In feinen Fäden steigt der Rauch in den Himmel. Er kräuselt sich. Wird dünner. Verblasst. Verschwindet.
Es ist spät. Die glutrote Sonne ist gerade hinter den Dächern der Stadt untergegangen. Mit den Schatten kommt die Kälte. Die Dachziegel sind noch warm, doch der Wind, der über die nackten Füße streicht, ist kühl auf der Haut.
Ein weiterer Zug. Der Filter ist weich und fest zugleich. Der Rauch kribbelt im Mund, kratzt im Hals.
Freckles hustet, zieht die olivgrüne, weite, abgewetzte Strickjacke fester um sich. Die Zigarette zwischen den kräftigen Fingern ist krüppelig, unregelmäßig und beulig. Auf dem Handrücken zeichnen sich die Sehnen der Finger und einige Adern deutlich ab. Die Fingernägel sind rosa lackiert. Freckles zieht die Ärmel weiter herunter, bis nur noch die Fingerspitzen zu sehen sind. Sie werden nach Rauch riechen. Die Ärmel genauso wie die Finger.
Freckles hasst den Geruch von Rauch. Zugleich liebt Freckles den Geruch von Rauch.
Er gibt Geborgenheit. Wie die feste Umarmung eines lieben Menschen.
Doch das Zimmer in Freckles Rücken liegt dunkel, still und leer.
In den Gärten vor dem Fenster sind die Tiere umso lauter. Vögel wetteifern mit Grillen um den lautesten Beitrag in der Kakophonie.
Auf dem Fensterbrett, auf dem Freckles sitzt, hat die Sonne ihre Spuren hinterlassen. Wo die Hotpants aufhören schmiegt sich warmes, glattes Holz an auskühlende Haut.
Freckles greift nach der Tasse neben sich. Das Porzellan brennt an den Handflächen. Umgreifen. Am Henkel anfassen. Als Freckles die Lippen an den Rand der Tasse legt, kommt der Geruch von frisch übergebrühtem Kaffee. Er mischt sich mit dem der Zigarette.
Freckles schluckt den Kloß in der Kehle hinunter und pustet den Kaffeesatz zur Seite. Nimmt einen Schluck.
Die Hitze brennt in der Kehle. Ein leises Klacken, als Freckles die Tasse zurück aufs Fensterbrett stellt. Es brennt kurz im Magen. Unbewusst greift Freckles nach dem kleinen, silbernen Kruzifix mit der filigranen Kette.
Der Rauch kribbelt im Mund und kratzt in der Kehle. Weiß kräuselt sich in den dunkler werdenden Himmel.
Freckles hustet und zieht die Strickjacke wieder fester.
Die Sonne ist untergegangen. Dunkelheit legt sich über die Stadt, wie eine Decke. Eine Decke unter der es brodelt. Die Stadt schläft nie. Auch nicht nachts. In den Häusern leuchten die Fenster.
Freckles beobachtet.
Die Fenster geben Familien. Sie geben Paare. Sie geben Singles.
Mit Katzen. Mit Hunden. Ohne Tiere.
Es kribbelt im Mund und kratzt in der Kehle. Kein Husten. Rauch steigt auf.
Eine wirklich furchtbare erste Zigarette.
Eigentlich ist Freckles zu alt für diesen Scheiß.