Der Schritt erzeugt einen dumpfen Laut. Gefolgt von einem zweiten, kleineren Laut.
Asche wirbelt auf. Schwebt in der Luft, wie Rauch. Sinkt langsam zurück auf den Boden.
Schritt.
Stock.
Aschewolke.
Eine schmale Spur aus Wolken zieht sich durch das verheerte Land. Die Wolkendecke und fliegende Asche erzeugen Düsternis. Kein Windhauch regt sich. Die Luft ist trocken und heiß. Erwärmt von schwelenden Feuern in Trümmern, die einmal Häuser waren.
Ein dumpfer Tritt. Eine Wolke. Tiefe Atemzüge. Dicker blauer Stoff raschelt. Unter der Kapuze des wallenden Umhangs kommen lange weiße Strähnen zum Vorschein. Sie heben sich von schokoladenbrauner Haut ab. Die rosa Zunge leckt über trockene Lippen.
Schritt.
Stock.
Aschewolke.
Ihre Beine spürt sie kaum noch. Die heiße Asche brennt an ihren blanken Sohlen. Jeder Atemzug kratzt in ihrer Kehle. Sie stützt sich schwer auf ihren Stab.
Lulu bemüht sich, nicht die Trümmer wahrzunehmen, nicht den Geruch von verbranntem Fleisch.
Sie schwitzt unter ihrem Cape. Doch es ist notwendig. Lulu verlässt sich nicht auf die Strati. In den letzten Tagen hätte die Sonne sie ohne den blauen Stoff bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
Sie streicht eine Strähne zurück unter die Kapuze. Helle Narben zieren ihren Handrücken.
Schritt.
Stock.
Aschewolke.
Brennen.
Schritt.
Stock.
Aschewolke.
Brennen.
Mit den Stunden wird Lulus diffuser Schatten länger. Der Schmerz in ihren Füßen bleibt konstant. Mit der sinkenden Sonne nimmt die Temperatur ab. Jedoch nur geringfügig. Die Asche bleibt warm.
Lulus Schritte sind längst schleppend geworden. Einzelne Spuren in der Asche haben sich zu Linien verbunden. Ihr Atem geht stoßweise. Keuchend.
Als die Sonne hinterm Horizont verschwindet wird es kalt. Lulu zieht ihren Umhang fester. Die Dunkelheit schluckt die Einzelheiten. Sie lässt die Ruinen zu unförmigen Gebilden verschwimmen. Die warme Asche, die schnell abkühlt, schmerzt an Lulus Füßen. Die Kälte lässt sie zittern.
Schritt.
Stock.
Aschewolke.
Schmerz.
Frösteln.
Schritt.
Stock.
Aschewolke.
Schmerz.
Frösteln.
Im trüben Licht des Mondes sind die Schemen um Lulu weniger geworden. Vor einiger Zeit hat sie die letzte hinter sich gelassen. Der Geruch nach Speck hat nachgelassen. Erst jetzt erlaubt sie sich zu rasten.
Sie lässt sich in die Asche sinken. Legt ihren Stab sorgsam neben sich. Er zeigt in die Richtung, in die sie unterwegs ist. Unter ihren Fingern spürt Lulu trockenes Gras, als sie sie in die Asche gräbt.
Die Asche brennt bei jedem Atemzug.
Lulu rollt sich zusammen. Zieht ihren Umhang fest um sich. Sinkt in die Arme des Schlafs.
Die Nacht hat die Wolken vertrieben. Lulu erwacht von den ersten Strahlen der Sonne, die ihr ins Gesicht fallen. Sie reibt sich den Schlaf aus den Augen.
Mit einem tiefen Seufzen rappelt sie sich auf, greift nach ihrem Stab.
Langsam setzt sich Lulu in Bewegung.
Schritt.
Stock.
Aschewolke.
Ganz leise dringt es an ihr Ohr. Es rauscht.
Vor einigen Stunden hat sie die letzten Ausläufer des Aschemeeres hinter sich gelassen. Gras kühlt ihre geschundenen Füße.
Schritt.
Stock.
Das Rauschen wird lauter. Sand mischt sich unter das Gras.
Schritt.
Stock.
Rieseln.
Die Wellen umspielen Lulus Füße, ihre Knöchel. Sie lacht leise, breitet die Arme aus. Vom Meer her weht eine Brise. Die Kapuze rutscht ihr vom Kopf. Sie wendet sich der Sonne zu. Strahlen liebkosen ihr altersloses Gesicht.
Der Wind spielt mit ihrem langen weißen Haar. Streicht über ihre Wangen.
Lulu schließt die Augen.
Über allem liegt das Rauschen.
Rauschen.