Auf einmal hörte er ein Kratzen an seiner Tür. Zuerst nur ganz schwach, doch allmählich wurde es so laut, dass es unmöglich gewesen wäre weiterzuschlafen. Genervt knipste er seine Nachttischlampe an und öffnete die Tür. Wie erwartet stand seine Katze davor. Nachdem diese hineinstolziert war, schloss er die Tür wieder und liess sich auf das Bett fallen. Er konnte gerade noch die Nachttischlampe ausschalten, da fielen ihm die Augen schon zu. Aber obwohl er hundemüde war, gelang es ihm nicht, den Tiefschlaf zu erreichen. Langsam wurde er ungeduldig, denn er brauchte den Schlaf mehr denn je. In den letzten Tagen hatte er so schlecht geschlafen wie noch nie zuvor. Ständig veränderte er seine Position: einmal streckte er die Beine, dann winkelte er sie wieder an, ein anderes Mal legte er seine linke Hand unter das Kissen und danach versuchte er sogar auf dem Bauch zu schlafen, obschon er dies normalerweise nie tat. Keine, aber auch gar keine Schlafposition, brachte ihm die nötige Ruhe. So schlimm wie in dieser Nacht war es noch nie gewesen. Frustriert strampelte er seine Bettdecke in hohem Bogen von seinem Körper weg und setzte sich aufrecht hin. Seine Augenlider waren bleischwer und er wäre fast wieder zurück auf das Bett gefallen. Ein Gähnen, so stark, dass seine Kieferknochen davon schmerzten, entwich ihm. Wie konnte er nur so müde sein und trotzdem nicht einschlafen können. Etwas war hier faul.
Dieses gewisse Etwas entdeckte er, als er die Nachttischlampe einschaltete. In der schwachen Beleuchtung konnte er sehen, wie es ihn aus blutroten Augen anstarrte. Sein Herz fing an wie verrückt zu hämmern und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Doch dann bewegte sich dieses Etwas auf ihn zu und je näher es kam, desto blasser wurde, denn es handelte sich bei diesem gewissen Etwas um seine eigene Katze. Er wollte fliehen, aber er befand sich in einer Schockstarre. Gebannt schaute er in diese dämonenhaften Augen, unfähig sich von ihnen zu lösen.
Dann geschah es: Die Katze sprang ihn kreischend an und landete direkt auf seinem Gesicht. Urplötzlich war er wieder bei Sinnen und versuchte sich von ihr zu befreien, aber sie hatte ihre Krallen bereits so tief in sein Gesicht gehakt, dass dies absolut unmöglich war. Er schrie aus Leibeskräften um Hilfe, doch niemand kam. Waren sie taub geworden? Das konnte ja nicht sein, dass sie ihn nicht hörten. Und da erschlug ihn ein schrecklicher Gedanke so dermassen, dass er für einen kurzen Moment vergass, mit was er hier zu kämpfen hatte. War es möglich, dass seine Katze, nein, dieser abartige Dämon, der seinen lieben Stubentiger besessen hatte, sowohl seinen Eltern als auch seinem Bruder schon einen Besuch abgestattet hatte. Schlagartig wurde er zurück in die Realität gerissen, als ihm die Dämonenkatze eins seiner Augen auskratzte. Heulend vor Schmerz schleuderte er den Dämon von sich weg. Tränen quollen sowohl aus seinem erblindeten als auch gesunden Auge hervor, denn sein ganzes Gesicht war mit hässlichen, brennenden Kratzern übersät. Entschlossen stand er auf und hob die Bettdecke vom Boden auf. Er hatte vor, den Dämon mit dieser zu ersticken, aber jener war nirgends zu sehen. Also drehte er sich um, um die Deckenbeleuchtung anzuknipsen. Doch kaum hatte er den Finger an den Lichtschalter gelegt, spürte er eine eiskalte Kralle, schärfer als ein Küchenmesser, an seinem Nacken. Langsam wurde sie tiefer in seine Haut, durch Muskelfasern und Knochen hindurchgebohrt, bis ihm auch vor seinem gesunden Auge schwarz wurde.