr dahinter steckte.
Dies bestätigte mir auch das veränderte und komische Verhalten von Kagome.
„Also gut. Wir wohnen hier im Higurashi-Schrein.
Meine Familie und vor allem mein Großvater, sind die Behüter des Schreins.
Seit dem Mittelalter leben hier schon die Higurashis und beschützen den Schrein.
Frag mich nicht warum. Die meiste Zeit hab ich nicht aufgepasst, wenn Opa davon sprach.
Aber bitte verrate es ihm nicht. Geschichtsstunde beendet. Lass uns baden gehen.“
Kagome war schon wieder auf den Weg zum Haus.
Aber irgendetwas hinderte mich daran den Blick von diesem Schrein,
oder wie ich es nannte „Scheune“, abzuwenden.
Dieses alte Ding zog mich richtig zu sich und automatisch ging ich Richtung Scheune.
Meine Hand lag schon auf dem Türgriff als ich durch einen Aufschrei aus meiner Trance erwachte.
„Was machst du da?!“ hörte ich Kagome kreischen und im nächsten Moment wurde ich von ihr auch schon weggerissen.
„Aua. Findest du deine Reaktion nicht etwas übertrieben. Ist ja nur ne Scheune.“
Verwirrt schaute ich sie ihn. Sie wurde leicht rot und trat von einem auf den anderen Fuß.
„Ähm ja, tut mir leid. Das ist bestimmt die Hitze. Lass uns gehen.
Meine Freunde warten schon.
Und so schneller ich im Wasser bin, desto schneller werde ich wieder normal.
Außerdem ist es ein Schrein und keine Scheune“ kicherte sie.
Diesmal wartete sie bis ich voran ging. Heute war sie extrem komisch.
Und ich war mir sicher, dass das alles nichts mit der Hitze zu tun hatte.
Welche Geheimnisse versteckten sich in dem Schrein?
Ihrer Reaktion nach zu urteilen, musste dort drinnen eine Leiche sein.
Ich werde schon noch dahinter kommen.
Vielleicht schaffe ich es heute Nacht, wenn alle schliefen, mich hinauszuschleichen.
Es war vielleicht nicht in Ordnung, das zu machen.
Aber jetzt hatte sie eindeutig meine Neugierde geweckt und gegen diese konnte ich mich nicht wehren.
Als wir das Haus betraten, kam uns Kagomes Großvater schon entgegen.
„Und hat dir Kagome alles über unsere Geschichte erzählt.
Die Geschichte des Schreins und die Geschichte des Juwels?“ fragte er nun begeistert.
„Juwel? Äh ja klar, total interessant.“ antwortete ich schnell, da er mich jetzt misstrauisch anblickte.
„Das ist meine brave Kagome. Hier. Nimm das. Da du die Geschichte jetzt kennst,
solltest du auch einen besitzen. Es ist zwar nicht der Echte, aber er soll dich beschützen und dir jeden Wunsch erfüllen.“
Er hielt mir eine rosa Kugel hin, welche wahrscheinlich das Juwel darstellen sollte.
Ich nahm ihn entgegen. Sah aus wie aus einem Souvenirshop. „Vielen Dank.“
Kagome stand jetzt ganz nah neben mir und flüsterte mir ins Ohr.
„Die macht mein Großvater selber und verkauft sie.“ Ich nickte nur kurz.
Zufrieden ging er wieder in die Küche.
Wir schnappten uns unsere Rucksäcke, verabschiedeten uns und verließen das Haus.
So schnell wie Kagome die Treppen hinunter raste, könnte man meinen,
sie wollte so schnell wie möglich weit weg von dem Schrein.
Vielleicht fing ich aber auch langsam an verrückt zu werden und verdächtigte sie ohne Grund.
Ich schüttelte den Kopf, um diese blöden Gedanken los zu werden.
Ich sollte den Urlaub genießen und nicht andauernd grübeln.
Rechtzeitig kamen wir noch an der Bushaltestelle an und betraten den Bus,
bevor sich die Türen schlossen. Außer Puste ließen wir uns auf 2 freie Plätze fallen.
„Ich bin echt keine Sportskanone.“ sagte ich komplett außer Atem.
„Ich auch nicht. Aber jetzt haben wir eine halbe Stunde Zeit zu Atem zu kommen.
Und dann lassen wir es uns richtig gut gehen. Yomiuri-Land wir kommen.“
Wir fingen beide an zu Lachen.
Dass die Leute im Bus uns schon genervt betrachteten, war uns egal. Mir erst recht.
Hier kannte mich sowieso keiner. Doch so näher wir unserem Ziel kamen, desto ruhiger wurde ich.
Ich wurde nervös. Wie waren Kagomes Freunde?
Waren sie genauso, wie ihre Freunde, welche sie zur Zeit mied?
Wenn ich mich an die männliche Stimme zurück erinnerte, hoffte ich es nicht.
Diese war schroff, arrogant und gemein gewesen.
Und mit solchen Menschen konnte ich echt nichts anfangen.
Aber warten wir es erst mal ab.
Gedankenverloren spielte ich mit dem Juwel in meiner Hand.