-Der Wunsch nach Unendlichkeit liegt uns Menschen inne. Vielleicht schon vor unserer Geburt sehnt sich unsere Seele nach Unsterblichkeit. Doch ist unsere Seele nicht unendlich?-
Diese Inschrift fand ich an einem Stein, verborgen unter einer Decke aus Steinen mit kryptischen Symbolen, mitten im Wald. Daneben eine Höhle, doch war sie zu finster als dass ich sie betreten wollte. Ich speicherte den Punkt auf meinem GPS, welches ich aus Sicherheitsgründen bei meinem Hobby, dem Tracking, stets bei mir trage. Ich beschloss mit einem Freund und frischen Batterien in meiner Taschenlampe wieder zu kommen. Dann wenn die Furcht mich verlassen sollte, wollte ich die Höhle betreten.
Doch die Furcht folgte mir in die Nacht. Ich träumte wie Steine auf mich herabstürzten, wie ich gefangen in der einstürzenden Höhle den Bann eines Fluchs gebrochen hatte. Von Hilfe verlassen schrie ich um Hilfe, doch brach der Fluch erst mit meinem Öffnen der Augen, Tageslicht drang in meine Pupillen.
Dass die Höhle mich ins Reich der Träume begleitet hatte machte mir bewusst, dass ich sie nicht verdrängen konnte und dass ich dem, was ihre Faszination ausübte nachgehen musste. Ich griff zum Handy und rief meinen besten Kumpel an. Wir verabredeteten uns auf 13 Uhr am Waldesrand.
Wir schüttelten die Hände und gingen anschließend zu dem Steinbruch in dem ich die Höhle gefunden hatte.
"Glaubst du dort liegt ein Schatz begraben?", fragte mein Kumpel und warf einen Blick auf den Stein mit den in sich geschlungenen Spiralen. Er hatte ihn in der Hand, dann warf er ihn beiseite.
"Ich weiß nicht. Doch irgendwas wird darin sein, anders als durch den Menschen scheint diese Höhle nicht entstanden zu sein.", sagte ich und deutete auf die stützenden Holzbalken an der Decke.
Wir gingen hinein. Die Taschenlampe reflektierte an einem Spiegel, der sich um die Ecke bog. Ich hatte mich an meinem eigenen Spiegelbild erschrocken.
Wir gingen scheinbar endlose Gänge und Tunnel, hier und da waren Gabelungen und Abzweigungen vorhanden, die Gott weiß wohin führten. Aufgeregt umklammerte ich das GPS.
"Vielleicht ein altes Bergwerk.", sagte mein Kumpel.
"Da vorne ist Licht.", sagte ich.
Langsam gingen wir auf das Licht zu, ich leuchtete meinem Kumpel ins Gesicht, ich erkannte die Furcht in seinen Augen. Das Licht kam näher und als wir es erreicht hatten, fanden wir eine hell erleuchtete Halle, verziert mit kryptischen Symbolen und Inschriften.
"Wer ist da?", rief eine Stimme.
Instinktiv duckten wir uns.
"Ich finde euch schon!", rief es.
An der Mauer gegenüber ging der Schatten eines Mannes mit Gewehr.
"Fuck!", flüsterte mein Kumpel.
Der Mann horchte auf und ging nun auf uns zu. In Todesangst suchte ich nach meinem Messer. Doch zu spät, schon stand der Mann vor uns und richtete das Gewehr auf uns.
"Runter! Hinlegen!"
Die Schnüre spannten fest um meine Arme und Beine, gefesselt lag ich da und flehte in Gedanken um mein Leben.
Der Mann sah mir in die Augen, ein von Falten durchsetztes Gesicht, er sagte:
"Ihr seit zu jung um des Geheimnisses wegen hier zu sein. Was wollt ihr hier?"
"Tracking!", sagte ich Kraft der Angst zu laut, es hallte in der Halle wieder.
Der Mann sah mir in die Augen und sagte:
"Ich bin 294 Jahre alt. Doch ein Mörder bin ich nicht. Ich werde euch mit dem Geheimnis hier begraben."
Dann ging er zur Mauer hin unter dem Schoss einer eingezeichneten Frau drehte er an einem Stein und aus der Erde fuhr ein Brunnen, wie man ihn in der schönsten Fantasie nicht hätte ausmalen können. Der Mann sprang voll bekleidet hinein. Prustete das Wasser aus seinem Mund, fand sichtlich Gefallen an seinem Bad und als er den Brunnen verließ, stieg ein Mann um die Mitte 20 aus dem Bad.
"Das ist der Jungbrunnen.", flüsterte mein Kumpel.
"Genau. Und der Ort an dem ihr verenden werdet.", sagte der junge Mann und spuckte auf den Boden.
Die Tür fiel zu. Der Mann hatte uns verlassen und wir lagen noch immer in Fesseln.
"Kommst du an mein Messer?", fragte ich meinen Kumpel.
Nach etwa 2 Tagen hatten wir uns befreit. Es war eine Tortur mit dem Messer, immer wieder fiel es aus den zusammengebundenen Händen.
Ich kenne den Ort und wenn ich alt bin, werde ich vielleicht dorthin zurückkehren. Vielleicht aber auch nicht. Es ist doch nur die Angst vor dem Tod, die uns wünschen lässt, die Stoppuhr des Lebens neu aufzuziehen. Nur wer stirbt, kann beantworten, ob man eine Seele hat. Ich frage mich seit jenem Tag, ob ich eine Seele habe oder ob ich glücklicher den Weg fand, unendlich zu sein.