Gefährliches Geschenk
"Das ist aber nett eingepackt", sagte Georg voller Freude auf sein Geburtstagsgeschenk. Es sah zu Peter und Melissa, die ihm das Paket auf den Gabentisch gelegt hatten. "Es lag vor der Tür, also wissen wir nicht, von wem es sein könnte." Erklärte Melissa offen. Sie sah zu Peter. "Vielleicht sollten wir es zunächst untersuchen, denn in diesen Zeiten weiß man ja nie, was einem die Leute so unterschieben wollen. Zumal wenn kein Absender auf so einem Paket ist. Nicht einmal dein Name steht darauf. Wir sahen nur einen jungen Mann, der es ablegte und rasch Richtung Park lief. Mir zumindest kommt es merkwürdig vor." Peter nickte zustimmend.
Georg schaute kurz an die Decke. "Ist vielleicht besser, wenn wir zuerst prüfen was in dem Paket ist. Unten in der Praxis habe ich einen Röntgengerät. Damit können wir rasch prüfen, was darin enthalten ist." Rasch nahm er das Paket und stieg zusammen mit Peter in die Praxis hinab. Dort angekommen legte er das Paket auf den Röntgentisch und machten die nötigen Einstellungen an dem Apparat. Zügig verließen sie den Röntgenraum und verschlossen die Tür. Ein rotes Licht zeigte an, dass das Gerät betriebsbereit war. Von dem Nebenraum aus machten sie eine Aufnahme. Es würde einige Zeit dauern, bis der Rechner das Ergebnis ausspucken würde.
In der Zwischenzeit genehmigten sie sich einen Liners, um die verlorene Zeit genüsslich zu überbrücken. Auf dem Monitor baute sich ein verwirrendes Bild auf. Neben metallischen Zylindern lagen organische Bestandteile und diverse unbekannte Gegenstände, die wie Drähte aussahen. Nichts von dem entsprach irgend einem bekannten Objekt, dass er je zuvor auf dem Monitor gesehen hatte. Kurz kratzte er sich am Kinn. "Ich schicke das Bild an Hannes Priebusch, der ist beim Zoll und macht am Flughafen die Röntgenuntersuchungen. Vielleicht kann er etwas mit der Aufnahme anfangen." Rasch speicherte er die Aufnahme und verschickte sie an seinen Freund. Mit einer Textnachricht übers Handy, meldete er die Aufnahme an. Nur Sekunden später erhielt er die Antwort. "Fasst nicht an und verlasst das Haus. Es sieht wie eine Bombe aus, so ein ähnliches Objekt hatten wir erst vor Tagen hier am Flugplatz. Ich schicke euch sofort ein Bergungs- und Sprengkommando." Verwirrt blickten sie sich an. "Peter, sorge dafür, dass alle Gäste in den Garten gehen. Ich bringe das Paket auf den Balkon. Ist wohl besser, wenn es dort lagert."
Rasch trenten sich ihre Wege. Vorsichtig nahm er das Paket auf und trug es auf den Balkon. Vorsichtig legte er das Paket auf einem Sack Blumenerde ab. Ebenso vorsichtig zog er sich zurück und verschloss die Fenstertür. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Rasend überlegte er, wer ihm in die Luft jagen wollte. Viele Namen ratterten durch sein Hirn, während er in den Garten eilte. Mit einem Blick vergewisserte er sich, dass auch wirklich alle Gäste im Garten versammelt waren. Das einzige was er wahrnahm war, dass die Gäste ausgelassen schwatzten. Irgendwie verlangsamte sich gerade die Zeit. Ungläubig blickte er auf die Uhr. Träge wippte der Sekundenzeiger voran, aber längst nicht so schnell, wie sonst üblich. Intuitiv griff er ein Glas mit Wasser und versuchte sich zu beruhigen. Langsam trank er Schluck für Schluck. Aus der Entfernung tauchte irgendwann das sonore Lärmen von Hubschraubermotoren auf und Polizeiwagen schienen sich ebenfalls zu nähern. In der Dämmerung sah er endlich seine Frau, die angeregt mit den Gästen plauderten. Kopfschüttelnd nahm er es zur Kenntnis. "Wissen die Narren nicht, dass sich hier eine Bombe befindet." Immer wieder überlegte er, wer ihm so eine gefährliches Geschenk gemacht haben könnte. Doch, ein Ergebnis wollte sich einfach nicht extrahieren lassen. Immer lauter wurden die Geräusche von den Hubschraubern und der Polizeiautos. Sie näherten sich offenbar rasant. Bald, ja bald hätte dieser Spuk ein Ende.
Geduldig warteten er, bis endlich mehrere Polizisten um das Haus in den Garten strömten und den halben Garten mit Trassierband absperrten. Ein Mann mit einem Regenmantel rief seinen Namen. "Georg Neubauer?" Bereitwillig setzte er sich zu dem Mann in Bewegung, damit der Spuk ein Ende fand. "Ja, der bin ich, wie kann ich helfen?" Führen sie das Bergungskommando bitte zu dem Objekt. Danach wird dieser Bereich evakuiert. Wir werden alle Personen sofort in die nächstgelegene Notunterkunft oder Gaststätte überführen. Es ist nur zu ihrer Sicherheit." Verwirrt nickte der Arzt und wies dem Mann, der sich nicht einmal vorgestellt hatte den Weg. Männer in Panzerwesten und Helmen begleiteten ihn. Jeder der Männer trug merkwürdige Geräte in den Händen. Aus dem Zimmer heraus wies er auf den Balkon. Die Energie schien in diesem Moment aufgebraucht zu sein nachdem er seine Pflicht erfüllt hatte Er hörte pfeifende und tackernde Geräusche von den Geräten. Lakonisch antwortete der Mann. "Sieht übel aus, es könnten 60 Gramm C 4 sein und wie es scheint hat ihr Freund auch noch radioaktive Substanzen mit in die Bombe eingebaut. Ist echt ein übles Ei, welches hier in ihrem Nest liegt." Mit einer strikten Geste wies der Mann ihm den Weg. Inzwischen war der Garten menschenleer und ein Uniformträger wies ihm den Weg. Widerstandslos setzte er sich in ein Polizeiauto und fuhr mit dem Beamten mit. Nervöse Zuckungen in den Beinen und Händen verschafften seiner inneren Unruhe Raum. Sie hatten gerade die Kreuzung erreicht, als er einem Funkspruch lauschte. "Evakuierung vom Haus und der Umgebung ist abgeschlossen. Der Sprengsicherungsbereich von 300 Metern wurde eingerichtet. Die Entschärfer haben den Sprengroboter in Position gebracht. Vorerst versuchen wir das Paket vorsichtig zu öffnen." Noch mehr Unruhe beschlich Georg. "Was ist, wenn sie die Bombe nicht entschärfen können?" Der Wagen hielt und desillusioniert entstieg er dem Wagen. Er wagte einen Blick zurück. "Würde das Haus noch stehen, wenn die Entschärfung nicht wie geplant funktionierte? Verstanden die Kampfmittelräumer auch genug von solchen heiklen Sprengkörpern?" Träge ging er zu seinen Freunden, die munter schwatzend auf ihn warteten. Dennoch die Gedanken kreisten immer und immer wieder um diese Bombe.
Dann brach das Inferno los. Tiefe und boshafte Explosionen dröhnten durch den Äther. Der Lichtblitz leuchtete hell auf und Georg beschlich ein finsteres Gefühl. Mit einem Blick erfasste er die Situation. Mehr als zwanzig feurige Geschosse lösten sich aus der Richtung in der sein Haus stand und stiegen weit in den Himmel. Dann explodierten die Geschosse und buntes Feuerwerk tünchte die Dämmerung in bunte Farben. Hannes Priebusch kam auf ihn zu. "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Es war wirklich eine schwierige Aufgabe dich zur rechten Zeit aus dem Haus zu bekommen. Nach fünfundzwanzig Jahren als Flughafenarzt hast du ein wenig Abwechslung verdient." Sprachlos sank Georgs Kinnlade herab.