ALLES AUSSTEIGEN, BITTE! Wir haben unsere Endstation Berlin-Pankow erreicht.
Die Freunde steigen aus dem Sonderzug aus und verabschieden sich vom freundlichen Udo, der sich sogleich die nächste Zigarre anzündet.
»Zigarren sind ja so was wie Salat, bestehen aus langen grünen Blättern mit Spurenelementen.« Ähm, nein, lieber Udo. Nicht ganz, aber wenn du das so siehst … Mach’s dann mal gut!
Was machen eigentlich Susi und ihre Gefährten gerade? Wir sollten uns lieber nicht ablenken lassen, auch nicht von irgendwelchen Panik-Rockern. Hm, im Moment stehen sie einfach nur da und überlegen, wo sie anfangen sollen nach Gollum und dem Ring zu suchen.
»Großartig. Jetzt sind wir den ganzen Weg bis nach Berlin gefahren, sind auf einen Schlag 250 Euro losgeworden und wie geht es nun weiter? Gollum ist bestimmt längst nicht mehr hier. Oder kannst du den Ring irgendwie spüren, Susi, Ringträgerin?«, kann sich Max einen Seitenhieb in Richtung seiner Freundin nicht verkneifen.
»Ach was, kein Stück«, winkt diese ab. »Herr Elrond stellt sich die ganze Sucherei viel zu einfach vor. Am besten wir fragen als Erstes ein paar Leute, ob sie hier irgendwo eine schleichende Kreatur gesehen haben«, schlägt das Mädchen stattdessen vor.
Die fünf Freunde fragen sich also durch halb Pankow und finden in der Tat etwas heraus, das ihnen weiterhelfen könnte. Kommt, lasst uns näher zu ihnen gehen, sonst verpassen wir den Anschluss!
»Hey Leute, kommt mal her! Hier ist jemand, der uns weiterhelfen kann«, ruft Chnum voller Begeisterung und winkt die anderen herbei.
Der Widdergott hat einen Schaffner getroffen, welcher eine sehr seltsame Geschichte zu berichten weiß:
»Als ich einmal die Fahrkarten kontrollieren wollte, es muss so Anfang Juli gewesen sein, da traf ich auf ein seltsames Geschöpf. Eure Beschreibung passt genau«, erzählt der Mann mit der stark zurückgegelten Frisur. »Es war von recht hagerer Gestalt und trug nur eine Art Lendenschurz. Sie fuhr ohne gültiges Ticket mit dem Sonderzug hier her und ich wollte sie zur Wache bringen, da floh sie in die Stadt. In der Tageszeitung vom Tag darauf wurde darüber berichtet. Niemand konnte sich erklären, was für ein Tier das gewesen sein könnte. Ich empfand es eher menschenähnlich, aber was weiß ich schon? Die Kreatur rannte demnach wohl quer über den Wochenmarkt und stahl den Händlern den Fisch aus den Händen. Die Menschen gerieten in Panik und die Polizei wollte ihn festnehmen, diesen Unruhestifter, doch er floh zurück zum Bahnhof und nahm den Eilzug nach Kyffhäuser. Meine Kollegen berichteten mir, dass sie das gesamte Abteil stundenlang durchlüften mussten, weil es so sehr nach rohem Fisch stank. Mehr kann ich euch darüber leider nicht erzählen«, entschuldigt sich der Schaffner nach seiner aufschlussreichen Beschreibung dieses kuriosen Vorfalls.
»Vielen Dank, Sie waren uns eine große Hilfe. Auf Wiedersehen und weiterhin viel Spaß mit ihren zukünftigen Bahngästen. Wir hoffen sehr, dass es nicht noch mehr Störenfriede dieser Art geben wird«, bedankt sich Susi bei dem hilfsbereiten Zugbegleiter und wendet sich wieder ihren Freunden zu.
»Und wie geht’s jetzt für uns weiter?«, fragt Max und ahnt vermutlich bereits, wie die Antwort lauten wird.
»Ganz einfach. Immer der Spur nach. Wir nehmen den nächsten Zug nach Kyffhäuser und suchen dort weiter nach unserem King Gollum«, antwortet Susi grinsend.
Sie freut sich doch nicht etwa auf eine weitere lange Zugfahrt?
»Die nächste Bahn dorthin fährt aber erst um 22:30 Uhr. Das ist doch viel zu spät«, protestiert Max gegen ihren Vorschlag und gähnt demonstrativ.
»Wollen wir uns etwa ein Hotelzimmer nehmen und untätig herumsitzen, während Gollum die Menschheit nervt? Nein, das ist nicht unsere Art. Wir warten auf den Zug und tun, was wir tun müssen«, befiehlt Susi, die die Sache einfach nur so schnell wie möglich hinter sich bringen will.
Oder treibt sie etwas anderes an? So motiviert kannte man sonst nur Max, aber ich habe euch ja gesagt, dass sie sich irgendwie verändert hat.
»In Ordnung. Aber ich kann nicht versprechen, dass ich nicht einschlafe, während der Fahrt«, knickt Max schließlich ein.
»Ich auch nicht. Aber Legolas schläft doch sowieso mit offenen Augen. Er sagt uns sicher Bescheid, wenn wir angekommen sind oder irgendwas passieren sollte.« Susi grinst den Elben breit an, während dieser nur verlegen nickt.
Die fünf Abenteurer müssen jetzt drei Stunden auf die Verbindung nach Kyffhäuser warten. Ja, wir auch. Das wird wirklich eine langwierige Veranstaltung, auf die wir uns hier eingelassen haben.