»So hört, gute Leute, was einst sich begeben,
auf dass es Euch lehre im heutigen Leben:
Einst war ein neugieriger Zwerg,
erforschte froh den großen Berg.
Fand eine Höhle tief im Stein,
und krabbelte sofort hinein.
Der Vater eilte hinterher,
packt ihn am Kragen, schimpfte sehr.
Das Kind verstand den Vater nicht,
und pochte auf's Entdeckerrecht:
„Ich wäre der erste, der's entdeckt!
Warum nimmst du den Ruhm mir weg?“
Da wackelte der ganze Berg,
begrub den Vater und den Zwerg.
Das Kind wurd' in der Nacht geborgen,
den Vater fand man tot am Morgen.«
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Eines der vielen lehrreichen Fabelgedichte aus dem Königreich Lirhajn, gut zu erkennen am einheitlichen Reimschema, das für die Einleitung und die Moral am Ende leicht gebrochen wird (Wechsel von der männlichen zur weiblichen Kadenz in den ersten und letzten beiden Zeilen). Wenngleich aus der Entstehungszeit des Gedichts kein Unfall wie der beschriebene dokumentiert ist, bleibt nicht auszuschließen, dass es für das Gedicht ein trauriges Vorbild gab. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde die wahre Geschichte aber für das Gedicht im Kontext des Bergbaus vereinfacht - das Gedicht lässt sich bis in die Ebenen zurückverfolgen, wo die Zwerge damals keinen Bergbau betrieben, sondern erste alchemistische Experimente begingen.