»Er sah sie an fernem und eisigem Strand,
ein Mädchen so schön, wie er nie gekannt,
Ihr Haar war wie Silber, die Haut wie die Nacht,
die Augen so still, um die Freude gebracht.
Geh nicht mit der Selkie,
lausch nicht ihren Liedern,
denn sie stiehlt dein Herz,
und du kriegst es nie wieder.
"Was klagst du, du Schönheit?", so sprach er sie an,
Das Mitleid sein Herz zog in flammendem Bann.
Auf ihrer Wange die Träne ein glitzernder Stern,
so zart, er hätt' ihr geholfen zu gern.
Geh nicht mit der Selkie,
lausch nicht ihren Liedern,
denn sie stiehlt dein Herz,
und du kriegst es nie wieder.
Ein Boot schaukelt leise am eisigen Strand,
den jungen Mann man nie wiederfand.
Nur manchmal, da klagen die Wellen ihr Leid,
von Sehnsucht und Irrweg, das Lied hallt so weit ...
Geh nicht mit der Selkie,
lausch nicht ihren Liedern,
denn sie stiehlt dein Herz,
und man sieht dich nie wieder.«
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Ein Seemannslied, das seinen Ursprung wohl in Vinpalla oder Lamaria hat. Wie viele andere Seemannslieder besteht auch dieses aus freier Dichtung, Seemannsgarn, und hat wohl kaum einen wahren Kern - denn Selkies von Kivehara sind keineswegs die trügerischen Verführer, als die sie hier dargestellt werden. Viel wahrscheinlicher ist, dass sie aufgrund ihrer Andersartigkeit für manch ein unerklärliches Unglück verantwortlich gemacht wurden. Und womöglich wurde ihnen auch der ein oder andere Mord angehängt ...